Unabhängig davon, woran ich glaube oder eben auch nicht glaube, finde ich filmische Auseinandersetzungen mit Religion, manifestierten Wertvorstellungen und allem, was den Menschen Hoffnung gibt – oder nimmt – von Haus aus spannend. Und dem vor allem für seine legendären Gangstersagen wie „GoodFellas“ bekannten Martin Scorsese geht es da nicht anders.
Von „Taxi Driver“, in dem Robert De Niro als Kriegsheimkehrer den Glauben an die Gesellschaft zunehmend verliert, bis hin zu „Die letzte Versuchung Christi“, in dem der Regie-Meister die Geschichte von Jesus von Nazareth erzählt: Scorsese näherte sich der Glaubensfrage im Laufe seiner Karriere auf verschiedenste Weisen an. Darunter auch in einem prominent besetzten, herausragend erzählten und episch bebilderten Historien-Drama von 2016, das jedoch viel zu wenig Aufmerksamkeit erfuhr: „Silence“ – jetzt neu bei Amazon Prime Video:
Gerade einmal 23,8 Millionen Dollar – und damit nicht mehr als knapp die Hälfte seiner Produktionskosten – konnte der oscarnominierte Film mit Marvel-Star Andrew Garfield („The Amazing Spider-Man“), Action-Hüne Liam Neeson („Schindlers Liste“), Adam Driver („Megalopolis“) und dem unter anderem aus „Shogun“ und den „Thor“-Filmen bekannten Tadanobu Asano an den weltweiten Kinokassen spülen.
Auch danach konnte das Priester-Drama keinen Kultstatus (wie etwa „The Wolf Of Wall Street“) erlangen oder sich als Prestigeprojekt („The Irishman“) nachhaltig ins Gedächtnis brennen. Dabei handelt es sich bei „Silence“ um den wohl intensivsten und vielleicht auch spannendsten Scorsese-Film der jüngeren Vergangenheit. Davon könnt ihr euch nun auf Amazon Prime Video ein Bild machen.
"Silence": Ein Herzensprojekt von Martin Scorsese
„Silence“ ist Scorsese dritter Film – nach „Kundun“ und dem eingangs erwähnten „Die letzte Versuchung Christi“ –, in dem eine religiöse Figur mit ihrem Glauben hadert. Und doch genießt die Romanverfilmung basierend auf dem gleichnamigen Werk von Shūsaku Endō doch einen gewissen Sonderstatus. Denn bereits in den späten 80ern, als Martin Scorsese der Einladung Akira Kurosawas nach Japan nachkam, um für dessen „Dreams“ in die Rolle von Vincent van Gogh zu schlüpfen, weckte „Silence“ seine Aufmerksamkeit.
Scorsese sicherte sich kurz darauf die Rechte für die Verfilmung, die in den folgenden 25 Jahren zum vielleicht größten Herzensprojekt des Meisterregisseurs avancierte. Denn „Silence“ habe ihn nicht einfach nur fasziniert, sondern im Laufe der Zeit Fragen aufgeworfen, beantwortet und schließlich wieder neue Rätsel aufgegeben. „Es ist eine Obsession“, verriet Martin Scorsese so einst. „Es ist eine starke, wunderbar wahrhaftige Geschichte“, die er um jeden Preis erzählen wollte. Und letztlich auch erzählte.
Die Produktion von „Silence“ verschlang zwischen 40 und 50 Millionen Dollar und entwickelte sich für die zahlreichen dafür kollaborierenden Studios zur wirtschaftlichen Enttäuschung. Dem entgegen steht jedoch nicht nur ein hervorragender, außergewöhnlicher Film, sondern eine auf vielen Ebenen bereichernde Erfahrung. „Silence“ fasziniert und erschüttert, vor allem aber lädt der Film zu einer Auseinandersetzung mit dem eigenen Sein ein – und hat so das Zeug dazu, in vielen Jahren als Klassiker in den Hollywood-Olymp gehoben zu werden.
Erzählt wird die Geschichte des jungen portugiesischen Jesuiten Sebastião Rodrigues (Andrew Garfield), der 1638 gemeinsam mit seinem Begleiter, Bruder Francisco Garrpe (Adam Driver), nach Japan reist, um als Priester geheime Missionsarbeit zu leisten. Mit der Hilfe eines Übersetzers (Tadanobu Asano) sollen sie außerdem das weit verbreitete Missverständnis aufklären, Sebastiãos alter Lehrmeister, der berühmte Pater Cristóvão Ferreira (Liam Neeson), sei vom Glauben abgekommen.
Vor Ort bietet sich den Männern Gottes jedoch ein grausames Bild. Seit einem Aufstand der größtenteils katholischen Bauern sind die Christen des Landes Opfer einer brutalen Verfolgung durch die Regierung. Folterungen, Kreuzigungen und unmenschliche Demütigungen stehen an der Tagesordnung – und lassen Sebastião und Francisco ihre Aufgabe zunehmend anzweifeln…
Welchen Superhelden-Film Scorsese indes ins Herz geschlossen hat, auch wenn er aus seiner grundsätzlichen Abneigung gegen das Genre keinen Hehl macht, erfahrt ihr im folgenden Artikel:
"Ich bin froh, dass das ein Erfolg war": Martin Scorsese mag diesen Marvel-Film*Bei dem Link zum Angebot von Amazon handelt es sich um einen sogenannten Affiliate-Link. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision.