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    Neu im Heimkino: Dieser Western wurde in Deutschland zum Klassiker – obwohl er in den USA verrissen wurde
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Er findet Streaming zwar praktisch, eine echte Sammlung kann es für ihn aber nicht ersetzen: Was im eigenen Regal steht, ist sicher vor Internet-Blackouts, auslaufenden Lizenzverträgen und nachträglichen Schnitten.

    Der Western „Missouri“ des Kultregisseurs Blake Edwards durchlief eine turbulente Entstehungs- und Veröffentlichungsgeschichte, woraufhin er in den USA zunächst wenig Gegenliebe erfuhr. Jetzt feiert er uncut seine DVD- und Blu-ray-Premiere.

    PLAION PICTURES

    Blake Edwards war vornehmlich für Komödien bekannt – manche romantisch-nachdenklich (wie „Frühstück bei Tiffany“), andere schnell und irre (wie die „Rosarote Panther“-Reihe). Doch Edwards wagte sich in seiner fast 40 Jahre umspannenden Regie-Karriere auch aus seiner humorvollen Komfortzone heraus. So kehrte er zu Beginn der 1970er als Regisseur in das Genre zurück, mit dem er als Autor in den 1940ern seine Karriere begonnen hat: Dem Western!

    Edwards' Western-Comeback „Missouri“ brachte allerdings Stress mit sich: Das Studio nahm ohne seine Einwilligung (und angeblich sogar ohne Wissen) umfangreiche Änderungen vor. Die Studiofassung ging in den US-Kinos unter und wurde verrissen, Edwards' Vision wurde aber unter anderem in Deutschland aufgeführt und deutlich wärmer aufgenommen. In den USA erschien die Ur-Fassung dagegen erst 1986 auf Video. Und diese Woche feierte „Missouri“ endlich seine deutsche DVD- und Blu-ray-Premiere!

    "Missouri": Ein Western-Epos wird zur Satire-Vorlage

    Der Cowboy Ross (William Holden) bekommt allmählich sein Alter zu spüren. Zum Glück versteht er sich blendend mit seinem jüngeren Kollegen Frank (Ryan O’Neal), der ihm bei der lebensgefährlichen Arbeit auf der Buckman-Ranch unter die Arme greift. Eines Tages beschließen sie, ihr spärlich bezahltes, freudloses Leben hinter sich zu lassen:

    Sie rauben kurz entschlossen eine Bank aus und fliehen gen Mexiko. Doch sie haben zwei überraschende Verfolger: Buckman (Karl Malden) ist sauer, dass ihm seine günstigen Arbeitskräfte untreu geworden sind. Also hetzt er ihnen seine Söhne (Tom Skerritt und Joe Don Baker) auf den Hals...

    Edwards plante „Missouri“ ursprünglich als Drei-Stunden-Epos, schlussendlich machte er aber „nur“ ein etwas weniger als 140 Minuten langes Western-Drama daraus. Trotzdem war auch dies dem damaligen MGM-Management zu lang – und zu melancholisch.

    Also kürzte es „Missouri“ hinter Edwards' Rücken auf eine Laufzeit von zirka 106 Minuten, wobei vor allem nachdenkliche und traurige Sequenzen der Schere zum Opfer fielen. Außerdem wurde ein neues, seichtes Ende erstellt. Edwards war aufgrund dessen ungehalten und zog seinen intensiven Clinch mit MGM in der Filmbusiness-Satire „S.O.B. – Hollywoods letzter Heuler“ durch den Kakao.

    Ein Western-Abgesang mit Fallhöhe und Wärme

    Während „Missouri“ in den USA erst im Anschluss an die Video-Veröffentlichung wiederentdeckt wurde, fand er in Deutschland schon früher Anklang und errang sich den Status eines (wenngleich nicht allseits bekannten) Klassikers. Das liegt unter anderem an den charaktervollen und bedeutungsschweren, dennoch lebensnah anmutenden Dialogen, sowie an Edwards' konsequenter Kritik an der Wild-West-Romantisierung.

    Während die Geschichte auf ruhige, atomsphärische Weise erzählt wird und eine geradezu tragische Tonalität entwickelt, interagieren „The Wild Bunch“-Star Holden und „Is' was, Doc?“-Hauptdarsteller O’Neal mit einer warmen, herzlichen Art miteinander, die Komponist Jerry Goldsmith mit seiner Musik wiederholt unterstreicht.

    Das sorgt zwischenzeitlich für Brüche in der Erzähltemperatur, intensiviert allerdings auch die emotionale Fallhöhe: Zu sehen, wie diese eigentlich nichts Böses wollenden Gelegenheitsdiebe immer neue Rückschläge durchmachen, schmerzt noch mehr als die gelegentlichen, erstaunlich blutig-rauen Gewaltspitzen.

    Und wenn ihr nach „Missouri“ einen Stimmungsheber benötigt: Ein Western, der mit seiner humorvollen Art und farbenfrohen Optik glatt anmuten könnte, als wäre er von Blake Edwards, feiert bald seine HD-Premiere. Mehr dazu erfahrt ihr im folgenden Heimkino-Tipp:

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