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    "Ich nenne es nicht Schauspielen – ich nenne es Überleben!": So hart waren die Dreharbeiten zu einem der teuersten Filme aller Zeiten
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Hisst die Flaggen und trinkt aus Piraten, Yo-Ho: Sidney liebt das „Pirates Of The Caribbean“-Franchise! Dabei wird er nicht müde, Leute daran zu erinnern, dass die Welt von „Fluch der Karibik“ mehr zu bieten hat als ihren kultig-torkelnden Publikumsliebling.

    Für die 300-Millionen-Dollar-Produktion „Pirates Of The Caribbean – Am Ende der Welt“ reisten Cast und Crew zwar an entlegene Winkel des Globus. Doch ihre größte Herausforderung erwartete sie ausgerechnet in einem kalifornischen Flugzeughangar!

    Bereits der erste „Fluch der Karibik“ war für Disney eine Ausnahmeproduktion. Doch nachdem sich die Rezeptur aus Action, Abenteuer, subversivem Witz und torkelndem Johnny Depp als Erfolgsformel herausstellte, forderte Regisseur Gore Verbinski, dass die Fortsetzungen höheren Maßstäben folgen:

    Pirates Of The Caribbean – Fluch der Karibik 2“ und „Pirates Of The Caribbean – Am Ende der Welt“ sollten im Tandem an ausgefallenen Schauplätzen gedreht werden, mit mehreren fahrtüchtigen Schiffen und einem damals nahezu unvorstellbarem Budget von jeweils 225 Millionen Dollar. Aber Hurrikans sowie wachsende Ambitionen ließen diese Summen rückblickend übervorsichtig wirken: Teil drei der „Fluch der Karibik“-Saga verschlang schlussendlich ein Budget von 300 Millionen Dollar!

    Ironischerweise waren es letztlich weder die langen Drehs auf See noch die Anreisen an abgelegene Karibik-Drehorte, die der Crew und dem Ensemble als die ärgsten Strapazen in Erinnerungen bleiben sollten. Der größte Albtraum erwartete Johnny Depp, Keira Knightley, Orlando Bloom und Konsorten in einem Flugzeughangar.

    Ein Finale biblischen Ausmaßes

    Im Schlussakt von „Fluch der Karibik 3“ duellieren sich zwei Segelschiffe, die Black Pearl und die Flying Dutchman, um das Schicksal der Piraterie, der freien Welt und unserer liebgewonnenen Figuren zu entscheiden. Diese Schlacht entbrennt innerhalb eines kolossalen Strudels – dem Malstrom! Oder wie Nebendarsteller Geoffrey Rush im Presseheft zum Film zitiert wird: „Der Malstrom ist so etwas wie der biblische Whirlpool aus der Hölle – und wir filmen ihn, wie es Cecil B. DeMille wohl getan hätte!“

    DeMille war der Regisseur hinter Monumentalfilmen wie „Die zehn Gebote“ und genoss den Ruf eines Filmemachers, der aufwändige Tricks damit kombinierte, keinerlei Aufwand zu scheuen und möglichst viel Material unter realen Bedingungen einzufangen. Exakt so ging Verbinski vor, denn das „Fluch der Karibik 3“-Finale wurde unter Verwendung je einer Replika der Black Pearl und der Flying Dutchman gedreht – im Originalmaßstab!

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    Um die Bewegungen zweier in einen Strudel gezogener Schiffe kontrolliert nachzubilden, wurden diese Schiffsrepliken auf gigantischen Hebebühnen errichtet, die sich um 15 Prozent neigen konnten. Für einzelne Aufnahmen wurden zudem Teilsets gebaut, wie etwa ein Schiffsmast, auf dem sich die von Johnny Depp und Bill Nighy verkörperten Erzfeinde Käpt'n Jack Sparrow und Davy Jones duellieren.

    Das war weltweit bloß an einem Drehort möglich: In einem Flugzeughangar im kalifornischen Palmdale. Dieser wurde 1983 noch von Rockwell International errichtet, um 100 Flugbomber am Fließband bauen zu können, und ist 183 Meter lang, 91,5 Meter weit sowie über 71 Meter hoch!

