Kaum eine Figur in den „Der Herr der Ringe“-Romanen ist so schillernd und gleichzeitig so mysteriös wie Tom Bombadil. Die Kultfigur avancierte schnell zum Fan-Liebling – und dennoch fand sie nicht Eingang in die „Lord Of The Rings“-Verfilmungen von Peter Jackson. Nun feiert Tom Bombadil (Rory Kinnear) seine Live-Action-Premiere in Folge 4 von Amazons „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“. Da er Magie absolut perfekt beherrscht, könnte man vermuten, er sei ein Zauberer wie Gandalf oder Saruman – doch ganz so einfach ist es nicht…
Ein Istar, wie die Zauberer im Tolkien-Universum heißen, ist Tom Bombadil nämlich nicht. So wundert sich auch der Fremde (Daniel Weyman), der selbst ein Istar ist, aufgrund der gigantischen Macht, über die Bombadil verfügt, mit wem er es da eigentlich zu tun hat. Und die Antwort gibt Bombadil zum Teil selbst: Er ist ein unfassbar uraltes Wesen, dass er schon existierte, bevor es überhaupt die Sterne gab.
Das älteste Wesen – zumindest in Mittelerde
Was genau dieses Wesen ist, darüber hüllte sich selbst dessen Erfinder J.R.R- Tolkien in Schweigen. Tom Bombadil ist keiner der Gruppen zuzuordnen, die wir sonst aus „Der Herr der Ringe“ kennen. Er ist kein Zauberer, er ist kein Elb, er ist aber auch kein Valar, also keines der gottähnlichen Wesen bei Tolkien. Von diesen gibt es 14 und sie sind alle namentlich bekannt – Tom Bombadil ist keiner dieser Namen. Nein, Bombadil scheint ein Wesen in einer ganz anderen Kategorie zu sein, und das älteste und mächtigste Geschöpf, das in Mittelerde lebt. Mehr über die Figur erfahrt ihr in unserem Video von FILMSTARTS-Producer Sebastian Gerdshikow:
Zu lustig und unbeschwert für "Der Herr der Ringe"?
Warum Bombadil erst jetzt in einer Live-Action-Adaption von Tolkiens Werken eingeführt wird, hat laut der „Die Ringe der Macht“-Showrunner einen guten Grund. Bisher habe er nämlich wohl nirgends richtig reingepasst: „Es gibt einen Grund, warum [Tom Bombadil] bisher nicht eingeführt wurde, denn sein Charakter widersetzt sich in gewisser Weise jeglichem Drama. Er ist eine anti-dramatische Figur“, so JD Payne gegenüber GQ.
Und sein Kollege Patrick McKay ergänzt: „Er ist nicht an Abenteuer interessiert. Er existiert einfach nur, um abzuhängen! Es war eine Herausforderung, ihn einzubauen, aber wir fanden, er würde als jemand reinpassen, der dem Fremden hilft, dessen eigenes Potenzial zu erkennen.“
Was mit „anti-dramatische Figur“ gemeint ist, dürfte sofort klar werden, wenn man Tom Bombadil in „Die Ringe der Macht“ erlebt. Den Serienmachern ist es sehr gut gelungen, die Tolkien-Figur aus den Büchern in die Serie zu transportieren – auch der Serien-Tom ist eine wunderliche, singende und reimende Figur voller Freundlichkeit und Liebe zur Natur. An der Oberfläche ein lustiger Geselle, aber eben auch einer mit sehr tiefem Wissen um alles, was sich Dunkles in Mittelerde anbahnt. Nur, dass er eben selbst nicht eingreift, weder in den Romanen noch in der Serie.
Tom Bombadil wird zum Mentor des Fremden – der vielleicht Gandalf ist
Der Kniff, ihn nun zu einer Art Mentor des Fremden – vielleicht Gandalf, vielleicht aber auch nicht – werden zu lassen, lässt ihn nun trotzdem wunderbar als Schlüsselfigur funktionieren, ohne dass man einfach nur Fan-Service betreibt, indem man endlich mal Tom Bombadil auftreten lässt. Schon seit Staffel 1 sucht der Fremde, der sein Gedächtnis verloren hat, nach einem Weg, seine offenbar in ihm schlummernden magischen Fähigkeiten beherrschen können. Das Thema kam zwischen ihm und Nori (Markella Kavenagh) immer wieder auf und zuletzt drängte ihn die junge Harfüßin immer vehementer, dass er lernen müsse, seine Kräfte zu beherrschen.
Wie sich nun in Folge 4 mit dem Titel „Der Älteste“, der sich natürlich auf Tom Bombadil bezieht, herausstellt, war dies alles eine bewusste Vorbereitung auf den Handlungsstrang, der uns mit Bombadil und dem Fremden erwartet. Der Fremde wird lernen, seine Zauberkräfte zu meistern, damit er sich Sauron und dem Dunklen Zauberer (Ciarán Hinds) stellen kann. Und vielleicht wird ihm der knurrige Baum sogar auch noch einen Ast überlassen – sollte ihn der Fremde freundlich drum bitten.
Bombadils Ehefrau Goldbeere - warum verleugnet er sie in Episode 4?
Ein großes Rätsel um Tom Bombadil bleibt aber auch noch Folge 4 weiterhin offen. Warum behauptet er, es sei keine andere Person außer ihm und dem Fremden anwesend, obwohl doch ganz klar die Stimme von Goldberry/Goldbeere (Raya Yarbrough) zu vernehmen war? Goldbeere ist im Roman „Der Herr der Ringe. Bd. 1 - Die Gefährten“ von Tolkien die Ehefrau von Tom Bombadil, mit der er im Alten Wald zusammenlebt.
Bombadil erklärt in „Die Ringe der Macht“, er sei vom Alten Wald nach Rhûn gekommen, um sich mit eigenen Augen davon zu überzeugen, was dort vor sich geht. Denn das einst saftig-grüne Land verdorrte. Vielleicht ist Goldbeere zu Hause geblieben und Bombadil hat, während der Fremde sein Bad genommen hat, auf eine magische Weise mit ihr kommuniziert – weshalb seine Antwort, dass außer seinem Zauberer-Gast und ihm selbst niemand anwesend sei, richtig wäre.
Merkwürdig ist allerdings dennoch, dass er ahnungslos tut, als der Fremde erwähnt, er habe eine Frauenstimme gehört. Dafür könnte es allerdings auch einen guten Grund geben – vielleicht ist Goldbeere zwar doch mit Tom nach Rhûn mitgekommen, möchte sich aber noch nicht zeigen, und ihr Mann respektiert das. „Nicht zeigen“ könnte hier bedeuten: „Sich nicht in ihrer menschlichen Gestalt zeigen“. Denn es wird angedeutet, dass Goldbeere eine Art Flussgeist oder Naturgeist ist und somit womöglich nicht immer in menschlicher Form anwesend. Was genau dahintersteckt, werden wir vielleicht schon in Folge 5 von „Die Ringe der Macht“ erfahren, die am 12. September 2024 auf Amazon Prime Video erscheint.
Wenn ihr wissen wollt, warum das Ork-Baby aus Folge 3 von „Die Ringe der Macht“ im Netz so heftig diskutiert wird, erfahrt ihr das in diesem Artikel:
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