„Wie hätte ich mich wohl in der NS-Ära verhalten? Hätte ich mutig Widerstand geleistet? Hätte ich lieber die Klappe gehalten, um mein Leben nicht zu riskieren, und wäre so zum Mitläufer geworden? Oder hätte ich vielleicht sogar begeistert mitgemacht?“
So gut wie jede*r von uns dürfte sich diese Fragen schon selbst gestellt haben. Die wahre Antwort darauf werden wir – vielleicht zum Glück?! – nie kennen. Trotzdem bleibt diese Gewissensfrage angesichts der Historie, aber leider mehr und mehr auch der Gegenwart unseres Landes interessant. Nach „Napola - Elite für den Führer“ wird sie recht wahrscheinlich in den allermeisten Zuseher*innen wieder hochkommen.
„Napola - Elite für den Führer“ läuft am heutigen 25. Oktober 2024 um 20.15 Uhr auf arte. Eine Wiederholung gibt es am 7. November um 14.15 Uhr. Alternativ könnt ihr den Film derzeit auf Netflix streamen. Zudem ist er als Blu-ray, DVD und kostenpflichtiges Video-on-Demand erhältlich:
Falls ihr Amazon-Prime-Kund*in sein solltet, könnt ihr „Napola“ dort übrigens ebenfalls ohne Aufpreis streamen*. Dazu müsst ihr euch lediglich für den siebentägigen Gratistest des auf Kriegsfilme spezialisierten Battlezone-Channels anmelden. Sofern ihr nicht wieder stornieren wollt, werden nach dem Probezeitraum 6,99 Euro pro Monat fällig.
Eine bewegende Geschichte
Regisseur und Drehbuchautor Dennis Gansel, der seitdem Kinohits wie „Die Welle“ und die „Jim Knopf“-Filme sowie diverse Episoden der Serie „Das Boot“ inszenierte, wurde zu der Story von den Erzählungen seines Großvaters inspiriert. Dieser hatte als Jugendlicher eine Nationalpolitische Erziehungsanstalt (umgangssprachlich: „Napola“) besucht und machte nach dem Krieg Karriere als Offizier bei der Bundeswehr. Dazu recherchierte Gansel ausgiebig und befragte über ein Dutzend historischer Berater, die ebenfalls allesamt Absolventen einer solchen Schule zur Heranbildung des Führungsnachwuchses für das Dritte Reich waren.
Um die Geschichte der von Max Riemelt („Zwei zu eins“) und Tom Schilling („Who Am I“) gespielten Teenager so allgemeingültig wie möglich zu halten, handelt es sich bei der Napola Allenstein um ein fiktives Internat. Gedreht wurde in der in Tschechien stehenden Burg Bouzov. Und auch trotz zur Spannungsförderung eingesetzter Story- und Charaktermechanismen nach dem Vorbild von Filmen wie „Club der toten Dichter“ wirkt das Ganze immer authentisch. Das ist nicht zuletzt so, weil Ausstattung, Kulissen, Dialoge, Szenarien und schauspielerische Leistungen allesamt richtig gut bis sogar exzellent sind.
Was mich noch immer am meisten an „Napola“ begeistert, sind jedoch die emotionalen und zerebralen Ebenen des Films. Als ich ihn 2005 zum ersten Mal sah, war ich noch nicht allzu viel älter als die beiden Protagonisten und wurde von ihrem Denken, Fühlen und Handeln, ihren Wünschen, Ambitionen und inneren Zweifeln stark berührt. Natürlich stellte ich mir – wie zuvor auch schon öfter – die eingangs dieses Artikels erwähnten Fragen. Und selbstverständlich glaubte beziehungsweise wünschte ich, dass ich in ihrer Situation das „Richtige“ getan hätte. Aber kann man sich dessen wirklich sicher sein? Oder machen wir uns vielleicht doch selbst nur etwas vor? Dieser Gedanke bewegt mich, auch dank so gelungener Filme wie diesem, bis heute immer wieder.
Neben Riemelt und Schilling glänzen vor der Kamera unter anderem noch: Justus von Dohnányi („Der Untergang“), Devid Striesow („Nahschuss“), Alexander Held („Sophie Scholl - Die letzten Tage“), Joachim Bissmeier („Anatomie 2“), Claudia Michelsen („Ku'damm 56“) und Jonas Jägermeyr aus „Was nützt die Liebe in Gedanken“.
Das passiert in "Napola"
1942: Der Arbeitersohn Friedrich ist 17 Jahre alt und frönt leidenschaftlich dem Boxsport. Bei einem Wettkampf wird er von Heinrich Vogler entdeckt. Der ist Ausbilder am Napola Allenstein, einem von zahlreichen staatlichen Internaten, die die zukünftige Elite Deutschlands sowohl militärisch als auch ideologisch ausbilden sollen. Vogler spricht den talentierten Jungen an und stellt ihm einen Platz an der Akademie in Aussicht.
Friedrich wittert daraufhin seine Chance auf ein besseres Leben. Er fälscht die Unterschrift seines regimekritisch eingestellten Vaters und nimmt das Angebot an. Der Drill an der Schule ist hart, in Albrecht Stein, dem literarisch ambitionierten Sohn eines mächtigen Gauleiters, findet Friedrich jedoch schnell einen guten Freund. Nach einem Hilfseinsatz für die SS, bei dem sie dabei assistieren, unschuldige Flüchtlingskinder zu erschießen, beginnen die Jugendlichen, an den von ihren Lehrern vermittelten Werten zu zweifeln …
Der mit einem veritablen Action-Superstar besetzte erste Hollywood-Film von „Napola“-Regisseur Dennis Gansel ist aktuell übrigens im Abo von Amazon Prime Video zu sehen. Um welchen Titel es sich dabei handelt und ob es sich lohnt, zwei Stunden in ihn zu investieren, verrät euch FILMSTARTS-Redakteur Pascal Reis im folgenden Artikel:
Neu auf Amazon Prime Video: In dieser Action-Fortsetzung lässt es Jason Statham als kompromissloser Profikiller krachen*Bei den Links zum Angebot von Amazon handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links erhalten wir eine Provision. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.