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    Seit 9 Jahren diskutieren Fans: Nach "Alles steht Kopf 2" ist das große Pixar-Rätsel noch mysteriöser
    Björn Becher
    Björn Becher
    -Mitglied der Chefredaktion
    Seit mehr als 20 Jahren schreibt Björn Becher über Filme und Serien. Hier bei FILMSTARTS.de kümmert er sich um "Star Wars" - aber auch um alles, was gerade im Kino auf der großen Leinwand läuft.

    Seit „Alles steht Kopf“ rätseln viele Pixar-Fans über das nicht konsistente Aussehen der Emotionen. Viele hofften, dass „Alles steht Kopf 2“ Antworten liefert. Das Rätsel scheint jetzt aber noch mysteriöser zu sein. Doch wir haben Antworten.

    Disney und seine verbundenen Unternehmen

    In „Alles steht Kopf“ wurde das Konzept von Emotionen eingeführt, die in der Schaltzentrale im Kopf der jungen Riley sitzen. Freude, Kummer, Angst, Wut und Ekel prägen von dort das Leben des jungen Mädchens – und sie ist damit nicht alleine. Denn wie in einer witzigen Szene des Pixar-Klassikers deutlich wird, sitzen auch im Kopf von Rileys Eltern dieselben Emotionen – allerdings mit einem gewaltigen Unterschied.

    Im Kopf ihres Papas sind alles Männer, die denselben Schnauzbart wie der Vater tragen. Im Kopf ihrer Mama sind nur Frauen am Werk, die auch stark der Mutter ähneln. Bei Riley gibt es dagegen einen kompletten Mischmach. Optisch an sie erinnert keine der Figuren, teilweise sind sie weiblich zu lesen (Freude, Kummer, Ekel), teilweise männlich (Wut, Angst). Doch warum gibt es diesen Unterschied?

    Schon seit neun Jahren diskutieren Fans in Foren, ob die Unterschiede in der Darstellung der Emotionen einen tieferen narrativen Hintergrund und eine Bedeutung haben. Oder sind sie einfach nur eine simple kreative Entscheidung, die wichtig für die Unterscheidung der Figuren ist?

    Unterschiedliche Gefühle als symbolische Darstellung der Kindheit?

    Sehr beliebt ist eine Theorie: Die Gefühle im Kopf von Riley seien einfach mehr im Fluss. Sie repräsentieren schließlich auch die Vielfalt und Komplexität der Emotionen eines Kindes, das sich in einer Phase intensiver Veränderungen befindet. Erwachsene haben dagegen oft ein stabileres und gereifteres emotionales System. Ihre Emotionen sind besser integriert und weniger chaotisch, was durch die ähnlich aussehenden Emotionen symbolisiert wird.

    Ergo: Rileys spezielle emotionale Repräsentation heben ihre komplexe Gefühlswelt und Identitätsentwicklung hervor, während die uniformen Emotionen ihrer Eltern auf eine stabilere emotionale Verfassung hinweisen. Weil im Erwachsenenalter Menschen in der Regel ein klareres Selbstbild und eine gefestigtere Identität haben, spiegeln die Ähnlichkeit der Emotionen zu ihrem menschlichen Äußeren bei Vater und Mutter diese Konsistenz und Selbsterkenntnis wider.

    Laut dieser Theorie entwickeln sich auch die Emotionen von Riley in Zukunft weiter, was auf die Veränderungen hinweist, die mit dem Erwachsenwerden einhergehen. So werden sich auch ihre Emotionen im Laufe der Zeit angleichen und stabilisieren – ähnlich wie bei den Erwachsenen. Einige Fans erwarteten so von Nachfolger „Alles steht Kopf 2“, dass er genau diese Angleichung zeigt, die Emotionen sich optisch verändern.

    Darum funktioniert diese Fan-Theorie nicht – spätestens mit "Alles steht Kopf 2"!

    Die Fan-Theorie hat allerdings ein großes Manko. Schon seit dem ein Jahr nach „Alles steht Kopf“ veröffentlichten Kurzfilm „Rileys erstes Date?“ hat sie eine große Schwäche. Denn da blicken wir auch kurz in den Kopf eines Jungen – und bei ihm sehen all die Gefühle aus wie er. Und will man wirklich argumentieren, dass der Junge in seiner Entwicklung schon deutlich weiter ist, bei ihm die oben beschriebene Angleichung schon stattfand?

    Selbst wer trotzdem weiter an der oben ausgeführten Theorie festhält, wird mit „Alles steht Kopf 2“ lernen müssen, dass diese nun weitere Löcher bekommt und eigentlich nicht mehr zu halten ist. Hier ist die mittlerweile zwei Jahre ältere Riley in der Pubertät, also mitten in der Weiterentwicklung. Ihre Gefühle haben sich optisch überhaupt nicht verändert (und, der kleine Spoiler sei erlaubt, sie verändern sich auch während des Films nicht. Es sind nur mehr geworden). Und wir blicken kurz in den Kopf ihrer gleichaltrigen besten Freundinnen. Deren Gefühle ähneln optisch den beiden Mädchen. Es wird so klar: Nur bei Riley haben die Gefühle so eine durchgängig individuelle Gestaltung.

    Was ist aber jetzt die wirkliche Lösung für die Frage, warum die Figuren bei Riley Individualität haben, die in den Köpfen aller anderen Figuren fehlt? Es gibt eine langweilige und eine spannendere Antwort...

    Figuren-Unterscheidung und Erzählperspektive

    Der eigentliche Grund ist wahrscheinlich recht simpel. Die Gefühle im Kopf von „Alles steht Kopf“ sind die Hauptfiguren des Films. Im ersten Teil sind es bereits fünf, in „Alles steht Kopf 2“ sogar neun (plus noch ein kurz auftretendes zehntes Gefühl). Diese verschiedenen Figuren und ihre Einflüsse auf Rileys Verhalten muss man unterscheiden können. Es war daher einfach hilfreich, sie in Form, Stimme und auch Geschlecht möglichst unterschiedlich zu gestalten.

    Wenn man sie dann bereits ein wenig über die bisherige Laufzeit des Films kennengelernt hat, kann man beim Blick in den Kopf der Eltern die bereits etablierten Designs nutzen. Um sie dann aber wieder abzuheben und deutlich zu machen, in wessen Kopf man nun ist, passt man sie an den Menschen dahinter, also hier an den Vater, dort an die Mutter an. Genauso wird in „Alles steht Kopf 2“ beim Blick in die Köpfe von Rileys Freundinnen verfahren. Das geänderte Design funktioniert dann zusätzlich als Witz – gerade im ersten Film, wo dieser Ausflug in einen anderen Kopf ja sehr unvermittelt und überraschend geschieht.

    Schließlich ist die Gestaltung der Figuren ein sehr zentraler Punkt des Films. In unserem Interview sprechen wir mit „Alles steht Kopf 2“-Regisseur Kelsey Mann übrigens über die Schwierigkeit, die neuen Emotionen zu entwerfen:

    Zweifel, Peinlich, Neid & Ennui: Der Regisseur von "Alles steht Kopf 2" rankt für uns die vier neuen Emotionen – nach der Schwierigkeit ihres Designs!

    Auf diese – zugegeben etwas langweilige Antwort – folgt noch eine ein wenig spannendere. Beide Pixar-Filme sind aus Rileys Perspektive bzw. aus der Perspektive der Emotionen in ihrem Kopf erzählt – und da bleibt sich der Film halt auch bei Ausflügen in andere Köpfe treu.

    Eigentlich haben alle Emotionen in jedem Menschen ein individuelles Aussehen. Weil aber die Emotionen in Rileys Kopf nur ihr jeweils eigenes Aussehen kennen, stülpen sie das gerade den Figuren in anderen Schaltzentralen über – angepasst um eine Veränderung, die ihre Gefühl-Widerparts zu Spiegelbildern des jeweiligen Menschen macht.

    Ergo: Wir wissen am Ende gar nicht, wie die Emotionen in den Köpfen des Vaters, der Mutter aussehen, sondern nur, wie die Emotionen bei Riley denken, dass ihre Counterparts aussehen müssten.

    Wenn euch von dieser Debatte nun der Kopf raucht, dann können wir euch nur raten, euch mit einem Kinobesuch auf andere Gedanken zu bringen. Empfehlen können wir – keine große Überraschung – natürlich vor allem „Alles steht Kopf 2“. Starke 4 Sterne vergibt Chefredakteur Christoph Petersen und schreibt in seiner FILMSTARTS-Kritik: „Eine absolut würdige Fortsetzung, gerade weil der Film die unterschiedlichen Gefühle in all ihrer Komplexität erfreulich ernst nimmt und auch die unerfreulicheren Seiten des Lebens und der Pubertät ihren verdienten Platz erhalten!“

    Im nachfolgenden Artikel haben wir derweil alles Wichtige zur Abspannszene für euch:

    Die Abspannszene von "Alles steht Kopf 2" erklärt: Was ist denn nun Rileys dunkles Geheimnis?

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