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    Ohne ihn wäre Bud Spencer nicht so lustig gewesen: Synchronlegende Rainer Brandt ist tot
    Björn Becher
    Björn Becher
    -Mitglied der Chefredaktion
    Seit mehr als 20 Jahren schreibt Björn Becher über Filme und Serien. Hier bei FILMSTARTS.de kümmert er sich um "Star Wars" - aber auch um alles, was gerade im Kino auf der großen Leinwand läuft.

    Er ist vielleicht die Legende der deutschen Synchronbranche und machte als Erfinder des Schnodderdeutsch einige Filme und Serien sowie ihre Stars in Deutschland überhaupt erst populär. Nun ist Rainer Brandt im Alter von 88 Jahren verstorben.

    Universum Film GmbH

    Die deutsche Synchron-Legende Rainer Brandt ist am 1. August 2024 verstorben. Der am 19. Januar 1936 geborene Schauspieler, Synchronsprecher, -autor und -regisseur hat die deutsche Synchronarbeit maßgeblich geprägt. Er brachte eine einzigartige Mischung aus Witz, Charme und sprachliche Kreativität in die deutsche Synchronisation. Sein Ansatz, Dialoge humorvoll zu adaptieren, anstatt sie wörtlich zu übersetzen, führte zu einem neuen, dynamischen Stil, der von ihm selbst als „Schnodderdeutsch“ bezeichnet wurde.

    Dabei nahm er oft eine kulturelle Anpassung des Ausgangsmaterials vor, die das Originalmaterial respektierte und gleichzeitig dem deutschen Publikum eine neue, oft humorvolle Perspektive bot – nicht nur durch freie Übersetzungen, sondern auch durch Verweise und Anspielungen, die nur hierzulande funktionieren.

    Noch vor Spencer & Hill: Brandts Prunkstück "Die Zwei"!

    Serien und Filme sowie die Figuren und Darsteller*innen daraus wurden dank Brandt in Deutschland zum Kult. Ganz vorne ist dabei die Serie „Die Zwei“ (im Original „The Persuaders!“) mit Roger Moore und Tony Curtis zu nennen. Sie wurde durch Brandts humorvolle, manchmal freche Dialoge in Deutschland sogar viel populärer als in ihrer eigenen Heimat. Aus einem simplen „Hey! Yeah, you! Would you move your car, please?“, machte Brandt ein „Hallo, Sie! Schmusebacke! Würden Sie Ihren Kachelofen freundlichst zur Seite stellen, man möchte passieren!

    Aus heutiger Sicht fast schon visionär brachte Brandt sogar einen Meta-Humor in die Serie. Er verwies auf die eigene Arbeit („Du musst jetzt schneller werden, sonst bist du nicht synchron“), die ständige Angst bei einer Serie vor dem Ende („Junge, lass’ doch mal die Sprüche, die setzen ja die nächste Folge ab“) oder sogar die hiesige TV-Heimat und die Vorliebe des Publikums, sich zu beschweren („Du musst da in der letzten Folge was gesagt haben – da hat einer ans ZDF geschrieben“). Dazu kamen Sprüche wie „Ich glaub', mich tritt ein Pferd“ oder „Hände hoch – ich bin Achselfetischist!“, die von den Fans rauf und runter zitiert wurden.

    Brandt sprach in der Serie und auch mehreren Filmen selbst Tony Curtis. Daneben lieh er unter anderem noch Jean-Paul Belmondo und Elvis Presley seine Stimme.

    Trotz dieser prominenten Sprechrollen war prägend aber vor allem seine Arbeit als Autor und Regisseur. Serien wie „Mini-Max“, „M.A.S.H.“, „Ein Käfig voller Helden“ oder auch die Sitcom „Alle unter einem Dach“ wurden unter der Leitung von Brandt lokalisiert. Daneben gibt es natürlich auch zahlreiche Kinofilme, die Brandt mit seinem Schnodderdeutsch veredelte.

    Ganz vorne sind hier die Werke von Bud Spencer und Terence Hill zu nennen. Brandt erkannte früh, dass diese flotte Sprüche brauchen und dichtete die dazu. Deswegen wurde das schlagkräftige Duo in Deutschland so populär und zum Kult. Denn ohne Brandt hätte Bud Spencer deutlich weniger kultige One-Liner gemurmelt und wäre nie so witzig gewesen.

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