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    Heute Abend im TV: Ein bildgewaltiges Sci-Fi-Meisterwerk voller spektakulärer Action
    Pascal Reis
    Pascal Reis
    -Redakteur
    Ob Kugelballett à la John Woo oder ein Vollgasspektakel wie in "Mad Max: Fury Road": Für Pascal erreicht das Actionkino durch Bewegung echte Ekstase.

    „Starship Troopers“ von Paul Verheoven ist nicht nur ein echter Kultfilm, sondern sorgte in den 1990er-Jahren auch für extreme Kontroversen und spaltete gnadenlos die Gemüter. Der blutige Sci-Fi-Kracher läuft heute im Free-TV.

    Paul Verhoeven („Benedetta“) ist seit jeher ein Filmemacher, der immer gut für einen handfesten Skandal ist. Wenn es sich nicht wie bei „Basic Instinct“ oder „Showgirls“ um die Darstellung von expliziter Sexualität und Nacktheit handelt, dann wurde der Niederländer zumeist für das exzessive Abbilden extremer Gewalt von der internationalen Fachpresse in die Mangel genommen. BeiStarship Troopers“, der am 30. September um 23.20 Uhr auf Kabel 1 ausgestrahlt wird, war das nicht anders.

    Der ultrabrutale Sci-Fi-Actioner landete hierzulande Ende der 1990er-Jahre auf dem Index, wurde im Juli 2017 nach 18 Jahren aber wieder rehabilitiert und ist inzwischen ungekürzt mit FSK 16 freigegeben. Das bedeutet nun also auch: „Starship Troopers“ läuft heute Abend uncut im Free-TV. Die Kontroverse, die der Film einst auslöste, soll damit aber nicht in Vergessenheit geraten. Vor allem, weil in diesem Fall mal wieder die Cleverness von Paul Verhoeven außer Acht gelassen wurde...

    Übrigens: Falls ihr den TV-Termin „Starship Troopers“ heute nicht wahrnehmen könnt, habt ihr die Möglichkeit, den Film entweder auf Blu-ray via Amazon zu beziehen oder ihr schaut ihn euch im Abo von Disney+ an, wo er in der Star-Sektion ungekürzt zu finden ist.

    Darum geht es in "Starship Troopers"

    Die Zukunft der Menschheit ist gefährdet. Gigantische Killer-Insekten aus einer anderen Galaxie haben der Erde den Krieg erklärt und drohen nun mit ihrer Zerstörung. In einem letzten Akt der Verzweiflung wird ein Trupp euphorischer Soldat*innen auf den Heimatplanten der Kreaturen geschickt, um sich den Alien-Käfern in den Weg zu stellen.

    Unter ihren befindet sich auch Johnny Rico (Casper Van Dien). Der junge Mann hat noch vor einem Jahr die Highschool besucht – jetzt gehört er zusammen mit Dizzy Flores (Dina Meyer), Carmen Ibanez (Denise Richards) und Carl Jenkins (Neil Patrick Harris) zu den Besten, die das Militär zu bieten hat. Es beginnt ein Kampf, der in einem grausamen Gemetzel endet...

    Ein missverstandenes Meisterwerk

    „Starship Troopers“ sah sich einst dem Vorwurf ausgesetzt, faschistoides Gedankengut zu propagieren, da er nicht nur das Kriegstreiben als brutales Abenteuer in Szene setzt, in dem junge Soldat*innen gegen riesige Käfer in die Schlacht ziehen und dabei ein ums andere Mal voller Stolz über sich hinauswachsen. Auch die von Euphorie angetriebene Selbstverständlichkeit, mit der sich die Männer und Frauen hier in den Dienst ihres Landes stellten, ließ Kritiker*innen rund um den Globus sauer aufstoßen.

    Für mich ist „Starship Troopers“ jedoch eine ganz und gar hervorragende Kriegsatire, die sich genau der Mittel bedient, die Paul Verhoeven wie kaum ein zweiter beherrscht: Feuer mit Feuer zu bekämpfen. Anstatt dem Film propagandistische Züge anzulasten, würde ich vielmehr sagen, dass der Film sich von Anfang bis Ende darum dreht, blinden Gehorsam, Waffenfetischismus und patriotisches Heldentum zu hinterfragen und auf bissig-ätzende Art und Weise zu dekonstruieren.

    „Starship Troopers“ ist damit eine Spiegelung realer Kriegsgeschnisse und stellt das manipulative wie plakative Handeln innerhalb dieser Maschinerie bloß. Bezüge zu den großen Kriegen, die im letzten Jahrhundert unter US-Beteiligung geführt wurden, lassen sich immer wieder entdecken. Verhoeven präsentiert diese satirisch-entlarvenden Spitzen aber nicht auf dem Silbertablett, sondern vertraut auf den wachen Geist seines Publikums.

    Wenn man so möchte, könnte man „Starship Troopers“ auch als dystopische Farce bezeichnen. Wenig verwunderlich ist es daher auch, dass die Uniformen der Offiziere hier an die Garderobe der SS angelehnt ist. Paul Verhoeven hat sich vor den Dreharbeiten intensiv durch die Propagandageschichte gewälzt und nationalsozialistische Statussymbole in das visuelle Konzept seines Films eingebaut.

    "Starship Troopers" funktioniert auch als brachiales Action-Feuerwerk

    Paul Verhoeven übersteigert die patriotischen Parolen sowie die vollkommen einfältigen Schwarz-Weiß-Zeichnungen bis zum Exzess, um sie so im nächsten Schritt wieder bloßzustellen. Dass die Alien-Käfer einen Grund für ihren Angriff haben, wird natürlich nicht weiter berücksichtigt, stattdessen gibt es innerhalb des Militär-Kosmos nur das totale Ausrotten. Und genau dieses hat für weiteren Zündstoff gesorgt...

    ... denn die Action in „Starship Troopers“ ist absolut grandios. Mit einem satten Budget von 100 Millionen US-Dollar (!) – also genau so viel wie „Terminator 2“ – lässt Paul Verhoeven hier einen Sci-Fi-Blutrausch von der Leine, in dem grünes, oranges und rotes Blut hektoliterweise vergossen wird. Das funktioniert als Action-Kino wirklich blendend, weil Verhoeven und sein Kameramann Jost Vacano („Das Boot“) hier eine ultrabrutale Dynamik entfesseln, die man sonst nur aus Videospielen kannte.

    Die Gefahr, bei all den Schauwerten die Doppelbödigkeit von „Starship Troopers“ aus den Augen zu verlieren, ist natürlich gegeben. Deswegen muss ich an dieser Stelle wohl auch ein Stück weit einräumen, dass die Kontroverse, die der Film einst auslöste, sicher nicht völlig grundlos ist. An diesem Meisterwerk darf respektive soll man sich wohl stoßen. Wenn man aber konzentriert zuschaut, dann ist diese Verurteilung (oder Verhöhnung) von faschistischen Ideologien alles, aber definitiv keine hirnlose Gewaltorgie.

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    Dies ist eine aktualisierte Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.

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