Wie schon der preisgekrönte Pixar-Klassiker „Alles steht Kopf“ ist auch die aktuell erfolgreich in den Kinos laufende Fortsetzung eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Passenderweise, schließlich entführt uns „Alles steht Kopf 2“ in den Verstand der 13-jährigen Riley, die in ihrer Pubertät neue Probleme, neue Wünsche und vor allem neue Emotionen entdeckt.
Daraus haben Regisseur Kelsey Mann und seine Crew eine kreative Tour durch einfallsreiche, einleuchtende Visualisierungen des menschlichen Verstands geformt, die rührende, packende und überraschende Momente hat. Und selbstredend führt sie zu großartigen Lachern, etwa wenn pubertärer Zynismus und Null-Bock-Phasen durch den Kakao gezogen werden.
Einer der besten Gags in „Alles steht Kopf 2“ bezieht sich allerdings nicht auf das menschliche Gefühlsleben, sondern auf eine Disney-Serie. Da dieser Gag in einer Szene vorkommt, die nicht in den Trailern vorweggenommen wurde, sei an dieser Stelle eine kleine Spoilerwarnung gegeben, bevor wir näher auf diesen witzigen Einfall eingehen.
Eine Vorschulserie, die sich tief ins Bewusstsein gräbt
Die Szene ereignet sich, nachdem die neuen Emotionen Zweifel (Stimme im Original: Maya Hawke), Neid (Ayo Edebiri), Ennui (Adèle Exarchopoulos) und Peinlich (Paul Walter Hauser) Rileys Gefühlskommandozentrale übernommen haben. Ihre Basisemotionen Freude (Amy Poehler), Kummer (Phyllis Smith), Wut (Lewis Black), Angst (Tony Hale) und Ekel (Liza Lapira) wurden derweil unterdrückt und in einen Safe für Geheimnisse gesperrt.
Dort lernen sie eine pixelige Videospielfigur kennen, die Riley wider aller Vernunft schnuckelig findet (was ihr einen Platz in der Geheimnisbank eingebracht haben dürfte), sowie eine Cartoonfigur namens Bloofy (Ron Funches). Der Grund dafür, dass der gezeichnete Hund sein Dasein in der Bank der Geheimnisse fristet, dürfte manchen aus der eigenen Pubertät bekannt vorkommen: Bloofy ist die Hauptfigur einer Vorschulserie – und obwohl Riley längst aus deren Zielgruppe herausgewachsen ist, mag sie diese noch immer.
Auf den ersten Blick ist Bloofy eine generische Parodie auf animierte Vorschulserien: Er hat ein fast schon dümmliches Lächeln, spricht in simplen Sätzen und einer übertrieben begeisterten, (zu) freundlichen Stimme. Darüber hinaus blickt er bevorzugt direkt in die Kamera und spricht das (nicht vorhandene) Publikum an. Eine Masche, die zahlreiche Vorschulserien ausmacht!
Liebe (neckische) Grüße von Pixar an die Disney-Nachbarschaft
Auf dem zweiten Blick ist Bloofy eine Verschmelzung aus „Dora“ und „Blue’s Clues – Blau und schlau“: Während die „Dora“-Titelheldin ein Shirt in einer Farbe trägt, die Bloofys Fell ähnelt, handelt es sich bei der Titelfigur von „Blue’s Clues“ ebenfalls um einen Hund. Mehr noch als an diese Nickelodeon-Formate ist Bloofy allerdings an eine Disney-Vorschulserie angelehnt, wie im Laufe seines brüllend komischen Auftritts immer deutlicher wird:
Als ihn Rileys unterdrückte Emotionen um Hilfe bitten, wird deutlich, dass er trotz seiner freundlichen Art ziemlich untätig ist. Jedoch sagt er, dass er wen kennt, der den Emotionen aus der Patsche helfen kann – dafür müssten sie es ihm bloß gleichtun, wenn er ruft: „Oh, Bauchi!“
Nach der (in die Kamera und somit in den Kinosaal) geplärrten Aufforderung, gemeinschaftlich „Oh, Bauchi!“ zu rufen, taucht Bloofys Sidekick auf: Eine fliegende, sprechende Bauchtausche, die munter-energisch erklärt, dass sie einige Gegenstände mitgebracht hat und wir (respektive Rileys Emotionen) entscheiden müssen, welcher davon nützlich ist.
Somit werden Bloofy und Bauchi zu überdeutlichen Seitenhieben in Richtung „Micky Maus Wunderhaus“. Dort verweist Micky Maus regelmäßig auf seinen Freund Toodles, der jede Menge Mitmachsachen dabei hat – aber stets erst auftaucht, wenn man zusammen „Oh, Toodles!“ ruft. Bei Disney+ habt ihr die Möglichkeit, euren „Micky Maus Wunderhaus“-Erinnerungen auf die Sprünge zu helfen – oder die Serie erstmals zu schauen, um die Persiflage in „Alles steht Kopf 2“ besser würdigen zu können:
Bloofy-Originalsprecher Ron Funches sowie Bastian Pastewka, der den Hund in der deutschen Fassung spricht, imitieren das Timbre und die Kadenz, mit der Micky Maus in der Serie „Oh, Toodles!“ ruft. Und Bauchi erweist sich auf dieselbe, semi-fragliche Art als hilfreich wie Toodles in „Micky Maus Wunderhaus“:
Wenn der fliegende Mitmachsachenbehälter aufkreuzt, schlägt er mehrere Gegenstände vor, die beim besten Willen keinerlei Nutzen haben, sowie eine einzige brauchbare Sache. Die Antwort, welches Mitbringsel verwendet werden soll, ist daher selbst für eine Vorschulserie arg offensichtlich! Bei Pixar erlaubt man sich also einen kollegialen Spaß, indem man scherzhaft vorführt, wie die erfolgreiche (und demnächst ein Revival erlebende) Disney-Vorschulserie „Micky Maus Wunderhaus“ tickt.
Jedoch bleiben Bloofy und Bauchi im Bereich liebevolle Parodien, statt etwa zur gehässigen Abrechnung mit dem Format zu werden. Schließlich sind Bloofy und Bauchi bei aller Irritation, die sie zurücklassen, tatsächlich nützlich. Und es gibt zweifelsohne unschönere Erkenntnisse in späteren Lebensjahren, als dass die vielen Kindheitsstunden vor dem Fernseher Sinn und Zweck hatten!
Neben Bloofy und Bauchi sowie Rileys pixeligem Videospielschwarm befindet sich übrigens noch eine Figur in Rileys Geheimnisbank. Was sie in der Abspann-Bonusszene von „Alles steht Kopf 2“ über Riley verrät, haben wir euch im folgenden Artikel zusammengefasst:
Die Abspannszene von "Alles steht Kopf 2" erklärt: Was ist denn nun Rileys dunkles Geheimnis?*Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links oder beim Abschluss eines Abos erhalten wir eine Provision. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.