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    Heute ohne Werbung im TV: In diesem Sci-Fi-Horror nimmt der Promiwahn eklige Formen an
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Sein erster Kinofilm war Disneys „Aladdin“. Schon in der Grundschule las er Kino-Sachbücher und baute sich parallel dazu eine Film-Sammlung auf. Klar, dass er irgendwann hier landen musste.

    Im unappetitlichen Sci-Fi-Horror „Antiviral“ lassen sich Menschen die Krankheiten beliebter Stars verabreichen, um sich ihnen nahe zu fühlen. Heute läuft der unangenehme Schocker im Free-TV.

    Als Sohn einer Bodyhorror-Legende hat man enorme Fußstapfen zu füllen, vor allem, wenn es einen ebenfalls ins Horrorkino verschlägt. Doch Brandon Cronenberg ist erfolgreich aus dem Schatten seines berühmten Vaters David Cronenberg getreten: Mit „Possessor“ inszenierte er einen der intensivsten und verstörendsten Mindfuck-Filme des Jahrzehnts. Und mit „Infinity Pool“ verantwortete er eine verbitterte Kritik an der Tourismusbranche – verpackt als desorientierender und sexuell aufgeladener Sci-Fi-Horror.

    Auch sein Regiedebüt ist eine satirische Verschmelzung aus Sci-Fi und Horror, bekam aber bislang weitaus weniger Beachtung geschenkt. Egal, ob ihr es noch nachholen müsst oder noch einmal schauen möchtet: Jetzt ist eine willkommene Gelegenheit. Denn 3sat zeigt heute, am 21. August 2024, „Antiviral“ ab 22.25 Uhr als Erstausstrahlung – komplett ohne Werbung! Ihr könnt den Film aber auch weiterhin als VOD bei Amazon Prime Video leihen und kaufen:

    "Antiviral": Erste Gehversuche eines vielversprechenden Regisseurs

    In einer nah scheinenden Zukunft ist der Promiwahn größer denn je: Um sich ihnen nah zu fühlen, lassen sich Fans gestreckte DNA-Proben beliebter, erkrankter VIPs verabreichen! Kaum wer kann den Promistoff besser verkaufen als Syd March (Caleb Landry Jones), der seine Einnahmen ausbessert, indem er auf Materialien vom Schwarzmarkt zurückgreift und beim ständigen Profitstreben seinen eigenen Körper nicht verschont.

    Der begehrteste Star in Syds Portfolio ist das Supermodel Hannah Geist (Sarah Gadon), das sich einen bislang unbekannten Infekt eingefangen hat. Fans reißen sich darum, Hannahs Leid nachzuempfinden – und Syd liefert liebend gern. Doch nachdem er den Hannah-Stoff in den Umlauf gebracht hat, stirbt das Model an seiner Krankheit...

    Noch nicht auf dem Niveau der Nachfolger

    Ein altes Sprichwort behauptet, dass noch kein Meister vom Himmel gefallen ist. Cronenberg belegt das Sprichwort durchaus: Mit „Possessor“ und „Infinity Pool“ führte er eindringlich vor, dass er es versteht, eine ihm eigene Bildsprache zu kreieren und verkopftes Grauen vermeintlich mühelos mit zutiefst körperlichem Ekel zu vermengen. Es sind diese Filme, die ihn zu einem Horror-Regisseur gemacht haben, den man als Genre-Fan im Blick behalten muss.

    In „Antiviral“ ist vergleichsweise wenig von diesem Cronenberg zu spüren. Zwar verfolgt er schon hier die Verschmelzung aus gesellschaftskritischer Science-Fiction und für Ekel und Schrecken sorgendem, körperlichem Horror, die er in „Possessor“ und „Infinity Pool“ optimieren sollte. Bildästhetisch arbeitet sich Cronenberg in „Antiviral“ allerdings noch überdeutlich an seinen Vorbildern ab, statt seine Einflüsse in eine eigene Stilistik zu kanalisieren.

    „Antiviral“ sieht daher stellenweise so aus, als hätte man sich aus David Cronenbergs „Rabid“ und „Parasiten-Mörder“ die Rosinen rausgepickt, diese mit Chris-Cunningham-Musikvideos und George Lucas' „THX 1138“ überschüttet und sich einen rosinenverseuchten, klinisch-strahlend-weißen Smoothie gemixt, der sinister-kühle Ambient-Geräusche macht, wenn man sich ihm nähert.

    Krank nach Stars

    Hat man sich aber mit der fehlenden (oder gar nicht erst gewollten) Selbstständigkeit in „Antiviral“ arrangiert, bleibt noch immer der konsequent säuerliche, potente Themencocktail aus Kritik an Profitgier, Leistungsdruck, übertriebene Schönheitsideale und einem (wortwörtlich) kranken Fankult. Letzteren wollte sich Cronenberg laut Post City vorknöpfen, weil er eine Bände sprechende Ausgabe der US-Late-Night-Show „Jimmy Kimmel Live!“ sah:

    Darin brach das Publikum in ekstatischen Jubel aus, als der darin kränkelnde „Buffy“-Star Sarah Michelle Gellar den Gedanken aussprach, zu niesen und so den ganzen Raum anzustecken. Da wirkt die Zukunft aus „Antiviral“ prompt noch unangenehm näher als eh schon. Zurück in die VHS-Ära führt euch dagegen der folgende schaurige Streaming-Tipp:

    Neu im Streaming-Abo: Ein ultra-stylischer, verstörender Horror-Hit – und seine umstrittene Fortsetzung

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