Im Kino laufen blutiger Weihnachtshorror und eine maue Festtags-Actionkomödie. Derweil ploppen im Streaming und in der TV-Primetime haufenweise Adventsromanzen auf, die weniger Anspruch an sich haben als eine an der Supermarktkasse ausliegende Grußkarte. Doch verzagt nicht, Weihnachtsverrückte mit Wohlfühl- und (!) Qualitätsanspruch! Schließlich ist der feierliche Festtagsfilmfundus groß genug, um gütige, gelungene Weihnachtsfilme erstmals für sich zu entdecken oder ihnen mit neuen Augen zu begegnen.
Wie wäre es mit einem Ausflug in alte Musicalglanzzeiten, zu denen einer der größten Weihnachtsdauerbrenner seinen Status als klangliches Äquivalent zum eingekuschelten Kakaoschlürfen am Kaminfeuer gefestigt hat? Diese Woche feiert der glitzernde Wohlfühlklassiker „Weiße Weihnachten“ sein 4K-Debüt im deutschen Heimkino!
"Weiße Weihnachten": Darum geht es
Bob Wallace (Bing Crosby) und Phil Davis (Danny Kaye) gehen durch dick und dünn – sie haben zusammen gar den Zweiten Weltkrieg durchstanden. Nunmehr sind sie ein beliebtes Showbiz-Duo, wobei Phil überzeugt ist, dass seinem Kumpel noch eins zur Glückseligkeit fehlt: Eine dauerhafte Liebesbeziehung zu einer Frau, die seine Leidenschaft zur Musik teilt. Welch Zufall, dass sie die Schwestern Judy (Vera-Ellen) und Betty Haynes (Rosemary Clooney) kennenlernen, die gemeinsam als Nachtclubsängerinnen auftreten!
Nach turbulenten Ereignissen verschlägt es die talentierten Doppel nach Vermont, wo sie einem Ex-Vorgesetzten von Bob und Phil aus der Patsche helfen wollen: Sein Hotel ist ins Straucheln geraten. Um die schleppende Wintersaison anzukurbeln, beschließen die findigen Vier, eine bezaubernde Revue auf die Beine zu stellen und so Kundschaft ins Hotel zu locken. Meinungsverschiedenheiten, Stimmungstiefs, Liebeswirrungen und Herzensglück sind vorprogrammiert!
Ein Mega-Hitmusical und sein Titelsong für die Ewigkeit
„Casablanca“-Regisseur Michael Curtiz feierte mit „Weiße Weihnachten“ einen riesigen Erfolg: Das Musical ist der größte Kinohit des Jahres 1954, zudem war „Weiße Weihnachten“ zwischenzeitlich der erfolgreichste Musicalfilm der Kinogeschichte. Darüber hinaus festigte der Film den Stand seines Titelsongs „White Christmas“ als ikonisches Weihnachtslied. Bekanntgemacht hat das Musical es allerdings nicht: Crosby sang es bereits 1942 in „Musik, Musik“.
Diese Version gewann den Oscar für den besten Filmsong und wurde nach leichten Startschwierigkeiten zum Chartstürmer. Doch durch das Neuarrangement für „Weiße Weihnachten“ erhielt der Evergreen einen weiteren Popularitätsschub, der bis heute anhält – und laut Guinness World Records ist „White Christmas“ die meistverkaufte Single aller Zeiten!
"Weiße Weihnachten" ist auch visuell ein Meilenstein
Curtiz' Megahit war der erste Film, der in VistaVision gedreht wurde. Dieser Prozess ermöglichte breite, besonders hochauflösende 35mm-Bilder, und wurde auch für solche Spektakel wie „Die zehn Gebote“ oder „Der unsichtbare Dritte“ verwendet. Darüber hinaus kam bei „Weiße Weihnachten“ das für brillante Farben sorgende Technicolor-Verfahren zum Einsatz, was Curtiz' Musical zu einer regelrechten VistaVision-Visitenkarte macht.
Denn die schillernden, verschnörkelten Kleider, in die Kostümbildlegende Edith Head („Vertigo“) die Hauptdarstellerinnen steckte, die farbenfrohen Kulissen und die atemberaubenden, lebhaften Choreografien sind ein wahres Fest für die Augen! Verantwortlich für die Planung der Tanzeinlagen waren der einflussreiche Tänzer und Choreograf Robert Alton sowie Musical-Legende Bob Fosse, der auch den Lieblingsfilm von „Shining“-Regisseur Stanley Kubrick drehte!
"Der beste Film, den ich je gesehen habe": Dieses Meisterwerk erhielt das ultimative Lob von Regie-Legende Stanley KubrickWo umwerfende Tanzszenen sind, sollten tolle Melodien nicht weit sein. Und die liefert „Weiße Weihnachten“ auch abseits seines Titellieds: Sämtliche Musik stammt vom legendären Komponisten Irving Berlin, der Hollywood und den Broadway jahrzehntelang prägte. „Weiße Weihnachten“ stellt einen Berlin-Querschnitt dar, da der Film voller Neuarrangements und rekontextualisierten Auffrischungen seiner Klassiker ist.
„Weiße Weihnachten“ ist also ein Jukebox-Musical, jedoch eines, das seinen Spagat aus purer Nostalgie und Reinterpretation gekonnt einsetzt: Musikalisch wie narrativ führt „Weiße Weihnachten“ vor, dass nostalgisch-sentimentaler Komfort zwar Geborgenheit bedeutet, Stillstand allerdings bloß zu Frust führt. Betty, Judy, Bob und Phil müssen sich weiterentwickeln, um sich nicht nur geborgen zu fühlen, sondern obendrein Erfüllung zu erlangen.
Selbstredend hat sich die Welt seit „Weiße Weihnachten“ noch weiter gedreht, weshalb manche einst taufrisch gedachte Passagen mittlerweile angestaubt wirken. Doch das schmälert die wärmende, herzliche Wirkung des mit peppigen Dialogen bespickten Klassikers nicht: Dieses bunte, muntere, ebenso rührende wie witzige Festtags-Musical tröstet und heitert auf – mit stattlicher Verlässlichkeit, Warmherzigkeit und Showbiz-Funkelfreude. Das haben wir in diesen kalten Wochen dringend nötig!
Lebensfreude und brillante Farben, aber in einem traumhaften Paris statt irgendwo in Vermont, bietet euch übrigens auch unser folgender Heimkino-Tipp:
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