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    "Alien: Romulus" ist einer der schönsten Sci-Fi-Filme der letzten Jahre – bis auf zwei richtig hässliche Entscheidungen!
    Stefan Geisler
    Stefan Geisler
    -Redakteur
    Stefan ist mit "Star Trek" aufgewachsen und liebt insbesondere die Crew um Captain Jean-Luc Picard. Kubricks Meisterwerk "2001: Odyssee im Weltraum" gehört zu seinen Lieblingsfilmen. Doch auch heute ist das Sci-Fi-Kino lebendig, was Filme wie "Under the Skin" oder "Ad Astra" beweisen

    Wer auf Sci-Fi-Horror steht, der darf sich „Alien: Romulus“ nicht entgehen lassen – und ihr solltet den Film im Kino genießen, denn der Film sieht wirklich umwerfend aus. Da kann man selbst über zwei missglückte CGI-Einsätze hinwegschauen.

    Ich liebe Sci-Fi-Horror – nirgends lässt sich mein Hang zum okkulten Schauerkino visuell so gut einflechten wie in den ewigen Weiten des Alls. Denn während sich irdische Gruselausflüge mit kryptischer Symbolik gerne mal genötigt sehen, meist mäßig befriedigende Erklärung nachzuschieben, dürfen rätselhafte Zeichen und unheilvolle Designs in ihrer Bedeutung nirgendwo so für sich stehen wie in eben jenem Subgenre.

    Hier geht es mehr um das visuelle Empfinden des Fremden – die Angst, den Überresten einer unbekannten Zivilisation gegenüberzustehen, die für immer unverstanden bleiben wird. Großmeister dieses unheilvollen Designverständnisses war Hans Rudolf Giger, besser bekannt als H.R. Giger, der als Szenen- und Kostümbildner vor allen anderen für das Aussehen der Xenomorphen und Alien-Architektur in Ridley ScottsAlien“ verantwortlich ist. Mit seiner Mischung aus Fetisch-Design sowie Mensch-und-Maschinen-Verschmelzung hat der Künstler über den Look der Kreaturen und deren Lebenswelt ein echtes Gefühl von Fremdartigkeit und Unbehagen erzeugt, die bis heute nichts von seiner Faszination eingebüßt hat.

    Gleichzeitig darf aber das Schaffen von Michael Seymour, Leslie Dilley, Roger Christian und Ian Whittaker nicht unter den Tisch gekehrt werden, die für ihre Arbeit an „Alien“ 1980 sogar für den Oscar in der Kategorie Bestes Szenenbild nominiert waren. Diese besondere Verbindung aus futuristisch-sterilen Designelementen gepaart mit dem okkulten Festisch-Horror von H.R. Giger hat einen außergewöhnlichen Look kreiert, der sich auch über 40 Jahre nach der Veröffentlichung von „Alien“ noch frisch und besonders anfühlt – und den keiner der nachfolgenden Filme so richtig kopieren konnte. Doch in „Alien: Romulus“ stellt sich jenes Gefühl wieder ein, das einem damals durch Mark und Bein gekrochen ist.

    "Alien: Romulus" atmet den Geist des Originals

    „Alien: Romulus“ wirkt wie die stilistische Rückbesinnung auf eben jene Design-Entscheidungen, die das Original so einzigartig gemacht haben – und erweitert diesen Look stimmig. Hier tropft und trieft es von den Wänden, wenn die undefinierbare Alien-Masse langsam das Innere der wunderschön gestalteten Retro-Futuristischen-Raumschiffe überwuchert.

    Während andere Filme wie „Prometheus“ nach Mitteln und Wegen gesucht haben, die „Alien“-Welt designtechnisch zu modernisieren, führt „Romulus“ die Design-Entscheidungen seiner Vorgänger konsequent fort – und das betrifft nicht nur das Aussehen der Face-Hugger, die durch den stellenweisen Einsatz von Stop-Motion-Technik sogar noch ein bisschen zusätzlichen Retro-Charme verliehen bekommen haben, und Aliens, sondern auch der gesamten erzählen Welt. Was Regisseur Fede Alvarez und sein Produktions-Design-Team hier auf die Beine gestellt haben, atmet den Geist des Originals – und als Zuschauer*in ist es fast noch einmal so, als würde man endlich nach Hause kommen.

    Selbst zwei CGI-Hässlichkeiten sind zu verkraften

    Achtung – ab jetzt folgen Spoiler: Selbst die weniger gelungene CGI-Wiederbelebung von Ian Holm, der in „Alien“ den Antagonisten Ash verkörpert hat, fällt da nicht weiter ins Gewicht – auch wenn dessen seltsam animiertes Gesicht doch leider einen starken Uncanny-Valley-Effekt mit sich bringt. Eine vermeidbare Entscheidung, denn die Wahl, einen den ersten Schurken des „Alien“-Franchises noch einmal zu reaktivieren, ist lediglich Gimmick, ein Bonbon für Hardcore-Alien-Fans – inhaltlich hätte diese Rolle ebenso gut jeder andere Android ausfüllen können.

    Ärgerlicher ist da schon die mutierte CGI-Hässlichkeit, der Mensch-Alien-Hybrid, gegen den Rain (Cailee Spaeny) in einer finalen Auseinandersetzung antreten muss – denn das fällt wirklich aus dem Design-Rahmen. Zu sehr wurde hier die Nähe zu den Konstrukteuren aus „Prometheus“ gesucht, um eine weitere Querreferenz zu schaffen, während der H.R.-Giger-Designansatz vollkommen über Bord geworfen wurde. Und die mangelhaft ausgearbeiteten CGI-Effekte geben dieser grotesken Ausgeburt des „Alien“-Universums dann den Rest.

    Und dennoch – wer mal wieder richtig Lust hat, auf ein cooles Set-Design und stimmungsvollen Sci-Fi-Grusel, der wird momentan nichts finden, was so schaurig-schön aussieht, wie die Welt von „Alien: Romulus“. Aktuell könnt und solltet ihr den Film noch im Kino genießen. Der extraterrestrische Schocker ist am 15. August 2024 in den deutschen Lichtspielhäusern gestartet und wird dort wohl noch einige Wochen laufen.

    Übrigens gibt es bereits Ideen zu einer möglichen Fortführung. Mehr dazu erfahrt ihr in diesem Artikel:

    "Wir haben definitiv Ideen, wohin es gehen sollte": "Alien: Romulus"-Regisseur spricht über Pläne für eine Fortsetzung

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