Fesche Degenkämpfe, wehende Umhänge, markige Frisuren und Bärte, exzentrische Hüte: Wie kann man das Genre des Mantel-und-Degen-Films nicht lieben? Zumindest der Verfasser dieses TV-Tipps hat ein Faible für dieses Abenteuer-Subgenre, und somit für Verfilmungen der einst von Alexandre Dumas erdachten Musketier-Geschichten. Kurz nach seinem „Titanic“-Sensationserfolg stattete auch Leonardo DiCaprio diesem Metier einen Besuch ab, in dem man ihn sich heutzutage nur schwer vorstellen kann.
Aber nicht nur das macht „Der Mann in der eisernen Maske“ zu einem denkwürdigen Filmspaß. Auch die herrlichen Schauplätze und die flippigen Dialoge lassen diese 90er-Jahre-Produktion als locker-leichtes Sehvergnügen überzeugen. Falls ihr nun Lust auf einen Rewatch bekommen habt, oder darauf, die launige Literaturadaption nachzuholen:
„Der Mann in der eisernen Maske“ läuft heute, am 17. August 2024, ab 20.15 Uhr im BR – also ohne Werbung! „Der Mann in der eisernen Maske“ ist außerdem auf vielen Streaminganbietern zu finden, darunter als VoD bei Amazon Prime Video:
Das ist "Der Mann in der eisernen Maske"
Frankreich, 1662: König Ludwig XIV. (Leonardo DiCaprio) ist ein verschwenderischer Hedonist und Militarist, der das Land in den Ruin treibt und sich einen feuchten Kehricht um sein Volk schert. Als er einer protestierenden Menschengruppe verdorbene Nahrung unterjubeln lässt, droht nicht nur die Stimmung im Land zu kippen – auch in seinem Dunstkreis reißen Geduldsfäden. Etwa beim Musketier D'Artagnan (Gabriel Byrne): Zwar bleibt er seinen Pflichten treu, indem er ein Attentat auf den König verhindert, jedoch fällt es ihm zunehmend schwerer, sämtliches königliches Handeln zu rechtfertigen.
Seine alten Weggefährten, die Ex-Musketiere Aramis (Jeremy Irons), Athos (John Malkovich) und Porthos (Gérard Depardieu) sind ihm in ihrer Desillusionierung einige Schritte voraus: Sie planen, den König gegen seinen inhaftierten, gütigen Zwillingsbruder Philippe (wieder DiCaprio) auszutauschen. Ein heikles Unterfangen, das nicht nur alte Treueschwüre auf den Prüfstand stellt, sondern auch seelische Wunden aufreißt und das Schicksal Frankreichs nachhaltig beeinflussen könnte...
Vier Musketiere und der doppelte DiCaprio
An den wenige Jahre vor „Der Mann in der eisernen Maske“ erschienenen „Die drei Musketiere“-Film mit Kiefer Sutherland und Charlie Sheen reicht diese lose Dumas-Adaption für den Verfasser dieses Textes nicht ganz heran. So ist ihm die Musik von „The Rock“-Co-Komponist Nick Glennie-Smith an vielen Stellen zu aufdringlich, und vor allem im ersten Viertel des Films übertreibt es ihm Regisseur/Autor Randall Wallace mit pathosgeschwängerten Worthülsen.
Aber sobald das Regiedebüt des „Braveheart“-Autors richtig ins Rollen gerät, ist der Autor dieser Zeilen in den Bann gezogen: Die zeitlos bewährte Geschichte über Integrität, Reue und Wohlmut wird von Wallace frei von Ironie, aber voll mit spritziger Situationskomik, stolz-aufgesetzt schwadronierenden Figuren und (allen Übertreibungen zum Trotz) ehrlicher Gravitas umgesetzt.
Das Skript spinnt diesen Stoff, lose nach einem der einflussreichsten Schriftsteller Frankreichs, der sich wiederum vage von historischen Ereignissen inspirieren ließ, zur flüssig erzählten, haarsträubende Ideen stimmig verkaufenden Abenteuer-Posse. Und der eklektische Cast lebt seine archetypischen Figuren mit Schmiss und Überzeugung aus.
Besonders überzeugen Depardieu als himmelhoch-jauchzender, zu Tode betrübter (und überaus vulgärer) Lebemann und DiCaprio in seiner verabscheuungswürdigen respektive integer-vorbildlichen Doppelrolle. Doch auch die restlichen Haudegen geben eine Figur ab, wenn sie die Vorlage zum leichtfüßigen, trotzdem mit Fallhöhe erzählten Swashbuckler-Eskapismus stilisieren.
Flotte Kämpfe an schmucken Schauplätzen
Darüber hinaus zeigen Wallace und „Das Imperium schlägt zurück“-Kameramann Peter Suschitzky ein starkes Auge für ihre malerischen Drehorte: Gefilmt wurde unter anderem im Château de Pierrefonds und im Château de Fontainebleau. Diese hübschen, historischen Bauten werden leinwandreif aufbereitet und stilvoll ausgeleuchtet. Die prachtvollen, realen Schauplätze verleihen dem Film eine nicht zu verachtende Klasse – ebenso wie die weitläufigen Kulissenbauten und die saftig-grünen Provinz-Landschaften. Aber auch die Kostüme stehen den historischen Orten in nichts nach.
Hinzu kommen flotte Gefechte und mit Gespür für bildgewaltige Wirkung inszenierte Massenszenen – wie etwa ein prunkvoller Maskenball, auf dem die Helden den selbstverliebten König mit simplen, aber effektiven Tricks an seinem Verstand zweifeln lassen. Wallace schafft es in solchen Passagen, dieser 35-Millionen-Dollar-Produktion mehr Bildgewalt und Charakter einzuverleiben, als so mancher Film zu bieten hat, der das Vier- oder Fünffache kostete. So ein gutes Händchen bei der Rollenwahl hatte DiCaprio nicht immer:
Leonardo DiCaprio gibt zu, dass er in einem der schlechtesten Filme aller Zeiten zu sehen war: "Muss sicherstellen, dass so etwas nie wieder passiert"Dies ist eine überarbeitete Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.
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