Es gibt sie immer wieder, diese Sonderfälle, bei denen man sich fragt, was die Kritiker und Kritikerinnen dieser Welt denn für einen Film gesehen haben, um eine derart konträre Meinung zur eigenen zu haben. Aber am Ende hat eben jeder seine eigene Meinung, und das ist auch gut so. Im Fall von „Mann unter Feuer“ sehe ich mich als FILMSTARTS-Redakteur allerdings fast schon in der Pflicht, ein wenig gegenzusteuern.
Denn in der 2-Sterne-Kritik zu Tony Scotts Rache-Reißer fallen etwa Attribute wie „langatmig“ oder „oberflächlich“, darüber sei der Film einfach „überflüssig wie ein Kropf“. Und auch der Kritikerschnitt auf Rotten Tomatoes von gerade einmal 39 Prozent verspricht nicht gerade große Unterhaltung, wie man sie von Regie-Ass Scott und Hauptdarsteller Denzel Washington erwarten würde. „Aber ist der Film wirklich so schlecht?“, könnte man an dieser Stelle fragen.
Nun, meiner Meinung ist er nicht nur nicht schlecht, sondern sogar richtig gut. Wer die Möglichkeit hat und eine Schwäche für Selbstjustiz-Thriller mitbringt, kann sich heute Abend selbst davon überzeugen: Kabel Eins zeigt „Mann unter Feuer“ am 18. Dezember um 23.50 Uhr. Alternativ gibt es den Film aktuell im Abo bei Disney+:
Darum geht’s in "Mann unter Feuer"
„Mann unter Feuer“ basiert auf dem Roman „Man On Fire“ von A.J. Quinnell*, der 1987 schon einmal mit Scott Glenn in der Hauptrolle verfilmt wurde. Im Zentrum der Geschichte steht der Ex-Agent John Creasy (in der Neuverfilmung: Denzel Washington), der einst für reihenweise schmutzige Jobs eingesetzt wurde – und nun mit den traumatischen Folgen seiner Erlebnisse zu kämpfen hat.
Als sich eines Tages sein Kumpel Rayburn (Christopher Walken) bei ihm meldet, um ihm einen Job als Bodyguard der kleinen Pita Ramos (Dakota Fanning) in Mexico City anzubieten, tut sich für ihn ein Licht am Ende des Tunnels auf. Es scheint wieder bergauf zu gehen.
Creasy nimmt den Job an und freundet sich schließlich mit dem kleinen Mädchen an. Als sich dann allerdings eine Gruppe von Entführern über sie her macht, bleibt er schwer verwundet zurück. Und während er selbst schnell ins Zentrum der Ermittlungen gerät, hat Creasy nur noch eines im Sinn: die Rettung von Pita und Rache an ihren Kidnappern.
Großes Rache-Kino: Spannend, brutal & emotional
„Mann unter Feuer“ ist visuell ein waschechtes Tony-Scott-Vehikel. Neben intensiven Farben, starken Kontrasten und schnellen Schnitten setzte der 2012 verstorbene Filmemacher auf unterschiedlichste Stilmittel, die dem Film einen wilden, abwechslungsreichen und unverwechselbaren Look verpassen.
Vor allem aber nahm er sich genügend Zeit, um nicht nur John Creasy ausführlich einzuführen, sondern vor allem auch dessen Beziehung zu seinem Schützling zum emotionalen Anker des Films zu machen. Der erste Akt legt so am Ende auch den entscheidenden Grundstein für eine Entführungsszene, die durch Mark und Bein fährt. Und von da an geht’s sowieso rund.
Wer nichts von Filmen wie „96 Hours“ mit Liam Neeson, „John Wick“ oder auch „The Equalizer“ (in Teil 3 erwarten uns übrigens Denzel Washington und Dakota Fanning wieder Seite an Seite) hält, weil darin Selbstjustiz als treibende Kraft des Geschichtenerzählens genutzt wird, dürfte auch mit „Mann unter Feuer“ seine Probleme haben. Wer es bei solchen Filmen aber immer wieder „genießt“, vom tragischen Anfang bis zum hoffentlich erlösenden Finale mit den Protagonisten mitzufiebern, ist bei Denzels Rachefeldzug definitiv an der richtigen Adresse.
Auch wenn Denzel Washington zu den größten Schauspielern der Gegenwart zählt, ist der Oscarpreisträger keineswegs auf all seine Arbeiten stolz:
"Ich habe ein paar echte Schrottfilme gemacht": Denzel Washington spricht über die schlechteste Phase seiner Karriere*Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links erhalten wir eine Provision. Dies ist eine Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.