Auch Deutschland war eine Kolonialmacht – eine Tatsache, die heutzutage erschreckend vielen Menschen wenig bis gar nicht bekannt ist. Als erster deutscher Kinofilm nahm der im Frühjahr 2023 zunächst auf der Berlinale gelaufene, dann bundesweit in die Lichtspielhäuser gekommene „Der vermessene Mensch“ von „Der Staat gegen Fritz Bauer“-Regisseur Lars Kraume dieses Thema auf.
Am heutigen 4. Oktober 2024 um 20.15 Uhr feiert „Der vermessene Mensch“ nun seine TV-Premiere auf arte. Am 7. Oktober läuft das Historien-Drama um 20.15 auch nochmal im ZDF. Beide Sender bieten den FSK-12-Titel zudem zum Gratis-Streamen in ihren Mediatheken an. Fans haptischer Bildträger können ihn auf Blu-ray oder DVD erstehen:
In den Hauptrollen seht ihr Leonard Scheicher („Das Boot“), Girley Charlene Jazama („The White Line“), Sven Schelker („Auerhaus“), Corinna Kirchhoff aus dem Netflix-Hit „Paradise“ und den 2023 verstorbenen Peter Simonischek („Toni Erdmann“) in einem seiner letzten Auftritte.
"Der vermessene Mensch": Das ist die Story
1896: Vor den Toren Berlins findet eine große „Völkerschau“ statt, bei der Menschen aus den deutschen Kolonien zur Belustigung der Bevölkerung wie Zootiere vorgeführt werden. Der ambitionierte Ethnologe Alexander Hoffmann (Scheicher) nimmt die Gelegenheit wahr, um mehr über die in Deutsch-Südwestafrika lebenden Herero und Nama zu erfahren.
Mit Hilfe der Dolmetscherin Kezia Kambazembi (Jazama), die Deutsch in einer Missionsschule gelernt hat, kommt er dabei zu dem Schluss, dass die Afrikaner*innen gar nicht so anders sind als die Menschen in seiner Heimat. Doch seine Erkenntnis geht gegen die ignoranten Ansichten der damaligen Zeit. Hoffmanns Vorgesetzter an der Uni, Prof. von Waldstätten (Simonischek), warnt den jungen Kollegen sogar ausdrücklich, seine Karriere nicht aufs Spiel zu setzen, indem er solche Thesen öffentlich vertreten würde.
Acht Jahre später reist Hoffmann endlich selbst nach Afrika – auch um Kezia wiederzufinden. Aber anstatt dort weiterforschen und Belege für seine Theorie sammeln zu können, muss er ein Massaker miterleben: Deutsche, sogenannte „Schutztruppen“, verüben den ersten Genozid des 20. Jahrhunderts …
Wie sehenswert ist "Der vermessene Mensch"?
Es ist lobenswert, dass sich ein so bekannter Filmemacher wie Lars Kraume mit „Der vermessene Mensch“ des heutzutage nahezu vergessenen oder besser verdrängten Völkermords an den Herero und Nama im heutigen Namibia beschäftigt. Und das Ganze berührt auch zweifellos. Wie wir in unserer nur durchschnittliche 2,5 von 5 möglichen Sternen vergebenden FILMSTARTS-Kritik anmerken, ist Kraumes Arbeit aber allzu vorsichtig geraten, zu bemüht darum, alles richtig zu machen beziehungsweise politisch korrekt zu sein.
So bleibt am Ende vor allem der gute Wille und das Gefühl, dass mit mehr Mut beim Erzählen der Story plus einem höheren Budget hier noch deutlich mehr drin gewesen wäre. Eine klare Empfehlung können wir also leider nicht abgeben. Das ist schade, denn das Thema ist es auf jeden Fall wert, aufs Tapet gebracht zu werden.
Wer sich den Film – auch wegen der oft berührenden schauspielerischen Leistungen und einiger atemberaubend schöner Landschaftsaufnahmen – dennoch ansehen möchte, sollte dazu auf jeden Fall auch „Der vermessene Mensch - Die Dokumentation“ schauen. Der Dreiviertelstünder läuft am 7. Oktober um 22.00 Uhr – direkt im Anschluss an die Ausstrahlung im ZDF. Zudem ist die Doku ebenfalls in der ZDFmediathek zu finden. In ihr werden die damaligen Ereignisse in Deutsch-Südwestafrika historisch und aus der Sicht der Herero und Nama eingeordnet.
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