Hinfort mit matschig-unscharfem, charakterlosem Einheitsbrei. Hinweg mit dem nass-grauen Winteralltag. Adieu, Monotonie! Wer Filme liebt, hat einen Pflichttermin mit einem Lebensgeister weckenden, herzzerreißenden und atemberaubend schönen Meisterwerk!
Denn arte zeigt am heutigen 19. Dezember 2024 ab 23.00 Uhr „Die Regenschirme von Cherbourg“ – und somit einen in unvergesslichen Farben leuchtenden, mit lebhafter Musik versehenen Filmklassiker, der derzeit auf keinem Streamingdienst zu finden ist! Wer das Meisterwerk in all seiner Strahlkraft erleben möchte, sollte also einschalten oder den Festplattenrekorder bemühen. Alternativ gibt es als Kompromiss die DVD zum Film ...
... wobei sie bloß eine Annäherung an dieses cineastische Juwel darstellt, das in bestmöglicher Qualität aufgesogen werden will. Empfehlenswert ist außerdem die ab 0.30 Uhr bei arte laufende Begleitdokumentation „Jacques Demy – Filmemacher zwischen Grau und Rosa“, die sich auch in der arte-Mediathek befindet.
"Die Regenschirme von Cherbourg": Lebensfreude, Herzschmerz und Filmkulturaustausch an der Küste
November 1957 in der französischen Küstenstadt Cherbourg: Geneviève Emery (Catherine Deneuve) verkauft mit ihrer Mutter Anne (Anne Vernon) Regenschirmen in einer pittoresken Boutique. Gegen den Willen ihrer Mutter hat sich die 17-Jährige in den Autoschlosser Guy (Nino Castelnuovo) verliebt – ginge es nach Frau Mama, würde Geneviève in den Armen des reichen Diamantenschleifers Roland (Marc Michel) liegen!
Dann entzweit das Schicksal die jungen Liebenden: Guy wird von der Armee eingezogen und nach Algerien in den Krieg geschickt. Geneviève ist todtraurig, verzweifelt und ratlos, was die Welt ihr ohne Guy zu bieten haben könnte...
Regisseur und Autor Jacques Demy tänzelte mit „Die Regenschirme von Cherbourg“ durch unerforschtes Territorium: Sein komplett durchkomponiertes Musical wagt mit leichten Füßen und schwerem, sehnsuchtsvollem Herzen eine spezielle Verschmelzung aus Inspirationen und Klangfarben, an die sich zuvor niemand getraut hat!
„Die Regenschirme von Cherbourg“ fußt auf Stilelementen der schillernd-unbeschwert erzählten, streng abgesteckte Erwartungen erfüllenden Musicals, wie sie das Hollywoodstudio MGM perfektionierte. In ebenbürtiger Intensität verlieh Demy seinem Film Markenzeichen der Nouvelle Vague – darunter eine befreite Kamera, forsche Figuren und existenzielle Sorgen.
Somit prallen romantische Nostalgie und abgeklärter Alltagsrealismus, durchorchestrierte Klang- und Bildästhetik sowie unberechenbare Entwicklungen, zugespitztes Pathos und kleinlaute Zwischenmenschlichkeit aufeinander. All dies in einer bewegenden, filmisch-magischen Konstellation, die selbst nach 60 Jahren einzigartig ist.
Emma Stone, Ryan Gosling und Margot Robbie: Ein jauchzendes Filmerbe
„Die Regenschirme von Cherbourg“ ist ein einzigartiges Glanzstück, doch keineswegs insular: Die mitreißende Diskrepanz aus Romantik und Realität inspirierte seither unzählige Filmschaffende, wie Damien Chazelle, dessen fabelhafter Oscar-Abräumer „La La Land“ sich kreativ in ähnlichem Maße aus „Die Regenschirme von Cherbourg“ und „Singin' In The Rain“ nährt.
Zudem fällt es schwer, sich eine Welt vorzustellen, in der Baz Luhrmanns „Moulin Rouge!“ entstanden wäre, hätte Demy nicht zuvor von Liebe und Leiden in Cherbourg trällern lassen. Und auch Greta Gerwigs Milliarden-Dollar-Hit „Barbie“ wäre ohne Demys Vorleistung niemals das geworden, was er ist:
Diese Filme MÜSST ihr gesehen haben, bevor ihr "Barbie" im Kino schaut!Falls ihr bisher gezögert habt, euch ein komplett gesungenes, französisches Musical anzuschauen – vielleicht bewegt euch das Wissen über sein Erbe dazu, ihm eine Chance zu geben. Es wäre eine Bereicherung. Denn: Wer die Kunstform Film in all ihren Facetten liebt, wird in „Die Regenschirme von Cherbourg“ Brillanz erkennen! In der Hingabe, mit der sich die von Jacqueline Moreau bildhübsch eingekleideten Castelnuovo und Deneuve berühren, sowie in der tiefen, die Welt hinterfragenden Sehnsucht hinter ihren Augen.
Darin, wie leicht es Demy aussehen lässt, herzliches Schmachten und intelligente Beobachtungsgabe unter einen Regenschirm zu bringen. Im Zusammenprasseln von bilderbuchhafter Einfachheit und Tiefen, die den Atem stocken lassen. In Michel Legrands Liedern, die sich nicht mit Vorreden aufhalten. Und in diesen kräftig leuchtenden, detailvernarrten Aufnahmen des Kameramanns Jean Rabier:
Jedes Einzelbild in „Die Regenschirme von Cherbourg“ erzählt eine Geschichte. Und im Chor singen sie ein Lied, das derart poetisch, adrett, fidel und schmerzhaft ist, dass man es (im Gegensatz zu so manchem Regenschirm) wohl nie mehr vergisst!
Falls euch nach „Die Regenschirme von Cherbourg“ der Sinn nach noch mehr meisterhafter Filmkunst steht, dürft ihr auch folgenden Streaming-Tipp nicht auslassen!
Heute gratis streamen: Dieses 200-Minuten-Meisterwerk ist ganz offiziell der beste Film aller Zeiten!*Bei den Links zum Angebot von Amazon handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links erhalten wir eine Provision.