Bevor es seine schwere Krankheit unmöglich machte, stand Bruce Willis für etliche Direct-to-Video-Filmen vor der Kamera. In diesen fungierte er zumeist nur als namhaftes Zugpferd, mit dessen Nennung ganz oben auf dem DVD-Cover der Film beworben wurde. Im Film selbst war der Mime aber selbst nur sehr kurz zu sehen und sprach – wenn überhaupt – nur ein paar spärliche Sätze.
Seit 2014 hat Bruce Willis in über 35 solcher Projekte mitgewirkt und seinen Namen für qualitativ unterdurchschnittliche Actioner hergegeben, die weder bei seinen Fans noch der Fachpresse gut ankamen. Dementsprechend kassierten diese auf Bewertungsportalen wie RottenTomatoes schlechte Noten.
Der „Stirb Langsam“-Star war zwischenzeitlich dermaßen bekannt dafür, bei jeder noch so kleinen Quatsch-Produktion sein Gesicht in die Kamera zu halten, dass die Verantwortlichen der Anti-Oscars Goldene Himbeere, sogar eine eigene Kategorie nach dem Schauspieler benannten. Diese wurde jedoch nach Bekanntgabe seiner Erkrankung an frontotemporaler Demenz wieder aufgehoben, denn viele dieser Rollen nahm der Mime nur an, weil sein Gesundheitszustand nur noch solche Kurzauftritte zuließ. Doch einen überaus namhaften Fan hat dieses Spätwerk von Bruce Willis: Meisterregisseur Quentin Tarantino.
Charmant und lustig: Das Spätwerk von Bruce Willis
In seinem Video Archives Podcast (via worldofreel) verkündete der exzentrische Filmemacher, dass er sich zuletzt einen ganzen Haufen dieser Filme angeschaut habe – und denen sogar einiges abgewinnen konnte. Insbesondere die Leistung von Bruce Willis habe ihn dabei doch stärker unterhalten, als es die Kritiken vermuten lassen würden:
„Diese Filme, die er für diese Firmen gemacht hat, sind wirklich sehr unter Beschuss geraten, und es gab diese Art von Enthüllungsartikeln, die über sie geschrieben wurden und in denen über diese Filme gelästert wurde. […] Ich war wirklich beeindruckt von Bruce in diesen Filmen. Ich fand ihn darin wirklich charmant. Er ist wirklich lustig.“
Bruce Willis war die Krankheit schon anzumerken
Frontotemporale Demenz macht sich unter anderem durch Sprach- und Gedächtnisprobleme bemerkbar – und laut Tarantino lassen sich diese Symptome auch bereits in vielen dieser Filme erkennen, da es offensichtlich sei, dass Bruce Willis hier einen Ohrhörer getragen hat:
„Man kann nie eine Szene haben, in der er einen Satz sagt, jemand anderes sagt einen Satz und er sagt einen Satz zurück [...] Man bekommt immer nur einen Satz von ihm zu hören, also gibt es immer einen Schnitt. Aber er bringt es zum Laufen. Er macht seine Leistungen nicht schlecht.“
"Sie sind sehr unterhaltsam": Tarantino über das Spätwerk von Willis
Und laut Quentin Tarantino kann man mit den Filmen auch eine richtig gute Zeit haben, wenn nicht zu viel erwartet wird:
„Ich habe mir am Ende etwa sechs von ihnen angesehen, sie sind sehr einfach zu sehen. Sie sind sehr unterhaltsam. Es ist kein Klassiker darunter, es gibt keinen ,Die Rache des Einarmigen', aber die Leute, die diese Filme runtermachen, haben offensichtlich noch nie einen echten Exploitation-Film gesehen.“
Bei solchen Worten wird einem doch glatt ein wenig warm ums Herz. Ob ihr euch Action-Gurken wie „Assassin - Every Body Is A Weapon“ oder „Detective Knight 3: Independence“ jetzt nach dem Lob von Quentin Tarantino wirklich geben wollt, bleibt euch überlassen.
Übrigens könnte „Star Wars“-Heldin Daisy Ridley demnächst in die Fußstapfen von Bruce Willis treten, denn ihr neues Projekt lässt Erinnerungen an „Stirb langsam“ wachwerden. Mehr dazu erfahrt ihr in diesem Artikel:
Daisy Ridley macht auf Bruce Willis: Die "Star Wars"-Heldin legt sich für "James Bond"-Regisseur im Alleingang mit Terroristen an