Ein Mann wird gejagt! Kann er seinen Häschern entkommen, winkt ein satter Geldbetrag. Doch gerät er seinen Verfolgern in die Hände, bezahlt er mit dem Leben. Wer jetzt sofort an den 1987 erschienen Sci-Fi-Actioner „The Running Man“ mit Arnold Schwarzenegger denkt, liegt falsch. Gemeint ist in diesem Falle die großartige deutsche Mediensatire „Das Millionenspiel“, die bereits 1970 unter der Regie von Tom Toelle („Der Trinker“) entstanden ist.
Und nicht nur dem wesentlich bekannteren Sci-Fi-Streifen ist der Film um einige Jahre voraus, denn auch Stephen Kings „Menschenjagd“, das die Vorlage für den Schwarzenegger-Klassiker bildet, erschien erst zwölf Jahre später. „Das Millionenspiel“ ist vielleicht nicht ganz so blutrünstig und actiongeladen wie die spätere Stephen-King-Verfilmung, dafür aber eine überraschend gelungene Mediensatire, die auch über 50 Jahre nach ihrer Erstausstrahlung wenig von ihrem Biss verloren hat.
In „Das Millionenspiel“ geht es um die gleichnamige Spielshow, die sich in einem fiktiven Deutschland größter Beliebtheit erfreut. In dieser muss ein Kandidat (in diesem Fall der von Jörg Pleva verkörperte Bernhard Lotz) unter ständiger Kamerabeobachtung innerhalb von einer Woche verschiedene Kontrollpunkte in Deutschland erreichen und dabei den sogenannten Jägern entkommen. Es ist ein Spiel auf Leben und Tod, denn die Verfolger haben die Lizenz zum Töten – und die ganze Fernsehnation zittert vor den Bildschirmen mit. Sollte das gewagte Kunststück gelingen und der Teilnehmer nach einer Woche im Studio der Show auftauchen, dann winkt ein satter Geldgewinn von einer Million DM.
Wer sich selbst ein Bild von diesem außergewöhnlichen Sci-Fi-Thriller machen möchte, der findet „Das Millionenspiel“ noch bis zum 8. Juli 2024 in der ARD Mediathek.
„Das Millionenspiel“: Das Publikum dachte, die Show sei echt
Was Tom Toelles „Das Millionenspiel“ so großartig macht? Der Regisseur lässt hier die Grenzen zwischen Spielfilm und Samstagabend-Unterhaltungsshow verschwimmen. So beginnt der Film bereits mit einer Ansagerin, die die nachfolgende Spielshow ankündigt – ganz typisch für das Fernsehprogramm der damaligen Zeit und mit der WDR-Fernsehansagerin Hannelore Vorberg zudem treffend besetzt. Und auch das Studio, in welchem der aus realen Unterhaltungssendungen bekannte Moderator Dieter Thomas Heck (!) als Showmaster Thilo Uhlenhorst durch das Programm führt, atmet ganz den Geist der Live-Programme jener Zeit.
Zudem wird die Sendung immer wieder durch Liveschalten zu Passanten und Werbeeinblendungen für Produkte des fiktiven Stabil-Elite-Konzerns unterbrochen, die Erinnerungen an die satirischen Reklameunterbrechungen in Paul Verhoevens „RoboCop“ wach werden lassen – der übrigens auch erst 1987 erschienen ist.
Natürlich wird spätestens in jenen Szenen, die beim Kandidaten Bernhard Lotz spielen, klar, dass diese Aufnahmen nicht von einer Live-Kamera-Crew gefilmt wurden. Dennoch haben sich einige Zuschauer*innen vor den Empfangsgeräten vom Gezeigten täuschen lassen. Neben empörten Anrufen, die während der Erstausstrahlung im Oktober 1970 bei der ARD eingingen, gab es über die eingeblendete Telefon-Hotline auch einige Bewerber*innen für die Rolle des Jägers bzw. des Gejagten.
Dieter Hallervorden in einer ernsten Rolle
Wem das noch nicht genug Gründe sind, um der herausragenden Mediensatire eine Chance zu geben, der kann vielleicht damit gelockt werden, dass ausgerechnet Dieter „Didi“ Hallervorden hier in einer seiner frühen Rollen einen der Jäger spielt. Und dieser macht als grimmiger Anführer der eiskalten Köhler-Bande sogar eine überraschend gute Figur. Wer also Lust hat, den „Nonstop Nonsens“-Comedian mal in einem von ihm selten bedienten Genre zu sehen, der sollte sich „Das Millionenspiel“ nicht entgehen lassen.
Übrigens: Der Stephen-King-Roman „The Running Man“ wird demnächst neu verfilmt – und zwar unter der Regie von „Baby Driver“-Macher Edgar Wright. In der Hauptrolle wird dabei einer der größten Shootingstars unserer Zeit zu sehen sein. Mehr dazu hier:
"Top Gun 2"-Star beerbt Arnold Schwarzenegger: Hauptdarsteller für Neuverfilmung von Stephen-King-Sci-Fi-Klassiker gefunden