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    "Wir wollten aufgeben": Der "Deadpool & Wolverine"-Macher verrät uns, wie Hugh Jackman den Marvel-Blockbuster gerettet hat
    Markus Trutt
    Markus Trutt
    -Redakteur
    Das Mammut-Projekt MCU hat Markus bis heute in seinem Bann, sodass er alles, was Film und Serie dazu hergeben, genüsslich aufsaugt.

    Mit „Deadpool & Wolverine“ ist das langersehnte Aufeinandertreffen der Marvel-Fanlieblinge endlich in den Kinos gestartet. Wir haben Regisseur Shawn Levy zum Interview in Berlin getroffen und zu seinem ganz besonderen MCU-Einstand ausgefragt.

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    Über mehrere Jahre hinweg hatten die Verantwortlichen hinter „Deadpool & Wolverine“ Probleme, eine passende Story für das MCU-Debüt des Söldners mit der großen Klappe (Ryan Reynolds) zu finden. Doch dann kam Hugh Jackman für ein Marvel-Comeback um die Ecke und der Rest ist nun Geschichte. Das rekapituliert ein merklich dankbarer Shawn Levy auch noch einmal im FILMSTARTS-Interview.

    Bei unserem Gespräch kommt der „Nachts im Museum“-Regisseur außerdem auf die besondere Freundschaft zu seinen beiden Stars, den sorgsamen Umgang mit Cameos und seine mögliche MCU-Zukunft, über die im Netz bereits Gerüchte kursieren, zu sprechen. Und natürlich wollen wir ihm auch etwas zur finalen Staffel des Netflix-Hits „Stranger Things“ entlocken, hinter der er als Produzent und Regisseur einmal mehr eine der treibenden kreativen Kräfte ist...

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    Im Interview mit Shawn Levy ist auch das „Star Wars“-Shirt von FILMSTARTS-Redakteur Markus Trutt Thema...

    FILMSTARTS: Ich glaube, du warst kurz davor, uns bereits in unserem Büro für ein Interview zu besuchen, aber dann war euer Terminplan doch zu voll.

    Shawn Levy: Ich weiß, er war sehr voll. Wir hatten nur eine Stunde, die nicht verplant war und Hugh Jackman und ich sind dann gestern Morgen eine Runde mit dem Fahrrad durch Berlin gefahren. Es war fabelhaft. Die Straßen waren leer und ruhig. Ich denke, es lag eine Traurigkeit in der Luft, weil Deutschland am Vortag [bei der EM] verloren hatte. Aber ja, ich liebe diese Stadt. Ich war vor zwei Jahren hier, als ich „Alles Licht, das wir nicht sehen“ gedreht habe. Ich bin überall mit Lars Eidinger und Louis Hofmann herumgegangen. Mir wurde Berlin also von echten Deutschen gezeigt.

    FILMSTARTS: Hört sich ganz so an. Aber lass uns das eigentliche Interview mit einem kleinen Quiz beginnen. Kannst du mir sagen, welcher Film im folgenden Zitat besprochen wurde? Es stammt aus einer meiner ersten Filmkritiken von vor über zehn Jahren: „Mit einer gelungenen Mischung aus Sportdrama, herzerwärmender Vater-Sohn-Geschichte und Science-Fiction bietet dieser Film exzellente Unterhaltung für die ganze Familie, ohne allzu kitschig zu sein.“

    Shawn Levy: Das ist definitiv „Real Steel“. Und ich liebe es. Danke, dass du damals so voraus warst, denn als „Real Steel“ herauskam, lief er zwar gut, aber es war kein großer Blockbuster. Aber jetzt sind es 12, 13 Jahre und ich übertreibe nicht: jede Woche kommt jemand zu mir oder twittert oder mailt mir wegen „Real Steel“. Es ist einer der Filme, die mir am meisten am Herzen liegen und Hugh und ich sind sehr stolz darauf.

