Zuerst US-Army-Ausbilder, dann Bademeister, dann Westernheld – Clint Eastwood hat viele Gesichter. Wobei sein Auftreten meist begleitet ist von seinem so typischen, leicht verkniffenen Blick und einer gewissen rauen Coolness.
Internationale Bekanntheit erlangte er als Hauptdarsteller von Sergio Leones legendärer Dollar-Trilogie, bevor er sein Image u.a. mit der „Dirty Harry”-Reihe weiter ausbaute. Doch die Arbeit vor der Kamera war ihm nicht genug: So gründete er bereits in den 60er-Jahren seine eigene Produktionsfirma und führte in den frühen 70ern erstmals selbst Regie. Dass er auch anders kann als immer nur den Beinharten zu mimen, zeigte Clint Eastwood beispielsweise in „Die Brücken am Fluss”, bei dem er Regisseur, Produzent und Hauptdarsteller an der Seite von Meryl Streep war.
Einen Film mit ähnlich großem emotionalen Impact könnt ihr am heutigen Sonntagabend um 20.15 Uhr auf arte sehen: „Million Dollar Baby” brachte Clint Eastwood den Oscar für die Beste Regie und den Besten Film ein. Auch Hilary Swank durfte einen Oscar für ihre großartige Darstellung der Boxerin Maggie Fitzgerald mit nach Hause nehmen, während Morgan Freeman als Bester Nebendarsteller für die Rolle des Eddie Dupris ausgezeichnet wurde.
Wer den Film heute Abend nicht sehen kann, hat im Anschluss in der arte-Mediathek die Möglichkeit dazu – oder kann den ARTHAUS+-Channel bei Amazon abonnieren, um „Million Dollar Baby” zu streamen . Für die ersten sieben Tage ist das Abo kostenlos, danach kostet es euch lediglich 4,99 Euro im Monat.
"Million Dollar Baby": Keine leichte Kost, aber unbedingt sehenswert
Hilary Swank ist Maggie Fitzgerald: eine Frau aus der Unterschicht, die sich ihr Leben lang mit Kellnern über Wasser hält, während der Großteil ihrer Familie übergewichtig ist und Sozialhilfe kassiert. Zwar ist sie mit über 30 viel zu alt, möchte sich aber von ihrem Traum, zur Profi-Boxerin aufzusteigen, nicht abbringen lassen. So kommt es, dass sie dem abgeklärten Trainer Frankie Dunn (Eastwood) keine Ruhe lässt und verbissen immer wieder im Gym auftaucht, bis er sich bereit erklärt, sie zu trainieren.
Maggie schafft es mit Franks Hilfe, sich bis zur Weltmeisterschaft zu boxen. In Las Vegas erwartet sie schließlich eine Ostberlinerin, die nicht gerade auf Fair Play setzt – und Maggie durch einen so unerwarteten wie heftigen Schlag von hinten auf die Kante eines Boxschemels befördert. Die Folgen für Maggie sind verheerend...
„Million Dollar Baby” basiert auf einer Kurzgeschichte von F. X. Toole bzw. Jerry Boyd, der in seinem Kurzgeschichtenband „Rope Burns: Stories From The Corner”* aus seinem Leben als Boxtrainer erzählt.
Was zunächst als klassische Aufstiegs-Story mit all den (vor allem körperlichen) Herausforderungen, die so ein Training mit sich bringt, beginnt, erleidet in der Mitte des Films eine jähe Zäsur. Maggie ist kein Rocky, Maggie trägt nicht blutüberströmt den Sieg nach Hause – vielmehr beißt Maggie sich aus Hilflosigkeit im Krankenhaus die Zunge ab, um nicht weiterleben zu müssen.
Und das macht „Million Dollar Baby” so besonders: Der Film eröffnet neben dem klassischen Sportler*innen-Narrativ eine Tiefe und Tragik, die man so nicht erwarten würde. In Amerika brachte der Bruch in der Handlung direkt auch eine Kontroverse mit sich: So protestieren Konservative und verschiedene Organisationen gegen die vermeintlich positive Darstellung von Sterbehilfe.
Mehr zu den Hintergründen des Films erfahrt ihr auf der Blu-ray: Hier gibt es einiges an Bonusmaterial, darunter z. B. eine Gesprächsrunde mit den Hauptdarsteller*innen sowie weitere Features.
Wer also ein Feelgood-Movie mit Aufstieg, Sieg und Ruhm erwartet, das einen gut gelaunt entlässt, ist hier definitiv falsch. Einschalten lohnt sich dennoch - schon allein die grandiosen schauspielerischen Leistungen sind sehenswert und zu Recht preisgekrönt. Allen voran Hilary Swank, die sich für die Rolle der Maggie zehn Kilogramm an Muskelmasse antrainierte.
Zunächst beinahe rotzig, im Original mit schlurfendem Missouri-Akzent, bringt sie eindrucksvoll auf die Leinwand, welche physische und psychische Härte der Boxsport einem abverlangt. Und während sie im Ring tänzelt, schwitzt, blutet und zuletzt zerbricht, steht außerhalb, aber immer in ihrer Nähe Clint Eastwood als ihr Trainer, dessen Rolle nicht minder mitwachsen muss. Maggie wird für Frankie am Ende beinahe ein Tochterersatz – während seine eigene Tochter den Kontakt zu ihm abgebrochen hat. Und er ist auch für sie da, als ihre Familie sie im Krankenhaus zurücklässt.
Getragen wird der Film von einer düsteren, melancholischen Atmosphäre, die vor allem den gedeckten Farben und vielen Schatten geschuldet ist. Die von Eastwood selbst komponierte Filmmusik trägt zusätzlich dazu bei. „Million Dollar Baby” ist von daher zweifelsohne ein Glanzstück, das einen mit seiner Schwere erfassen kann und auch moralische Debatten eröffnet – dabei aber dennoch versöhnlich bleibt, nicht zuletzt durch Morgan Freemans Darstellung des Studio-Hausmeisters Eddie „Scrap-Iron“ Dupris, der via Voiceover durch den Film führt.
Welches Geheimnis Freeman über seinen Freund und künstlerischen Partner Clint Eastwood ausgeplaudert hat, erfahrt ihr im folgenden Artikel:
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