Wenn Ridley Scott („Blade Runner“) einen Film dreht, dann kann man sich auf eindrucksvolle Bilderwelten einstellen. Darüber hinaus gelingt es dem bals 87-jährigen Filmemacher auch immer wieder, ganz selbstverständlich mit tradierten Erzählkonventionen zu brechen. „Napoleon“ beispielsweise war eben nicht das krachende Hohelied auf den titelgebenden Kaiser, sondern fast schon eine augenzwinkernde Verballhornung des französischen Volkshelden.
Auch der auf wahren Begebenheiten beruhende „The Last Duel“ ist nur auf den ersten Blick ein klassisches Mittelalter-Epos um stoische Ritter auf riesigen Schlachtfeldern. Vielmehr hat sich Ridley Scott hier an einer Neuauflage von Akira Kurosawas „Rashomon – Das Lustwäldchen“ versucht und dieses in den Kontext gegenwärtiger #MeToo-Debatten eingepflegt. Wenn die Schwerter aus der Scheide gezogen werden, kracht es aber natürlich trotzdem gewaltig!
Ihr habt „The Last Duel“ mit Matt Damon, Jodie Comer, Adam Driver und Ben Affleck bislang noch nicht gesehen? Dann könnt ihr ihn heute, am 11. August ab 23.30 auf RTL nachholen. Hier feiert der Film seine Free-TV-Premiere. Zugegeben, für ein 150-minütiges Werk ein ziemlich unvorteilhafter Ausstrahlungstermin. Alternativ könnt ihr einfach auf Disney+ ausweichen, wo „The Last Duel“ im Abo zur Verfügung steht.
Darum geht’s in "The Last Duel"
Frankreich im 14. Jahrhundert: Marguerite de Carrouges (Jodie Comer) beschuldigt Jacques Le Gris (Adam Driver), sie vergewaltigt zu haben. Ihr Mann, der Ritter Jean de Carroughes (Matt Damon), bringt die Klage vor seinen Fürsten Pierre d'Alecon (Ben Affleck). Der ist aber eng mit Le Gris verbandelt und will die Sache einfach unter den Tisch kehren. Er weist den Anspruch ab und verkündet, dass Marguerite die Vergewaltigung nur geträumt habe.
Carrouges sieht nur eine Chance und fordert Le Gris zu einem Duell auf Leben und Tod heraus. Dieses soll nach alter, eigentlich nicht mehr ausgeübter Tradition über die Wahrheit entscheiden. Denn der Glaube ist, dass Gott demjenigen, der die Wahrheit spricht, auch zum Sieg verhelfen wird. Dabei riskiert Carrouges nicht nur sein eigenes Leben, sondern auch das seiner Frau. Sollte er nämlich verlieren, wird sie wegen Falschanschuldigung auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
Krachende Ritter-Action und fehlende Ambivalenz
In der offiziellen FILMSTARTS-Kritik gab es 3 von 5 mögliche Sterne für „The Last Duel“. Das Fazit unseres Chefredakteurs Christoph Petersen fällt dabei folgendermaßen aus: „Ein Ritter-„Rashomon“, der so sehr auf seine politische Korrektheit bedacht ist, dass er als feministisches Statement allzu akademisch wirkt. Wäre Ridley Scott an sein zentrales Thema mit derselben ungebremsten Wucht und Wut herangegangen wie an das titelgebende letzte Duell, wäre dabei sicherlich ein überzeugenderer Film herausgekommen.“
Auch wenn „The Last Duel“ trotz seines historischen Settings als klarer Kommentar zur Jetztzeit gedacht ist, fällt Ridley Scotts Regie dann doch etwas zu gefasst aus – und an der Schuld von Le Gris wird ohnehin kein Zweifel gelassen. Das nimmt der Geschichte natürlich einiges an Schärfe. Dennoch kann das Mittelalter-Epos aber überzeugen. Die Darsteller*innen sind hervorragend (gerade Jodie Comer!) und die Action urgewaltig. Das große Finale rund um das letzte offizielle Ritterduell in der Geschichte Frankreichs wird man aufgrund der erdrückenden Körperlichkeit jedenfalls lange nicht vergessen!
Am 14. November 2024 startet mit „Gladiator II“ der neue Film von Ridley Scott in den deutschen Kinos. Ihr habt den Trailer noch nicht gesehen? Dann könnt ihr ihn hier nachholen:
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