    Regnerische und strahlende Rekorde

    Hauptverantwortlich für die Errichtung des außergewöhnlichen Malstrom-Sets waren „Beetlejuice“-Produktionsdesigner Rick Heinrichs und „Spider-Man 2“-Effektkünstler John Frazier. Sie mussten eng zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass das Publikum die Repliken nicht von den im restlichen Film genutzten Schiffen unterscheiden kann, sie sich aber trotzdem im Hangar wie beabsichtigt bewegen lassen.

    Ebenso wurde Kameramann Dariusz Wolski in die Errichtung des Sets involviert, um im Hangar die Lichtdramaturgie zu ermöglichen, die ihm und Verbinski vorschwebte. Daher ließ er ein komplexes Netzwerk einrichten, das aus acht leistungsstarken Stromgeneratoren, 97 Kilometern an Kabeln und 1.400 speziellen Scheinwerfern bestand. Laut dem ausführenden Produzenten Mike Stenson war „Fluch der Karibik 3“ damit ein Businessrekord sicher. Im Blu-ray-Bonusmaterial* hält er stolz fest: „Das sind die meisten Lichter, die jemals genutzt wurden, um im Filmgeschäft etwas auszuleuchten.“

    Zudem wurden am Set 40 weitere Lichter allein für den etwa 18 Meter hohen Bluescreen benötigt – schließlich musste in der Postproduktion noch das tosende Meer eingefügt werden. Echtes Wasser gab es im Hangar allerdings ebenso, da sich die Malstrom-Sequenz während eines gottlosen Gewitters abspielt. Um dies zu simulieren, wurden gewaltige Regenmaschinen installiert sowie ein leistungsstarkes Hydrauliksystem, damit man das Wasser auffangen und wiederverwenden konnte.

    Wie Frazier im „Fluch der Karibik 3“-Presseheft prahlt, waren die Regenmaschinen fähig, über 113.000 Liter pro Minute herunterprasseln zu lassen – ein weiterer Rekord: „Das ist mehr Regen, als jemals zuvor auf einer Filmbühne gemacht wurde!“ Das hatte jedoch frostige Folgen, wie Total Film 2007 festhielt: Um beim Dreh Bakterienentwicklung zu vermeiden, mussten das Innere des Flugzeughangars stark heruntergekühlt werden und das verwendete Wasser eiskalt sein.

    Ein seltsame Herausforderung, die sich bezahlt gemacht hat

    Weitere Verwendung fanden Windmaschinen, die einen Luftzug mit über 160 km/h erzeugen konnten – also in Orkanstärke! Dieses Treffen der Elemente machte den Malstrom-Dreh zur Tortur. Keira Knightley etwa gibt in den Blu-ray-Extras zu Protokoll: „Sie schmeißen den Regen an und innerhalb von zehn Sekunden bist du klatschnass – das ist ziemlich herausfordernd.“

    Aufgrund des Perfektionismus aller Beteiligten war diese Herausforderung von langer Dauer: Die Malstrom-Dreharbeiten beliefen sich auf fast vier Monate. „Das ist eine dieser Situationen, die so seltsam sind, dass man sie gar nicht mehr hinterfragt“, wird Depp im Presseheft zitiert.

    Orlando Bloom kommentiert darin die Drehbedingungen damit, dass sie es ihm einfach gemacht hätten, mit seiner Rolle zu leiden: „Ich nenne es nicht Schauspielen – ich nenne es Überleben! Es ist schon brutal, von acht Uhr morgens bis acht Uhr abends nass zu bleiben.“ Allerdings kommt er auch zum Schluss: „Das Ziel war die Mühen wert!“

    Wie bereits erwähnt ist „Fluch der Karibik 3“ einer der teuersten Filme aller Zeiten, vom kostspieligsten Film überhaupt ist er aber noch eine ganze Ecke entfernt. Um welchen Sci-Fi-Blockbuster es sich handelt, erfahrt ihr im folgenden Artikel:

    Dies ist eine aktualisierte Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.

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