Das Action-Kino der 1980er-Jahre definierte sich in erster Linie über seine Ikonen: Arnold Schwarzenegger („Predator“), Sylvester Stallone („Rambo“), Chuck Norris („Missing In Action“) oder auch Bruce Willis („Stirb langsam“). Dass das Genre in diesem Jahrzehnt aber noch deutlich mehr zu bieten hat, beweist „Straßen in Flammen“ von Walter Hill („Nur 48 Stunden“).
Der inzwischen 84-jährige Filmemacher hat mit seiner wilden Mischung aus Action-Brett, Rock-Oper und sanfter Romanze einen der interessantesten Filme der 1980er-Jahre geschaffen. Leider war dieser damals nicht nur ein Flop an den Kinokassen, auch ist der Kracher inzwischen ein Stück weit in Vergessenheit geraten. Falls ihr „Straßen in Flammen“ noch nicht gesehen habt oder unbedingt nachholen wollt, könnt ihr das gegen einen kleinen Aufpreis aktuell bei Amazon Prime Video tun. Es lohnt sich!
Darum geht’s in "Straßen in Flammen"
In einer Zeit, in der das Faustrecht gilt und Biker-Banden die Stadt kontrollieren, muss Tom Cody (Michael Paré) in sein altes Viertel zurückkehren, um seine Ex-Freundin, die erfolgreiche Sängerin Ellen Aim (Diane Lane), aus den Fängen der Motorrad-Gang „Die Bomber“ unter der Führung von Raven (Willem Dafoe) zu befreien. Dabei erhält er u.a. Unterstützung von der Ex-Soldatin McCoy (Amy Madigan).
Wenn Tom Ellen zurückholen kann, winken ihm 10.000 US-Dollar als Belohnung. Auch Ellens Manger, Billy Fish (Rick Moranis), hilft dem knallharten Tom bei seinem Kampf durch die bandenverseuchten Straßen der Battery, einem der übelsten Viertel der Welt. Doch die Befreiungsaktion gestaltet sich noch schwieriger als erwartet...
Eine einzigartige Genre-Perle
Dass Walter Hill eine ausgeprägte Leidenschaft für das Western-Genre hat, haben nicht nur seine direkten Genre-Einträge wie „Long Riders“, „Last Man Standing“ oder zuletzt „Dead For A Dollar“ bewiesen. Oftmals geht es in seinen Filmen um einsame Helden, die in einer von Gewalt und moralischem Verfall dominierten Stadt ein letztes Mal für Gerechtigkeit sorgen müssen. Auch in „Straßen in Flammen“ erwartet uns mit Tom Cody eine solche dem Western entlehnte Figur, die wortkarg gegen jene vorgeht, die außerhalb des Gesetzes agieren – abgerundet mit einem entsprechend spektakulären Showdown (nur sind es hier keine Revolver, sondern Vorschlaghämmer). Aber das ist nur ein Teil des Vergnügens.
„Straßen in Flammen“ ist ein Film, der sich keinem Genre eindeutig zuordnen lässt. Neben seinen brachialen Bühnensequenzen, die so manchem Musikfilm mühelos den Schneid abkaufen, erwartet uns hier außerdem krachendes Action-Kino vor leicht dystopisch angehauchter, extrem stimmungsvoller Großstadtkulisse (Züge, die durch die Nacht fahren, sahen selten poetischer aus). Hill bringt diese Versatzstücke mit einer unbändigen Lust am Fabulieren in harmonischen Einklang und erschafft Bilder, die sich für immer ins Gedächtnis einbrennen (wie zum Beispiel Willem Dafoe, der vor einer regelrechten Feuerwand entlang schreitet).
Der ungezügelte Drang, verschiedene Genres zu verquicken, funktioniert aber nicht nur aufgrund des inszenatorischen Vermögens seitens Walter Hill, dessen Regie so kraftvoll-aufregend ist, dass sie auch nach mehr als 40 Jahren nichts von ihrer Faszination eingebüßt hat. Es ist die unmögliche Romanze zwischen Tom und Ellen, die den Film immer wieder erdet, ihn greifbar macht und neben seinen Schauwerten eben auch auf der emotionalen Ebene funktionieren lässt. Michael Paré gibt hier nicht nur einen coolsten Helden der 1980er-Jahre, sondern auch einen ungemein sensiblen, dessen Augen nicht von Härte, sondern von Sehnsucht erzählen.
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