Für unsere Initiative „Deutsches Kino ist (doch) geil!“ wählen wir jeden Monat einen deutschen Film, der uns ganz besonders gut gefallen, inspiriert oder fasziniert hat, um den Kinostart – unabhängig von seiner Größe – redaktionell wie einen Blockbuster zu begleiten! In diesem Monat ist die Wahl mit „Cuckoo“ erstmals auf einen englischsprachigen Film gefallen, der allerdings maßgeblich von der Düsseldorfer Produktionsfirma Fiction Park verantwortet wurde. Regisseur ist der Leipziger Tilman Singer, der sich nach seinem experimentellen Debüt „Luz“ für seinen zweiten Spielfilm direkt die Mitarbeit solcher internationalen Stars wie Hunter Schafer („Euphoria“) und Dan Stevens („Godzilla x Kong: The New Empire“) sichern konnte:
In den USA hat sich das „Longlegs“-Studio Neon die Rechte an „Cuckoo“ gesichert – und den Mystery-Thriller vor wenigen Wochen in mehr als 1.500 Kinos gestartet: Damit ist „Cuckoo“ schon jetzt einer der umsatzstärksten deutschen Genrefilme aller Zeiten! Dabei hat Tilman Singer alles andere als einen plumpen Jumpscare-Schocker abgeliefert. Stattdessen ragt der Film schon rein visuell aus der Masse heraus: Nachdem „Luz“ noch auf 16mm gedreht wurde, hat Singer nun zu analogem 35mm-Filmmaterial gewechselt. Und da muss ein junger Regisseur schon einiges an Willensstärke und Durchsetzungskraft mitbringen, um so etwas durchzusetzen, zumal wenn ihm für den Dreh erstmals in seiner Karriere auch Hollywood-erprobte Stars zur Verfügung stehen.
Aber der extra Einsatz hat sich gelohnt. So heißt es in der offiziellen FILMSTARTS-Kritik von Kamil Moll: „Denn wann konnte man zuletzt schon eine derart undurchdringliche Dunkelheit, eine absolute Schwärze des Bildes sehen wie bei Gretchens nächtlicher Fahrradfahrt durch einen Wald, bei der das Licht der Lampe nur so viel Helligkeit spendet, dass auf der Fahrbahn grotesk verzerrte, herannahende Schatten erkennbar werden? Auch die milchig-weiße Beleuchtung des Krankenhauses, die einen nebligen Dunst über die Räume legt, oder die grell erhellte Eingangshalle eines Hotels zeigen, mit welcher Liebe zur Inszenierung und handwerklichem Wissen Singer den Look des Films entworfen hat.“
Im selben Text schließt er mit dem 4-Sterne-Fazit: „Dank analogem Look und der großartigen Hauptdarstellerin Hunter Schafer gelingt Tilman Singer ein Horror-Highlight über Brutparasiten und Teenager-Ängste.“
Darum geht’s in "Cuckcoo"
Das Resort Alpschatten erscheint Gretchen (Hunter Schafer) schon auf den ersten Blick suspekt. Sie ist hier mit ihrem Architekten-Vater Luis (Marton Csokas), seiner zweiten Frau Beth (Jessica Henwick) und ihrer Halbschwester Alma (Mila Lieu), aus deren kleinem Körper plötzlich rhythmische Schreibe dringen, die markerschütternde Vibrationen und mysteriöse Zeitschleifen auszulösen scheinen. Der Betreiber des Resorts ist Herr König (Dan Stevens), der Luis mit der Ausarbeitung einer weiteren Hotelanlage beauftragt hat.
Parallel fördert König auch noch eine auf der Anlage gelegene Klinik für chronische Krankheiten, in der sich ebenfalls merkwürdige Dinge abzuspielen scheinen. Trotzdem nimmt Gretchen einen Ferienjob als Pförtnerin im Hotel an, um ihre deutschen Sprachkenntnisse zu verbessern. Aber auch dort wird sie ständig mit Krankheit konfrontiert, wenn Frauen sich vor ihr krampfartig übergeben oder somnambul durch die Eingangshalle wanken. Und dann ist da noch die mit Sonnenbrille und Hoodie verhüllte Gestalt, die Gretchen zu verfolgen scheint…
Am kommenden Freitag wird es hier auf FILMSTARTS auch noch ein ausführliches Interview mit Regisseur Tilman Singer geben, der gerade erst von einer längeren Promo-Tour aus den USA nach Berlin zurückgekehrt ist. Wir sind sehr gespannt, was er über „Cuckoo“ und seine Vorliebe zu analogem Filmmaterial zu sagen hat. Ein bisschen neugierig sind wir aber auch, wie man so in den USA behandelt wird als Regisseur, dessen Film landesweit in mehr als 1.500 Kinos anläuft: Wird man da nicht ziemlich gepampert? Und wenn ja, wie ist es da, sich jetzt wieder an das normale Leben in Deutschland zu gewöhnen?