Die meisten dürften Peter Jackson wohl für seine „Herr der Ringe“-Filme kennen – und lieben. Die Mittelerde-Trilogie spielte knapp drei Milliarden Dollar ein, wurde mit sage und schreibe 17 Oscars ausgezeichnet und zählt für viele zu den besten Filmreihen aller Zeiten. Horror-Fans dürften den Neuseeländer hingegen vor allem mit seinen Frühwerken in Verbindung bringen, startete dieser seine Karriere – wie übrigens viele heutige Blockbuster-Regisseure (u.a. Sam Raimi, James Gunn und James Wan) – doch mit Low-Budget-Splatter-Abenteuern wie „Bad Taste“.
Mein persönlicher Lieblingsfilm von Jackson war so jahrelang – bis Mitte der 2000er und damit auch nach „Herr der Ringe“ – „Braindead“, die vielleicht bis heute abgefahrenste, kreativste und vielleicht sogar blutrünstigste Gore-Granate der Kinogeschichte. Doch dann holte das Fantasy-Genie mit einem Faible für irrwitzig-blutrünstige Unterhaltung eines der legendärsten Filmmonster überhaupt zurück – und vollbrachte damit das vermeintlich Unmögliche: „King Kong“ ist nicht nur durch und durch großes Kino der alten Schule, sondern ein Blockbuster-Epos, das selbst dem wegweisenden Original das Wasser reichen kann.
Klar, dieselbe Wirkung wie das Original von 1933 erzielte die Neuauflage freilich nicht – schließlich sind die Leute im 21. Jahrhundert viel zu aufgeklärt, um zu glauben, dass gleich tatsächlich ein Riesenaffe durch die Stadt wüten könnte. Und dennoch: Für mich ist „King Kong“ der vielleicht beste Abenteuerfilm der letzten 20 Jahre – der den Glanz großer Hollywood-Klassiker wieder aufleben lässt. Genau davon könnt ihr euch aktuell noch auf Netflix überzeugen. Doch damit müsst ihr euch beeilen, denn mit Ablauf des 15. Oktober 2024 schmeißt der Streaming-Service den Film aus dem Programm. Alternativ könnt ihr danach noch auf WOW* oder Amazon Prime Video ausweichen, wo er vorerst weiterhin im Abo enthalten ist.
Wer ein solches Epos nach der Mehr-ist-mehr-Devise erleben will, muss im TV und Streaming allerdings Abstriche machen. Die volle Affenladung „King Kong“ bekommt ihr hingegen auf Blu-ray*. Denn diese enthält neben der bereits imposanten 187-minütigen Kinofassung auch den noch längeren, noch epischeren und für mich letzten Endes runderen und somit auch besseren Extended Cut mit 200 Minuten Laufzeit.
"King Kong": Der ultimative Peter-Jackson-Film
Jeder kennt die Geschichte des geheimnisvollen Monstrums von Skull Island, das zur Strecke gebracht wird, um der westlichen Welt in Ketten gelegt als achtes Weltwunder präsentiert zu werden. Doch auch wenn wohl wirklich jeder Filmfan mit Kongs tragischem Schicksal vertraut sein dürfte, gelingt es Jackson mit seinem Film neue Impulse zu setzen, die Erzählung um den gigantischen Primaten packend zu erzählen und mit einem nahezu unvergleichlichen Ideenreichtum zu bebildern. Das Ergebnis: Ein wahrlich monumentales Filmerlebnis, das sich selbst vor „Titanic“ & Co. nicht zu verstecken braucht. Die vielen Gemeinsamkeiten mit James Camerons Mega-Blockbuster sind ohnehin kaum von der Hand zu weisen:
Denn ähnlich wie die Saga von Jack und Rose ist auch „King Kong“ im Herzen eine tragische Romanze gewaltigen Ausmaßes – in deren Zentrum hier jedoch die Schöne (grandios: Naomi Watts) und das Biest (grandios animiert: Kong) stehen. Ähnlich wie „Titanic“ erinnert „King Kong“ nicht nur an die Magie, die das Kino seit nun über hundert Jahren ausmacht, sondern lotet zugleich dessen Möglichkeiten aus, große Geschichten zu erzählen.
Obendrein ist der Film eine regelrechte Liebeserklärung an Hollywood – mit seiner Story um eine naiv-verträumte Schauspielerin (Watts), einen erfolglosen Autor (Adrien Brody) und einen mit allen Wassern gewaschenen Regisseur (Jack Black), sowie nicht zuletzt auch dank seiner visuellen Pracht.
„King Kong“ ist eine außergewöhnliche Symbiose aus Tradition und Revolution und erschafft, ähnlich wie „Titanic“, eine faszinierende, historisch angehauchte, überhöhte Welt, in der sich aufwendige Sets und Kulissen sowie revolutionäre CGIs ideal Weise ergänzen. Ob nun das romantisierte New York der 30er-Jahre oder die exotische Heimat Kongs, ob nun das Schiff, auf dem sich Filmemacher Carl Denham mit seiner Crew in ein unheilvolles Abenteuer stürzt oder der titelgebende Affe, dessen Animation auch fast 20 Jahre später noch in Staunen versetzt: „King Kong“ ist ein visueller Hochgenuss mit klassischem Abenteuer-Flair – wie es Hollywood heute kaum mehr hinbekommt.
Klar, WETA-Mitgründer Peter Jackson muss ohnehin längst keinem mehr beweisen, dass er mit digitalen Effekten umzugehen weiß. Und dass er praktische Spezialeffekte wie kaum ein anderer beherrscht, wissen Horror-Fans sogar schon seit seinen Frühwerken. Doch in „King Kong“ finden die Stärken des frühen sowie des späteren Peter Jackson besser denn je zusammen.
Obwohl in erster Linie ein klassisches, groß bebildertes Fantasy-Abenteuer, haben auch Jacksons Ursprünge als Filmemacher großen Einfluss auf seine Kong-Verfilmung, die in zahlreichen vereinzelten Einstellungen sowie ganzen Szenen waschechten Horror zutage fördert. Und dass es zwischen all der Monster-Action auch noch um eine ganz besondere, unmögliche und deswegen eben auch so tragische Liebe geht, die einem immer wieder aufs Neue das Herz bricht, setzt dem Film letztlich noch die Krone auf. „King Kong“ hat einfach alles – und auch noch richtig viel davon.
Ian McKellen enthüllt: Diese reale "Herr der Ringe"-Legende war sein Vorbild für Gandalf!*Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links oder beim Abschluss eines Abos erhalten wir eine Provision. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.
Dies ist eine aktualisierte Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.