Es sollte die Krönung im Schaffen eines damals als Wunderkind bezeichneten Regisseurs werden, und zugleich die ambitionierte sowie passionierte Neuerfindung des Western-Genres. Stattdessen legte der Film eine gigantische Bruchlandung hin: „Heaven's Gate“ nahm bei einem Produktionsbudget von 44 Millionen Dollar weltweit bloß 3,5 Millionen Dollar an den Kinokassen wieder ein.
Selbst ohne Berücksichtigung der Werbekosten und sonstiger Ausgaben riss das epochale Western-Drama aus dem Jahr 1980 somit ein Loch von 40,5 Millionen Dollar in die Studiokasse – inflationsbereinigt entspricht dies einem Minus von 150 Millionen. Und nicht nur wirtschaftlich war „Heaven's Gate“ ein gewaltiger Rückschlag: Auch die zeitgenössischen Kritiken waren geradezu katastrophal!
Seither erarbeitete sich Michael Ciminos Mammutprojekt allerdings sukzessive einen immer besseren Ruf. Mittlerweile erachten ihn viele Filmfans sogar als unterschätztes Juwel des Westernkinos. Falls ihr neugierig geworden seid: „Heaven's Gate“ ist aktuell zwar nicht im Streaming verfügbar, aber für kleines Geld als DVD und Blu-ray erhältlich.
Die schleichende Wiederentdeckung von „Heaven's Gate“ als verkanntes Meisterwerk fußt weitestgehend auf zwei Faktoren: Durchaus spielen veränderte Geschmäcker sowie Erwartungen an das Western-Genre eine Rolle. Vor allem aber stieg das Ansehen von „Heaven's Gate“ an, weil neue Schnittfassungen erschienen sind, durch die Ciminos ursprüngliche Vision der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde.
Die katastrophal gefloppte, verrissene Version von „Heaven's Gate“ entstand nämlich unter massivem Druck seitens des Studios. Trotzdem wurde seinerzeit vielfach Cimino die Schuld an dem Misserfolg in die Schuhe geschrieben, wovon sich die Karriere des „Die durch die Hölle gehen“-Regisseurs nie so recht erholen konnte.
Steven Spielberg hatte den Duchblick
Während sich der Tonfall vieler Stimmen bezüglich „Heaven's Gate“ erst durch die 2005 und 2012 veröffentlichten, rekonstruierten Fassungen änderte, machte sich ein gefeierter Filmemacher von Anfang an für „Heaven's Gate“ stark: Steven Spielberg verteidigte den Western-Flop bereits 1982. Und dabei machte er auch keinerlei Hehl daraus, dass er die Schuld am Misserfolg des Films definitiv beim Studio sieht statt bei Cimino.
„Ich wünschte, man hätte Cimino in Ruhe gelassen, denn von all den neuen Jungs, die gerade durchstarten, hat Michael die beste Chance, der neue David Lean zu werden“, urteilte Spielberg 1982 im Gespräch mit Rolling Stone. Er verglich Cimino nicht nur mit dem „Lawrence von Arabien“-Regisseur, sondern weiter noch mit „William Friedkin, Francis Coppola, Brian De Palma und Martin Scorsese“ – und Spielberg mutmaßte: „Wenn er eines Tages an eine Story gelangt, die massentauglich ist, wird er unaufhaltsam sein!“
Dieser Moment ist bei Cimino aber nie eingetroffen: Er inszenierte insgesamt nur sieben Langfilme, ein den „Heaven's Gate“-Flop vergessen machender Riesenerfolg war nicht dabei. Doch obwohl sich Spielbergs Prognose als irrtümlich herausstellte, bleiben seine Kommentare über „Heaven's Gate“ relevant. Schließlich verbalisierte er schon 1982 Probleme, die heute noch in der Filmindustrie von Belang sind:
„Ich kenne höchstens vier Studiomanager in dieser Stadt, die wissen, wie man einen Film schneidet und vervollständigt. Die Leute, die heutzutage das Sagen haben, haben keine Ahnung, wie man 'Heaven's Gate' rettet – falls der Film überhaupt gerettet werden musste. Und ich bin der Ansicht, dass 'Heaven's Gate' keine Rettung nötig hatte“, so Spielberg. „Obwohl 'Heaven's Gate' ein Film mit einigen Makeln ist, so ist er auch einer der am sorgfältigsten gefertigten Filme aller Zeiten.“
Auch in der FILMSTARTS-Redaktion hat „Heaven's Gate“ viele Fans, weshalb der Megaflop in unserem Ranking der besten Western der Kinogeschichte zu finden ist. Auf welchem Platz genau, und welche Western ihn sogar noch übertreffen, könnt ihr im folgenden Artikel nachlesen:
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