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    "Ich dachte, er macht einen Scherz": Vor 50 Jahren begriff Steven Spielberg nicht, dass er gerade eine der größten Filmmusiken aller Zeiten hört
    Michael Bendix
    Michael Bendix
    -Redakteur
    Schaut pro Jahr mehrere hundert Filme und bricht niemals einen ab. Liebt das Kino in seiner Gesamtheit: von Action bis Musical, von Horror bis Komödie, vom alten Hollywood bis zum jüngsten "Mission: Impossible"-Blockbuster.

    Das „Der weiße Hai“-Thema ist so simpel wie genial – und bis heute legendär. Doch als Komponist John Williams es Steven Spielberg zum ersten Mal vorstellte, brach dieser in ungläubiges Gelächter aus...

    Der französisch-amerikanische Autor und Regisseur Laurent Bouzereau ist eine Koryphäe, wenn es um Making-of-Filme und Behind-the-Scenes-Literatur geht. In den vergangenen 40 Jahren hat er hinter die Kulissen zahlreicher Blockbuster und großer Kinofilme geblickt, wobei sein besonderer Fokus auf dem Kino von Steven Spielberg liegt. Von der „Indiana Jones“-Trilogie über „E.T. – Der Außerirdische“ bis hin zu „Jurassic Park“: Wer schon einmal versucht hat, tiefer in die Entstehungsgeschichten der größten Spielberg-Hits einzutauchen, ist mit großer Wahrscheinlichkeit über mindestens einen Dokumentarfilm von Bouzereau gestolpert.

    Auch in der Doku „Music By John Williams“, die ihr aktuell bei Disney+ streamen könnt*, spielt Steven Spielberg eine übergeordnete Rolle – schließlich sind die Karrieren von Spielberg und Williams eng verbunden: Seit dem Roadmovie-Thriller „Sugarland Express“ (1974) hat der Komponist die Musik zu insgesamt 29 (!) Filmen der Regie-Legende beigetragen, wobei einige der berühmtesten Scores der Filmgeschichte entstanden sind.

    Steven Spielberg hat das "Der weiße Hai"-Thema nicht verstanden

    Dazu gehört natürlich auch das genial simple Titelthema von „Der weiße Hai“: ein aus gerade mal zwei Noten (E und F) bestehendes Ostinato in tiefer Tonlage, das sich nur in Lautstärke und Intensität verändert, um anzukündigen, dass das titelgebende Meeresungeheuer sich nähert. Effektiver geht es kaum – doch wie er in „Music By John Williams“ zugibt, war Spielberg anfangs alles andere als überzeugt von der minimalistischen Idee seines Stammkomponisten...

    „Ich dachte, er macht einen Scherz“, so der 77-Jährige. „Ich dachte: ‚Mein Gott, wir werden kein Orchester haben, es wird nur ein Klavier geben, auf dem John ein paar tiefe Töne spielt.‘ Aber du [er richtet sich an John Williams] hast mir gesagt, ich solle gut zuhören. Und schließlich habe ich verstanden, dass deine Idee genial war.“

    Williams hatte drei Jahre zuvor für das Musical „Anatevka“ seinen ersten Oscar gewonnen, und auch für Spielberg schrieb er später zahlreiche symphonische Orchesterscores. Etwas ähnliches stellte sich der „A.I.“-Schöpfer anfangs auch für „Der weiße Hai“ vor – und man kann nur froh sein, dass Williams ihn letztlich davon überzeugen konnte, dass in diesem speziellen Fall weniger tatsächlich mehr ist.

    Wer an den Film denkt, hat mit Sicherheit sofort die besagten beiden Töne im Ohr. Umgekehrt stellt sich wahrscheinlich sofort ein Gefühl der Beklemmung ein, sobald man das so schlichte wie brillante Thema hört. Das hat auch die Academy honoriert – und Williams seinen zweiten Oscar spendiert!

    Wusstet ihr übrigens, dass Spielberg den Regieposten für „Der weiße Hai“ beinahe gar nicht bekommen hätte? Die ganze Geschichte lest ihr im folgenden Artikel:

    "Ich dachte schon: Das war's": Steven Spielberg wäre die Regie von "Der weiße Hai" beinahe weggeschnappt worden

    Ein ähnlicher Artikel ist zuvor bereits auf unserer französischen Schwesternseite AlloCiné erschienen.

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