Wenn über das Kino von Quentin Tarantino gesprochen wird, geht es nicht selten um eruptive Leinwand-Gewalt. Doch es gibt etwas, das für seine Filme viel entscheidender ist als spritzendes Blut: komplex-verschachtelte Story-Konstruktionen und so pointierte wie ausufernde Dialogsequenzen – sprich: die Drehbücher, die Tarantino grundsätzlich in Eigenregie verfasst.
Bereits sein Durchbruchsfilm „Pulp Fiction“ brachte dem 61-Jährige seinen ersten Drehbuch-Oscar ein, eine zweite Trophäe erhielt er für das Skript zu „Django Unchained“. Auch „Inglourious Basterds“ und „Once Upon A Time... In Hollywood“ wurden in der Drehbuch-Kategorie für einen Academy Award nominiert.
Wenn Tarantino über die Kunst des Drehbuchschreibens spricht, hat das also Gewicht. In einem Interview mit der Zeitschrift Film Comment hat der „Jackie Brown“-Schöpfer auch verraten, welches Skript für ihn bis heute unübertroffen ist: nämlich das von „Der Teufel mit der weißen Weste“ (1962), einem Gangsterfilm-Klassiker des französischen Meisterregisseurs Jean-Pierre Melville („Der eiskalte Engel“), in dem Jean-Paul Belmondo einen Juwelendieb spielt, der wissen will, wer ihn verraten und damit hinter Gitter gebracht hat.
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„‚Le Doulos‘ [Anm.: so der französische Originaltitel, der für einen Polizei-Informanten steht] war wahrscheinlich schon immer mein Lieblingsdrehbuch aller Zeiten“, so Tarantino. „Ich mochte es einfach, einen Film zu schauen, bei dem ich bis zu den letzten 20 Minuten nicht wusste, was zum Teufel ich da eigentlich sah. […] Ich war wirklich fasziniert davon, wie man, obwohl man nicht weiß, was in der ersten Stunde vor sich geht, trotzdem emotional davon gefesselt ist.“
Der Kult-Regisseur führt seinen Gedanken weiter aus: „[...] Wenn ich mir einen Film ansehe und anfange, verwirrt zu sein, bin ich nicht mehr bei der Sache, ich ziehe mich emotional zurück. Aus irgendeinem Grund ist das bei ‚Der Teufel mit der weißen Weste‘ nicht der Fall. Wenn man den Film zum ersten Mal sieht, hat man keine Ahnung, dass das Geheimnis auf eine so gute Art und Weise aufgelöst wird. Das ist das Schöne daran – ich habe die ganze Zeit an diesen Film geglaubt, obwohl ich noch gar nicht wusste, dass sich mein Vertrauen auszahlen würde.“
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"Er ist schrecklich": Mit diesem gefeierten Western kann Quentin Tarantino rein gar nichts anfangen*Bei dem Link zum Angebot von Amazon handelt es sich um einen sogenannten Affiliate-Link. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision.