Jahrzehntelang herrschte er über die prestigeträchtigste Bestenliste der Filmwelt: In der einmal pro Dekade stattfindenden, vom ruhmreichen Magazin Sight & Sound koordinierten Wahl der besten Filme aller Zeiten schnappte sich „Citizen Kane“ fünf Mal nacheinander den Spitzenplatz. Und in den Abstimmungen anno 2012 und 2022 verharrte das gewitzt-rasant erzählte Noir-Drama immerhin auf dem Podest.
Darüber hinaus ist „Citizen Kane“ Pflichtgast in zahlreichen weiteren Bestenlisten – so packte ihn Steven Spielberg in seine persönliche Top 20. Ein derart populärer, angesehener Film kommt nicht drumherum, dass sich Legenden um ihn bilden. So besagt eine weit verbreitete Theorie, dass Budgetsorgen dazu führten, dass in „Citizen Kane“ Dinosaurier vorkommen.
Falls ihr euch selbst auf die Suche nach den Dinos begeben möchtet: „Citizen Kane“ ist auf zahlreichen Streamingplattformen als VoD erhältlich – darunter bei Amazon Prime Video:
Falls ihr dagegen rasch zur betreffenden Szene finden möchtet: Die Sequenz, in der (womöglich) Dinosaurier ihr Unwesen treiben, ist auch direkt via YouTube abrufbar.
"Citizen Kane": Die Legende der Dinosaurier
Der von Orson Welles inszenierte Filmklassiker erzählt die Geschichte des fiktiven Medienmoguls Charles Foster Kane (gespielt von Welles persönlich). Nach seinem Tod als vereinsamter Schwerreicher macht sich ein Journalist auf, seine Lebensgeschichte zu beleuchten und das Geheimnis seines letzten Wortes zu klären: Rosebud.
Eine Sequenz zeigt ein hedonistisches Fest in den Everglades, bei dem im Bildhintergrund große Wesen durch die Luft flattern. Manche halten sie schlicht für überproportionierte, animierte Vögel. Viele Filmfans sind aber überzeugt, dass es sich bei diesen Wesen um Flugsaurier der Gattung Pterodactylus handeln muss. Doch wie haben es Flugsaurier in ein sonst realistisches Drama geschafft? Die am weitesten verbreitete These besagt, dass der Dino-Auftritt einer Sparmaßnahme entwachsen ist:
In der Sequenz greift Welles auf Rückprojektion zurück, was bedeutet, dass auf eine große Leinwand im Hintergrund des Geschehens zuvor gedrehtes Filmmaterial geworfen wird. Um Ausgaben zu kürzen, wurden beim Dreh des ausgelassenen Sumpfpicknicks der Legende nach Dschungelmotive aus „King Kongs Sohn“ verwendet – daher seien die dort durch den Himmel gleitenden Flugsaurier auch in „Citizen Kane“ aufgekreuzt.
Diese Erklärung wird unter anderem von The Digital Fix und dem Medienblog der US-amerikanischen Universitätsbibliotheken verbreitet. In der IMDb wiederum heißt es, dass Pteranodon-Material aus dem Original-„King Kong“ verwendet wurde. Beide Theorien hapern jedoch daran, dass sich die Flugsaurierszenen aus diesen Filmen nicht mit dem Material decken, das in „Citizen Kane“ zu sehen ist. Es müsste sich also entweder um Material aus einer Deleted Scene handeln oder aus einem anderen, nicht identifizierten Film.
In einem Comicuniversum sind die "Citizen Kane"-Dinos Kanon
Ganz gleich, was denn wirklich in „Citizen Kane“ zu sehen ist und warum: Die (möglichen) Dinosaurier in Orson Welles' Meisterwerk sind so legendär, dass sie ihren Einzug in eine beliebte Comicreihe gefunden haben – „Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen“.
Die 1999 gestartete Reihe der Comickünstler Kevin O’Neill und Alan Moore ist quasi eine Art Mega-Crossover, in dem sich unzählige literarische und cineastische Figuren tummeln – von Dr. Jekyll und Sherlock Holmes über „Dracula“-Heldin Wilhelmina Murray bis hin zu James Bond und Harry Potter.
In einer Ausgabe bringen O’Neill und „Watchman“-Ko-Schöpfer Moore „Citizen Kane“ in ihr ausuferndes Comicuniversum: Im 2014 erschienenen Band „Nemo: Herz aus Eis“ begegnen wir einem einflussreichen Zeitungsmagnaten namens „Mister Kane“, dessen Anwesen randvoll mit Trophäen, Schätzen und Andenken ist. Das gibt O’Neill und Moore die Möglichkeit, zahlreiche literarische und filmhistorische Querverweise zu tätigen – und als Jagdtropähe gibt es den Kopf eines Pterodactylus zu sehen.
Damit suggerieren die „Liga der außergewöhnlichen Gentlemen“-Masterminds, dass das in „Citizen Kane“ gezeigte Picknick in den Everglades noch zur Saurierjagd wurde. Und sie offenbaren, dass sie Spaß an der saurierstarken Legende rund um den Filmklassiker haben.
Einen Mangel an Dinos gibt es in „Jurassic Park“ hingegen nicht – obwohl es eine Szene gibt, nach der wir die Urzeittiere mit völlig anderen Augen sehen. Was dahintersteckt, erfahrt ihr im folgenden Artikel:
Wenn ihr "Jurassic Park" bei 109 Minuten und 10 Sekunden stoppt, seht ihr die Dinosaurier mit anderen Augen!*Bei den Links zum Angebot von Amazon handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links oder beim Abschluss eines Abos erhalten wir eine Provision. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.