In den 1980er-Jahren konnte Sylvester Stallone („Judge Dredd“) den Höhepunkt seiner Action-Karriere erklimmen – und viele eindrucksvolle Erfolge am Box Office erzielen. Vor allem die „Rocky“- und „Rambo“-Reihe war in diesem Jahrzehnt dafür verantwortlich, dass Stallone zu den größten Hollywood-Stars überhaupt aufsteigen sollte. In den 1990er-Jahren sollte sich das Blatt dann wieder ein Stück weit ändern.
Denn auch wenn Stallone schon vorher immer mal wieder Flops an den Kinokassen zu verbuchen hatte, sollte sein Schaffen in den 90er-Jahren vor allem von Misserfolgen geprägt werden. Es gab in diesem Jahrzehnt aber auch Ausnahmen – wie zum Beispiel den heute nahezu völlig in der Vergessenheit geratenen „The Specialist“. Bei einem Budget von 45 Millionen US-Dollar erwirtschaftete der Action-Thriller weltweit mehr als 170 Millionen US-Dollar und zählt damit zu den zehn erfolgreichsten Filmen mit Stallone in der Hauptrolle.
Ihr habt „The Specialst“ bislang noch nicht gesehen? Dann könnt ihr ihn nun im Abo von Amazon Prime Video nachholen. Aber Vorsicht: Hier könnt ihr keine zu Unrecht übergangene Perle entdecken, der Actionfilm von Luis Llosa („Anaconda“) ist eine richtige Gurke!
Darum geht’s in "The Specialist"
Ray Quick (Sylvester Stallone) ist ein Bombenspezialist, der sich aus dem Dienst der CIA zurückgezogen hat, um in Miami eine ruhige Kugel zu schieben. May Munro (Sharon Stone) hört von den außergewöhnlichen Fähigkeiten des muskelbepackten Mannes und versucht daraufhin, ihn für einen persönlichen Auftrag anzuheuern: Ray soll ihr bei der tödlichen Rache an den Mördern ihrer Eltern helfen.
Der Sprengstoffexperte ist von Mays Geschichte zwar berührt, erteilt ihr aber eine Abfuhr, da er sich geschworen hat, seine Bombenkünste nie wieder einzusetzen. Einige Verführungskünste seitens May später willigt Ray dann doch ein. Er sprengt einige Mafiosi in die Luft, die für den Tod von Mays Eltern verantwortlich gewesen sind. Das ruft Rays Ex-Kollegen Ned (James Woods) auf den Plan, der mittlerweile die Seiten gewechselt hat.
Öder Schmachtfetzen mit dröger Action
Erfolg an den Kinokassen ist niemals mit der Qualität eines Filmes in Relation zu setzen. Das beweist „The Specialist“ einmal mehr. Denn auch wenn der Actioner viele Menschen zum Kauf eines Tickets bewegen konnte, darf man hier Zeuge von einem schwächsten Sylvester-Stallone-Reißer überhaupt werden. Das liegt vor allem daran, dass hier versucht wurde, auch eine schmalzige Erotik-Komponente in das Geschehen zu integrieren.
Anstatt mit handfester Pyrotechnik aufgeblasene Action zu entfesseln, muss man viel zu oft dabei zusehen, wie Stallone und Stone ihre schweißglänzenden Prachtkörper aneinander reiben oder sich Liebes- und Lustbekundungen ins Telefon hauchen. Bei aller Liebe zu Sylvester Stallone: Den sinnlichen Liebhaber umfasst sein schauspielerisches Repertoire einfach nicht, was „The Specialist“ immer wieder zur hochgradig unangenehmen Seherfahrung erklärt.
Dass die Action es darüber hinaus zwar handgemacht krachen lässt, ist gerade in der heutigen Zeit, in der Hochleistungscomputer Überstunden leisten, um uns doch nur austauschbare Plastikwelten auf der großen Leinwand zu bieten, zwar ein Vorteil. Regisseur Luis Llosa ist aber ein kein guter Action-Regisseur. Seine Unfähigkeit, explosive Schauwerte dynamisch in Szene zu setzen, bremst „The Specialist“ dann auch auf der Genre-Seite völlig aus. Highlight ist einzig und allein James Woods, der hier als cholerischer Antagonist gnadenlos abkaspert, als gäbe es kein Morgen.
Dass Sylvester Stallone es zum Superstar geschafft hat, war auch mit viel Glück verbunden. Für seine ikonischsten Rollen musste der Action-Held auch hinter der Kamera oft kämpfen. So war er für den Part des traumatisierten Vietnamveteran John Rambo zum Beispiel nicht die erste Wahl. Mehr dazu hier:
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