    "Es fühlt sich wie Schicksal an"

    FILMSTARTS: Und natürlich gibt es einen Grund, warum ich diese Kritik hier zitiere. Denn in gewisser Weise ist der Film ja eine der Grundlagen dafür, wie sich bei „Deadpool & Wolverine“ so manches entwickelt hat. Stimmt das?

    Shawn Levy: Absolut. Ich weiß nicht, warum, aber als wir „Real Steel“ drehten, sagte Hugh zu mir: „Wenn du jemals Ryan Reynolds triffst und mit ihm arbeitest, wirst du nicht mehr damit aufhören.“ Hugh wusste es irgendwie. Ich traf Ryan erst einige Jahre später, aber dann drehten wir „Free Guy“ und kurz danach „The Adam Project“. Es war wie die Prophezeiung des Jackman, die sich erfüllt hat. Und jetzt wird sie weiterhin wahr. Es war Hugh, der vorhersagte, dass Ryan und ich eine Verbindung als Menschen und auch als Kreative haben werden, die sehr gut zusammenpasst.

    FILMSTARTS: Klingt fast schon wie Schicksal.

    Shawn Levy: Als Ryan, Hugh und ich jetzt um die Welt gereist sind, haben wir tatsächlich mehrmals davon gesprochen, dass es sich wie Schicksal anfühlt. Wie drei Kumpel, die zusammen einen Traumfilm machen durften.

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    Der wahre Marvel-Jesus: Das Hugh-Jackman-Comeback hat „Deadpool & Wolverine“ gerettet.

    FILMSTARTS: Wie hat sich am Ende überhaupt alles zusammengefügt? Es wurde ja viel darüber berichtet, dass ihr anfangs Schwierigkeiten hattet, die richtige Geschichte zu finden...

    Shawn Levy: Das hier ist nur die Kurzfassung, aber am Anfang stand natürlich Ryan Reynolds. Er hat das Genre neu erfunden. Er macht diese „Deadpool“-Filme. Jahre vergehen. Wir machen „Free Guy“ und dann „Adam Project“. Er sagt zu mir am Set: „Ich denke, ich werde nur einen weiteren „Deadpool“-Film machen, wenn du es mit mir machst. Ich weiß, dass du Nein sagen wirst, weil du nur Originalfilme machst...“ Und ich entgegnete: „Lass mich dich gleich dort stoppen. Es ist ein Ja, ein klares Ja.“

    Wir begannen, an Geschichten zu arbeiten, aber wir konnten keine Story finden, die sich für Deadpool richtig anfühlte, aber gleichzeitig groß genug für das MCU. Es war entweder das eine oder das andere. Wir wollten aufgeben. An dem Tag, an dem wir [Marvel-Studios-Chef] Kevin Feige sagen wollten: „Weißt du was? Lass es uns in ein paar Jahren nochmal versuchen“, klingelte das Telefon und es war Hugh Jackman. Aus dem Nichts sagte er: „Ich möchte diesen Film machen.“ Sofort wussten wir die Geschichte. Die Einbeziehung von Wolverine gab dem Film sein „Warum“. Es gab dem Film buchstäblich den einzigen Grund, zu existieren.

    FILMSTARTS: Und wieder Schicksal.

    Shawn Levy: Wieder Schicksal.

    Eine ganz besondere Freundschaft

    FILMSTARTS: Wie hat der Film von dieser echten Freundschaft zwischen euch Dreien profitiert?

    Shawn Levy: Wenn man unter Freunden ist, muss man sich keine Sorgen machen, sich lächerlich zu machen. Jeden Tag probierten wir daher Dinge aus. Manchmal waren die Ideen schlecht, doch wir schämten uns nicht, weil wir unter Freunden waren. Aber wenn man bereit ist, Dinge auszuprobieren und albern zu sein, kann man auch Dinge ausprobieren und inspiriert sein. Es gibt viele Momente in diesem Film, die aus diesem Experimentieren entstanden sind: Einige sind komisch, einige sind emotional,...

    War "Deadpool & Wolverine" erst der Anfang? Das sagt Marvel-Chef Kevin Feige über Hugh Jackmans MCU-Zukunft

    FILMSTARTS: Der Film scheint nun genau im richtigen Moment zu kommen, um frische Impulse zu bringen, wenn viele Leute gerade von einer Superhelden-Müdigkeit sprechen. War das etwas, das ihr ganz gezielt angegangen seid?

    Shawn Levy: Es ist eher zufällig, auch wenn das nur so halb stimmt. Es gibt in der Tat Momente, in denen Deadpool das Genre und diese Müdigkeit direkt anspricht. Ryan hatte immer die Einstellung, dass man, indem man das benennt, worüber die Leute schlecht reden, die Macht darüber zurückgewinnt. Es ist wie in den Eröffnungscredits vom ersten „Deadpool“, in denen zu lesen ist: „In der Hauptrolle: Gottes perfekter Idiot“. Das ist Ryan, der bereit ist, sich selbst zu untergraben. Und auf diese Weise untergräbt und kommentiert Deadpool die Superhelden-Müdigkeit, obwohl wir vielleicht sogar die Lösung sind.

    FILMSTARTS: Eine solche Ambivalenz zeichnet auch die Eröffnungsszene von „Deadpool & Wolverine“ aus, in dem ihr das Erbe von „Logan“ gleichzeitig ehrt und aufs Korn nehmt...

    Shawn Levy: Ryan und ich lieben „Logan“, wir halten ihn beide für ein Meisterwerk. Man kann ihn also nicht ignorieren, aber vielleicht kann man die Erwartungen untergraben. Ich hatte diese erste Einstellung sehr früh im Kopf. Dann begannen wir zu überlegen: „Was könnte passieren, wenn Deadpool dort ist?“ Ich erinnere mich, als Ryan sagte: „Ich hasse mich dafür, das vorzuschlagen, aber was wäre, wenn ich die dort verfügbaren Waffen benutze?“ Das war der Ursprung der Eröffnungssequenz.

    Der Beginn einer neuen Marvel-Ära?

    FILMSTARTS: „Deadpool & Wolverine“ ist nicht nur die Fortsetzung eines sehr erfolgreichen Franchises von anderen Regisseuren, sondern jetzt auch Teil der großen MCU-Maschinerie unter Oberaufsicht von Kevin Feige. Wie viel kann man von seiner eigenen Vision und Handschrift in so ein Projekt einbringen?

    Shawn Levy: Schon am Anfang sieht man, dass „Deadpool & Wolverine“ nicht wie andere MCU-Filme aussieht und sich auch nicht so anfühlt. Dieser Mythos von einer Fabrik deckt sich nicht mit dem, was ich erlebt habe. Ich hatte völlige kreative Freiheit. Ich habe ein striktes System erwartet, erfuhr dann aber absolutes Verständnis dafür, dass dieser Film einen anderen Ton haben wird. Was auch immer die Erwartungen sind, wir wollten sie in die Luft jagen. Wir haben das Regelbuch genommen und es angezündet.

    FILMSTARTS: Wie schwierig ist es, bei fast unsterblichen Hauptfiguren und der Möglichkeit, Charaktere im Multiversum immer wieder zurückzubringen, die Spannung aufrechtzuerhalten und überhaupt Fallhöhe zu erzeugen?

    Shawn Levy: Wenn alles möglich ist, brauchst du Disziplin und Zurückhaltung. Und du musst einer klaren Linie, dem Nordstern folgen. Der Nordstern in diesem Fall war: Was ergibt für diese Geschichte, für diese Figuren Sinn? Daher sollte es etwa auch keine bloße Cameo-Parade sein. Es soll allenfalls Überraschungen geben, die zum zentralen Vermächtnis-Thema beitragen. Wir haben der Versuchung widerstanden, viele Dinge einzubauen, die sich letztlich fremd und belanglos angefühlt hätten.

