Mit seinem Western-Roman „Weg in die Wildnis“ verhalf Schriftsteller Larry McMurtry dem Genre nach einer Durststrecke zu erneuter Popularität: Der 1985 veröffentlichte Bestseller wurde mit dem Pulitzer-Preis prämiert und erhielt aufgrund seines großen Erfolgs zwei Prequel-Romane.
Somit legte McMurtry zudem den Grundstein für eine frische Western-Dynastie im Fernsehen: Jeder Teil der im englischen Sprachraum als „Lonesome Dove“-Trilogie bekannten Reihe wurde als Miniserie adaptiert. Die Miniserie zum ersten Roman führte der Film- und Fernsehindustrie dank ihrer starken Resonanz beim US-Publikum vor Augen, welches Hit-Potential weiter im Western-Genre liegt, und wurde hierzulande als „Der Ruf des Adlers“ sowie als „Weg in die Wildnis – Lonesome Dove“ vermarktet.
Doch fast wäre dieser Überraschungserfolg nicht in dieser Form zustande gekommen. Dass „Der Ruf des Adlers“ TV-Geschichte schreiben konnte, ist John Wayne zu verdanken – oder genauer gesagt: John Waynes Desinteresse!
"Der Ruf des Adlers": Trubel wirbelt den Ruhestand durch
Die späten 1870er: Gus McCrae (Robert Duvall) und Woodrow F. Call (Tommy Lee Jones) dienten lange als Texas Ranger. Nun betreiben sie mit dem früheren Scout Joshua Deets (Danny Glover), dem Ex-Ranger Parker (Tim Scott) und dem früheren Banditen Bolivar (León Singer) in einer Grenzstadt einen Pferdeverleih. Darüber hinaus beherbergen sie den 17-jährigen Newt (Ricky Schroder). Als eines Tages Jake Spoon (Robert Urich), ein früherer Weggefährte von Gus und Call, bei ihnen vorbeischaut, ist schlagartig Schluss mit der Idylle. Denn Jake wird wegen des Mordes gesucht...
Diese Geschichte wollte McMurtry ursprünglich in ganz anderer Form erzählen. Eigentlich schwebte ihm nämlich weder ein Roman vor noch eine Miniserie: McMurtry verfasste die Ur-Version von „Der Ruf des Adlers“ in den frühen 1970er-Jahren als Filmdrehbuch für ein John-Wayne-Starvehikel! Als Ko-Autor des Filmskripts diente der legendäre Filmemacher Peter Bogdanovich („Paper Moon“). Der hatte laut ScreenRant obendrein die Absicht, die damals noch „The Streets Of Laredo“ betitelte Geschichte selbst zu inszenieren.
Für Wayne war die Figur des Call vorgesehen, zudem schwebte Bogdanovich noch James Stewart als Gus und Henry Fonda als Jake Spoon vor. Obwohl das Drehbuch außer Kontrolle geriet (angeblich soll es zwischenzeitlich über 300 Seiten umfasst haben, bevor es massiv gestutzt wurde), sagten Fonda und Stewart zu. Wayne lehte allerdings ab – angeblich auf Anraten seines langjährigen Weggefährten John Ford, der sich einst auch gegens Waynes Willen anschickte, ihm bei einem Passionsprojekt unter die Arme zu greifen:
Dieser Western hätte Hollywood-Legende John Wayne beinahe in den Bankrott getriebenOhne Wayne an Bord brach die Finanzierung für den Film zusammen und „The Streets Of Laredo“ war Geschichte – bis McMurtry die Idee als Roman wiederbelebte. Ironischerweise fand der Stoff dann letztlich doch noch eine Verknüpfung zu Wayne: Teile von „Der Ruf des Adlers“ wurden im erhalten gebliebenen Set von Waynes Mammutwestern „Alamo“ gedreht! Während „Alamo“ allerdings zu einem wenig ertragreichen Unterfangen wurde, war „Der Ruf des Adlers“ ein voller Erfolg:
Mit bis zu 44,1 Millionen Fernsehenden war das Western-Drama die erfolgreichste Miniserie der US-TV-Saison 1988/1989, zudem gewann es sieben Emmy Awards und war für zwölf weitere nominiert. Bei den Golden Globes winkten zudem Auszeichnungen in den Sparten „Beste Miniserie oder bester Fernsehfilm“ und „Bester Hauptdarsteller in einer Miniserie oder einem Fernsehfilm“ (für Robert Duvall).
„Der Ruf des Adlers“ ist übrigens nicht der einzige Western, der einst mit Wayne geplant war, dann aber mit einer anderen Schauspielgröße besetzt werden musste. Ein weiteres spannendes Beispiel stellen wir euch im folgenden Artikel näher vor:
"Ein Rabbi im Wilden Westen": In diesem Western-Flop sprang Harrison Ford für John Wayne ein