Was haben „Vom Winde verweht“, „Casablanca“, „Ben Hur“, „Lawrence von Arabien“, „Der Pate“, „Platoon“, „Der mit dem Wolf tanzt“ und „Gladiator“ gemeinsam? Sie alle wurden bei der Oscar-Verleihung als Bester Film prämiert – und gelten heute als Klassiker und Meilensteine der Kinogeschichte.
Natürlich ist es für jeden Film die ultimative Ehre, sich in eine Reihe mit diesen Kinowerken stellen zu können. Doch selbst die Auszeichnung mit dem noch immer größten Filmpreis der Welt in der absoluten Königskategorie ist keine Garantie dafür, sich längerfristig im kulturellen Gedächtnis behaupten zu können. Oder wann habt ihr zuletzt an „Tom Jones - Zwischen Bett und Galgen“ (1964) oder „L.A. Crash“ (2006) gedacht?
Um ein besonders erstaunliches Beispiel handelt es sich bei dem großen Oscar-Sieger von 2022: „CODA“ konnte sich als Bester Film u.a. „Dune“, Steven Spielbergs „West Side Story“, Jane Campions gefeierten Netflix-Western „The Power Of The Dog“ oder das japanische Meisterwerk „Drive My Car“ durchsetzen – doch nicht einmal drei Jahre später scheint nahezu niemand mehr an den zweiten Langfilm von Regisseurin Siân Heder zu denken, der außerdem Preise für das beste adaptierte Drehbuch sowie Nebendarsteller Troy Kotsur erhielt.
Darum ist "CODA" schon wenige Jahre nach seinem Oscar-Sieg in Vergessenheit geraten
Das hat mehrere Gründe: Zum einen war „CODA“ kaum irgendwo auf der großen Leinwand zu sehen. Bereits kurz nach seiner Premiere auf dem Sundance-Festival im Januar 2021 sicherte sich AppleTV+ die weltweiten Vertriebsrechte, sodass der Film in den meisten Ländern nur im Streaming veröffentlicht wurde – und das noch exklusiv auf einem Dienst, der nicht annähernd so viele Abonnent*innen verzeichnet wie Netflix, Amazon Prime Video & Co.
Zum anderen erhielt das Remake der französischen Tragikomödie „Verstehen Sie die Béliers?“ zwar überwiegend positive Kritiken. Doch auch wenn der Film ein wichtiger Meilenstein in Sachen Repräsentation war, handelt es sich bei der Coming-of-Age-Geschichte der 17-jährigen Ruby Rossi (Emilia Jones), die das einzige hörende Mitglied einer gehörlosen Familie in einer englischen Fischereistadt ist, wie schon beim Original letztlich einfach „nur“ um einen relativ simpel gestrickten Feel-Good-Film.
Auch FILMSTARTS-Autor Michael Meyns vergab in seiner Kritik so nur solide 3 von 5 Sternen. Vermutlich hat die Academy hier also eher nach Thema als nach filmischen Gesichtspunkten entschieden.
Ob auch Denzel Washington für „CODA“ abgestimmt hätte? Wir werden es wohl nie erfahren. Denn der „Gladiator 2“-Star ist zwar Mitglied der Academy, weigert sich aber seit 24 Jahren standhaft, von seinem Stimmrecht Gebrauch zu machen. Warum, das erfahrt ihr im folgenden Artikel:
"Sie ignorieren mich, ich ignoriere sie": Deshalb stimmt Denzel Washington seit 24 Jahren nicht mehr für die Oscars ab