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    Er geriet völlig in Vergessenheit: Für diesen Zeichentrick-Flop hat Stefan Raab die Musik geschrieben
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Sein erster Kinofilm war Disneys „Aladdin“. Schon in der Grundschule las er Kino-Sachbücher und baute sich parallel dazu eine Film-Sammlung auf. Klar, dass er irgendwann hier landen musste.

    Musik von Stefan Raab, Gesang von Bürger Lars Dietrich, Figuren, denen unter anderem Bastian Pastewka und Otto Waalkes Leben eingehaucht haben: Trotz der Beteiligung zahlreicher Comedy-Superstars ging „Kommando Störtebeker“ total unter.

    RTL/Raab Entertainment

    Er verabschiedete sich und sagte, er kehrt nie mehr vor die Kamera zurück – doch seit einigen Monaten ist er wieder dort: Stefan Raab! Seit seinem Comeback hat der Entertainer geboxt, gequizzt, über TV-Ausschnitte gelästert und Normalos in Studiospielen platt gemacht, quasi wie früher. Bloß, ganz ungewohnt, nicht mehr für ProSieben, sondern für die Mediengruppe RTL. Eine Sache hat sich aber nicht verändert: Raabs Begeisterung für Musik.

    Nicht nur, dass er unmittelbar vor seinem dritten Boxkampf gegen Regina Halmich seinen neuen Song „Pa aufs Maul“ ins Mikrofon rief: In seiner RTL+-Show „Du gewinnst hier nicht die Million!!!“* singt er mit hoher Regelmäßigkeit – und droht wiederholt Großkonzernen, eingängige Lieder über ihre miesen Geschäftspraktiken zu veröffentlichen.

    Der raab'sche Musikkatalog war jedoch sogar schon vor dem sogenannten Raabschied so umfangreich, dass selbst eingefleischte Fans längst den Überblick verloren haben. Denn neben berühmt gewordenen Nummern wie „Böörti Böörti Vogts“, „Wadde hadde dudde da?“ und „Space-Taxi“ finden sich haufenweise Kompositionen, die Raabs Prominenz zum Trotz schnell aus dem kollektiven Gedächtnis verschwunden sind. Darunter selbst der Titelsong eines Otto-Waalkes-Kinofilms!

    Denn 2001 kam „Kommando Störtebeker“ in die deutschen Lichtspielhäuser – und war mangels Erfolg flugs wieder da raus: Obwohl er sich um die beliebten Ottifanten dreht und neben Raab auch Bastian Pastewka, Comedy-Rapper Bürger Lars Dietrich und Otto höchstpersönlich an ihm beteiligten, lösten nicht einmal 61.000 Menschen eine Karte für den Zeichentrickfilm.

    Eine Wiederentdeckung als verkanntes Comedy-Gold war ihm ebenfalls nicht vergönnt, sodass er bald in Vergessenheit geriet – und mit ihm Raabs dafür geschriebene Musik. Falls ihr „Kommando Störtebeker“ trotzdem sehen möchtet, findet ihr ihn bei joyn* im Abo, zudem gibt es den Comedy-Flop auf DVD:

    Darum geht es in "Kommando Störtebeker"

    Ottifanten in Not! Der schusselige Paul Bommel (Bastian Pastewka) verspielt beim Schweinerennen einen Haufen Geld – sage und schreibe 30.000 Mark, die in Wahrheit seinem Chef (Robert Missler) gehören! Er hat nur eine einzige Idee, wie er diese existenzgefährdenden Schulden begleichen kann: Er nimmt sich vor, den Piratenschatz des sagenumwobenen Störtebeker zu finden! Also begibt sich Paul mit Opa Bommel (Ferdinand Dux) und Baby Bruno (Otto Waalkes) auf eine abenteuerliche Reise, die sie in eine ihn völlig fremde Welt führt: in die rappelvolle, sündige Hafenstadt Hamburg!

    Dort müssen sich die kulturgeschockten Rüsselträger durch einen Rummelplatz und die Reeperbahn schlagen, das Endspiel St. Pauli gegen den FC Bayern München durchstehen und rennen in die Dreharbeiten zum neuen Bond – und letztlich machen sie sogar die Insel Sylt unsicher! Währenddessen ist Mutter Renate (Karin Eckhold) schwer mit ihrer im Organisationskomitee zur Rettung des örtlichen Krankenhauses beschäftigt...

    Otto trifft "Werner"-Humor

    Sie mögen beide dem Humorstandort Deutschland ihren Stempel aufgedrückt haben und sich sicherlich einige Fans teilen. Trotzdem dürfte kaum wer den ulkigen Humor von Otto Waalkes und den bretternden Bölkstoffwitz von „Werner“-Schöpfer Brösel verwechseln. Daher ist „Kommando Störtebeker“ ein ziemliches Kuriosum in Ottos Kino-Vita:

    2001 gestartet, also zwischen „Otto – Der Katastrofenfilm“ (seinem letzten „klassischen“ Film mit ihm allein im Mittelpunkt) und seiner Neuerfindung als Ensemblemitglied in familienorientierteren Komödien wie „7 Zwerge – Männer allein im Wald“, orientierte sich der Zeichentrickfilm stark am damals überaus gefragten Humor und Look der „Werner“-Filme.

    Otto, einmal im Your Family Entertainment
    Otto, einmal im "Werner"-Stil, bitte

    Dass einer der Produzenten Michael Schaack ist, ein Veteran der „Werner“-Reihe“, und mit Toby Genkel und Ute von Münchow-Pohl zwei Leuten Regie führten, die zuvor bei „Werner“-Kinoausflügen das Layout respektive die Animation mitverantworteten, ist da wohl kein Zufall. Und so ziehen sich haufenweise Doppeldeutigkeiten, Zoten und kuriose Anblicke wie eine Ottifanten-Domina durch „Kommando Störtebeker“ – sowie durch den Soundtrack:

    Während J.P. Genkel die Instrumentalmusik verfasste, komponierte und produzierte Raab die Songeinlagen. Der von Raab mitgestemmte, von Bürger Lars Dietrich getextete und gesungene Titelsong „Zieh den Rüssel ein, Baby!“ steht da ziemlich symbolisch für den Rest des Films. Und die Kritiken fielen ähnlich niederschmetternd aus wie das Einspielergebnis in den Kinos.

    So nannte der Stern „Kommando Störtebeker“ eine „wirre Aneinanderreihung von typisch hanseatischen Schauplätzen“ mit einem „an Albernheit nicht zu übertreffende[n] Showdown“ und „altbackenen Klischees“. Beim Filmdienst wird er als „langatmiger Zeichentrickfilm, der ohne große Inspiration den ,Ottifanten' ihren ersten Leinwandauftritt beschert“ gescholten und die Cinema fasst ihn wie folgt zusammen: „Platte Scherze, fad gezeichnet und längst antiquiert.“

    Bekanntlich war das Kinojahr 2001 allerdings auch reich an einflussreichen, gefeierten cineastische Erfolgsgeschichten – so nahm damals Peter Jacksons monumentale „Der Herr der Ringe“-Trilogie ihren Anfang. Allerdings hatten vor Kinostart viele Menschen große Zweifel daran, dass sich diese Fantasy-Meilensteine beim Publikum durchsetzen werden. Im folgenden Artikel bringen wir euch die einstigen „Herr der Ringe“-Zweifel näher:

    Das größte Risiko der Filmgeschichte: Niemand glaubte an diese bahnbrechende Fantasy-Trilogie, die fast 3 Milliarden Dollar einspielte

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