Horror-Fans wissen natürlich, was unter einem Giallo zu verstehen ist: Der Begriff (der übersetzt schlicht „gelb“ bedeutet) beschreibt ein italienisches Thriller-Subgenre, das in den 60er-Jahren entstanden ist. Inhaltlich meist dem klassischen Whodunit folgend, sind für die Filme vor allem stechende Primärfarben, stilisierte Mordszenen (oft in Großaufnahmen eingefangen) und grelle Horroreffekte charakteristisch. Neben Mario Bava („Blutige Seide“) und Dario Argento („Suspiria“) ist Lucio Fulci der dritte Regisseur, der Fans und Kenner*innen meist als erstes in den Sinn kommt, wenn es um die Blütezeit des italienischen Genre-Kinos geht.
Fulci hat handfeste (und nicht mit Ekeleffekten geizende) Horrorfilme wie „Die Geisterstadt der Zombies“ (1981), aber auch eine Reihe von Gialli gedreht, unter denen der psychedelische Sex-, Drogen- und Gewalt-Cocktail „A Lizard In A Woman's Skin“ der vielleicht bekannteste ist. In dem Film von 1971 dreht sich alles um Carol Hammond (Florinda Bolkan), die des Mordes an ihrem hedonistischen, wilde Orgien feiernden Nachbarn beschuldigt wird, nachdem sie in einem Albtraum zur Zeugin der Gewalttat geworden ist. Bald beginnt sie an ihrem eigenen Verstand zu zweifeln – und dann folgen weitere blutige Verbrechen, die einem ganz ähnlichen Muster zu folgen scheinen...
Aktuell ist der Film in Deutschland weder im Streaming noch auf DVD oder Blu-ray erhältlich. Wenn ihr ihn sehen wollt, könnt ihr aber zu einer von verschiedenen Import-Scheiben greifen:
„A Lizard In A Woman's Skin“ ist mit seinen satten Rot- und Blautönen einer der visuell eindrucksvollsten Werke des Genres, und Fulci spart wahrlich nicht mit Blut – das wie in vielen Gialli durch seine Konsistenz und Farbgebung allerdings leicht als künstlich zu identifizieren ist, was die Schockwirkung der Mordsequenzen abmildert. Der Grund, aus dem sich Fulci für „A Lizard In A Woman's Skin“ schließlich sogar vor Gericht verantworten musste, ist also ein anderer:
Der „Ein Zombie hing am Glockenseil“-Regisseur wurde wegen Tierquälerei angeklagt. Grund dafür waren mehrere Szenen, in denen die Innereien von Hunden zu sehen sind, die noch leben, während die Figuren grausame Experimente an ihnen durchführen. Besagte Szenen sahen dermaßen echt aus, dass viele Zuschauer*innen davon ausgingen, es müsse sich um echte Hunde handeln. Tatsächlich waren es zum Glück aber nur ziemlich realistisch aussehende Requisiten – die vor Gericht aber erst mal als Beweismittel vorgeführt werden mussten, um den Verdacht zu entkräften!
Zu den prominentesten Fans von Lucio Fulci zählt übrigens niemand Geringerer als Quentin Tarantino. Der ist von einem Horrorfilm des Regisseurs sogar so begeistert, dass er ihn im Rahmen der „Inglourious Basterds“-Dreharbeiten kurzerhand Brad Pitt vorgeführt hat. Um welchen Film es sich handelt, erfahrt ihr im folgenden Artikel:
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