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    In „Deadpool & Wolverine“ sollten Cameos nicht nur zum Selbstzweck eingebaut werden.

    FILMSTARTS: Und wie groß ist der Einfluss eures Films auf das große MCU?

    Shawn Levy: Das wird die Zeit zeigen, aber ich denke, dass es eine neue Ära für Marvel einleiten wird. Wenn man sich so etwas wie „Captain America: Civil War“, „Thor 3“, „Avengers: Endgame" oder „Iron Man“ anschaut, muss man jedoch anerkennen, dass es innerhalb des MCU immer Raum für Subgenre-Erzählungen gab: Noir, 70er-Jahre-Thriller, Fantasy usw.. Das hier ist nun eine andere Erkundung eines Tons, den es im MCU noch nicht gab. Wenn das Publikum es annimmt, werden wir denke ich sehen, wie sich die Möglichkeiten im MCU noch mehr erweitern werden.

    FILMSTARTS: Es wird spannend sein zu sehen, was uns das MCU hier vielleicht noch bieten wird.

    Shawn Levy: Es ist aufregend. Als Geschichtenerzähler habe ich jahrelang darauf gewartet, einen Film wie diesen zu machen. Es ist moderne Mythologie. Als jemand, der mit griechischer Mythologie und Geschichten über Charaktere und Ideen aufgewachsen ist, die größer als das normale Leben waren, ist es ein Vergnügen, in diesem Sandkasten zu spielen.

    FILMSTARTS: Nach der tollen Erfahrung mit diesem Film: Wirst du auch in Zukunft Teil des MCU sein? Ist da womöglich schon mehr geplant?

    Shawn Levy: Es gibt so wenig, das ich dir erzählen kann. Ich habe auch das Internet und daher gewisse Sachen gelesen. Ich hoffe es sehr. Es war eine wirklich gute Erfahrung und Kevin [Feige] und ich hoffen definitiv, mehr zusammen machen zu können.

    Episches "Stranger Things"-Finale

    FILMSTARTS: Als nächstes hast du aber wahrscheinlich noch mit der finalen fünften Staffel von „Stranger Things“ alle Hände voll zu tun...

    Shawn Levy: Wir arbeiten hart an Staffel 5. Ich gehe buchstäblich von dieser Pressetour nach Atlanta, um einen Teil davon zu drehen.

    FILMSTARTS: Um eine neue Staffel wird hier ja auch immer ein großes Geheimnis gemacht, ganz ähnlich wie bei Marvel...

    Shawn Levy: Gott sei Dank! Das hat mein Plappermaul echt trainiert, denn ansonsten bin ich ein Spoiler-Risiko.

    FILMSTARTS: Kannst du denn zumindest ein bisschen was darüber erzählen?

    Shawn Levy: Über „Stranger Things“?! Komm schon, Mann! (lacht) Ich liebe übrigens dein T-Shirt und bin erstaunt, dass du mich nicht nach meinem „Star Wars“-Projekt fragst...

    FILMSTARTS: Du weißt ja nicht, was noch kommt...

    Shawn Levy: Bis dahin kommen wir nicht. Dafür reicht die Zeit nicht mehr aus… Ich sage mal so viel zu „Stranger Things“: Andere haben ja schon darüber geredet, dass das Finale größer wird als alle vorherigen Staffeln. Das stimmt auch. Aber das schlagende Herz im Zentrum von allem ist immer noch das figurenorientierte Geschichtenerzählen und eine Gruppe von Außenseitern, die heldenhaft sind – nicht unähnlich zu Logan und Wade Wilson... Siehst du, wie ich den Bogen zurückgeschlagen habe. Hier müssen wir einfach aufhören, Bro. Das ist das beste Ende, das ich dir geben kann. (lacht)

    Deadpool & Wolverine“ läuft seit dem 24. Juli 2024 in den deutschen Kinos. Nachfolgend könnt ihr euch noch einmal den Trailer zum Film anschauen:

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