Mein Konto
    Heute Abend streamen: Eines der größten Netflix-Highlights der letzten Jahre – das kaum jemand gesehen hat
    Daniel Fabian
    Daniel Fabian
    -Redakteur
    Kino aus aller Welt ist wie reisen, ohne vom Sofa aufzustehen. Fremde Kulturen und neue Sichtweisen – davon kann man nie genug haben.

    Auf den 2022er-Bestenlisten fand eines der Netflix-Highlights des Jahres damals kaum Erwähnung. Heute droht es sogar in Vergessenheit zu geraten. Deshalb nutzt FILMSTARTS-Redakteur Daniel Fabian die Gelegenheit für einen (Geheim-)Tipp: „Photocopier“.

    Es ist fast schon drei Jahre her, dass Netflix mit „Photocopier“ einen der stärksten Exklusivtitel des Jahres 2022 veröffentlichte. Doch damals krähte kein Hahn nach dem indonesischen Thriller-Drama. Die Netflix-Charts etwa wurden zu jener Zeit von dem schwachen Science-Fiction-Thriller „Mother/Android“ und dem noch schwächeren Horrorfilm „Die Einöde“ angeführt – und sogar bis heute dürften die Wenigsten mit Netflix-Abo überhaupt schon mal von „Photocopier“ gehört haben. Das legen zumindest die Zahlen auf diversen Bewertungsplattformen nahe.

    Nach all der Zeit (Stand vom 22. Oktober 2024) steht der Film bei nur 3.981 Stimmen bei IMDb sowie 15.386 Stimmen bei Letterboxd. Zum Vergleich: Die sogar noch einige Monate später erschienenen Netflix-Titel „Glass Onion“ (458.150 / 2,4 Millionen) und „Falling For Christmas“ (29.143/131.124) hängen das Highlight aus Südostasien spielend ab.

    Photocopier
    Photocopier
    Starttermin 13. Januar 2022 | 2 Std. 10 Min.
    Von Wregas Bhanuteja
    Mit Shenina Cinnamon, Chicco Kurniawan, Lutesha
    User-Wertung
    3,2
    Im Stream

    Klar, bei US-amerikanischen Filmen spielen natürlich zwei Aspekte mit rein, die für das breite Publikum durchaus entscheidend sind: Da sind zum einen die Stars, die man kennt und immer wieder gerne sieht, und zum anderen natürlich die Synchronfassungen in deutscher Sprache. Wer auf beides verzichten kann, sollte „Photocopier“ aber unbedingt eine Chance geben.

    "Photocopier": Party mit Folgen

    In „Photocopier“ betreut Sur (Shenina Cinnamon) die Website einer Theater-Gruppe, deren Mitglieder naturgemäß gerne im Rampenlicht stehen. Sur jedoch nicht. Sie fühlt sich am wohlsten, wenn sie ihrer Arbeit am Computer nachgehen kann – und zwar allein. Als das Ensemble eines Tages jedoch einen Wettbewerb gewinnt, gibt sich die junge Frau einen Ruck – und geht auf die große Feier, mit der der gemeinsame Erfolg zelebriert werden soll.

    Neu auf Netflix: Einer der 10 besten (und cleversten!) Horrorfilme aller Zeiten – eine echte Genre-Revolution!

    Sur muss ihrem Vater vorab jedoch versprechen, dass sie keinen Alkohol trinken wird. Aber wie es auf ausgelassenen Partys junger Leute nun mal ist, genehmigt sie sich am Ende doch den ein oder anderen Drink. Mit Folgen: Am nächsten Tag entdeckt Sur unvorteilhafte Bilder von sich im Netz, ohne sich daran erinnern zu können, diese selbst gemacht oder zugelassen zu haben. Während dadurch sogar ihr Stipendium gefährdet sein könnte, beginnt sie mit den Nachforschungen. War sie wirklich so betrunken? Oder treibt hier jemand ein böses Spiel mit ihr?

    Beängstigend, wichtig & ein Schlag in die Magengrube

    Wregas Bhanuteja verzichtet darauf, seinen Film in eine düster-launige Exploitation-Granate zu verwandeln – die dann in einem Rachefeldzug gipfelt, den das Publikum himmelhochjauchzend begleitet. Möglichkeiten, in eben jene Richtung abzudriften, hätte seine Geschichte allemal gehabt. Der Filmemacher aber entscheidet sich stattdessen für einen abgründigen Mix aus Drama und Thriller. Der beschäftigt das Publikum auch noch lange nach dem Abspann.

    Dabei schneidet „Photocopier“ Probleme an, die es überall auf der Welt gibt – wenn diese in Indonesien wohl noch wesentlich größer als etwa in Deutschland sein dürften. Er beschäftigt sich mit Religion und ihrer Auswirkung auf die Gesellschaft, mit der ungemeinen Macht der Sozialen Medien sowie vor allem mit längst überholten Rollenbildern. Welchen Status hat ein Mann in der Gesellschaft? Welchen eine Frau? Diesen Fragen geht „Photocopier“ ebenso unnachgiebig wie eindringlich nach.

    Der Film weist auf Missstände hin, vor denen Leute im Alltag nur zu oft die Augen verschließen. Gleichzeitig verzichtet er darauf, allzu mahnend den erhobenen Zeigefinger zu schwingen oder sich gar anzumaßen, Lösungen für jene Probleme liefern zu können. Damit ist „Photocopier“ weniger eine Lehrstunde, sondern vielmehr ein Eye-Opener – und zwar einer, der seinem Publikum nicht nur ein mulmiges Gefühl in der Magengegend bereitet, sondern auch selbst über mögliche Lösungsansätze grübeln lässt...

    Diese Woche neu auf Netflix: Fantasy-Konkurrenz für "Jumanji" und vieles mehr

    Dies ist eine aktualisierte Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.

    facebook Tweet
    Ähnliche Nachrichten
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top