Das (zumeist hitzige) Geschehen in Restaurants diente schon oft als Inspiration für Serien- und Filmschaffende. Doch in den vergangenen Jahren haben auffällig viele Kreative Geschmack an dieser Thematik gefunden. So läuft derzeit das glänzend besprochene Historiendrama „Geliebte Köchin“ in den Kinos. Und auf Disney+ beweisen die preisgekrönte Serie „The Bear“ sowie der auf der großen Leinwand noch wenig beachtete, dann zum Streaming-Hit gewachsene Satire-Thriller „The Menu“, dass es für diese Themenwelt ein großes Publikum gibt.
Eine weitere, starke Produktion zu diesem Thema ist der Thriller „Yes, Chef!“, der seit seiner Weltpremiere 2021 zwar wenig Geld einspielte, aber von der Presse massenhaft mit Lob überschüttet wird. Diesen Frühling findet der in einem einzigen Take gedrehte Geheimtipp endlich den Weg nach Deutschland: „Yes, Chef!“ erscheint am 25. April 2024 im Heimkino – Vorbestellungen sind schon jetzt möglich:
"Yes, Chef!": Bis zum Siedepunkt
Der Freitagabend vor Weihnachten in einem Londoner Luxusrestaurant: Chefkoch Andy Jones (Stephen Graham) macht eine Krise durch und ist übermüdet. Weiter setzt ihm zu, dass ein Gesundheitsinspektor den Betrieb herabgestuft hat und ausgerechnet an diesem ausgebuchten Abend die Vorräte knapp sind. Doch um seine Küchen- und Service-Crew bei der Stange zu halten, beißt sich Andy durch. Aber ein verliebtes Pärchen mit Sonderwünschen, ein arroganter Familienvater, eine Gruppe selbstgefälliger Influencer und Andys Ex-Mentor (Jason Flemyng) sowie die Restaurantkritikerin Sara Southworth (Lourdes Faberes) sorgen für weitere Komplikationen...
Heimkino-Highlight: Das größte Science-Fiction-Epos der letzten Jahre erscheint in der ultimativen EditionDass der Küchen-Thriller ohne Schnitte auskommt, ist dabei mehr als bloßes Gimmick: Regisseur Philip Barantini nutzt das Stilmittel einer den kompletten Film überdauernden Plansequenz überaus effektiv. Mittels diesigem Licht und einer unablässig zwischen sprichwörtlichen Brandherden wandernden Kamera versetzt uns Barantini mitten ins Geschehen – und verwehrt uns somit echte Ruhepausen.
Selbst wenn wir uns einem Restaurantmitarbeiter an die Fersen heften, der sich kurz vor der Arbeit drückt, ist Entspannung bloßer Schein: Barantini und sein Co-Autor James Cummings haben diese Mischung aus Restaurantalltag und einer sich anbahnenden Schreckensnacht so konstruiert, dass man sich stets bewusst ist, wie sehr es außerhalb des eigenen Wahrnehmungsfelds brodelt.
Jeder Augenblick der Ruhe bedeutet, dass jemand in Andys Team seine benötigte Arbeitskraft abzwackt, gleichzeitig ist den ermattenden Gesichtern der Belegschaft abzulesen: Die Konzentration lässt nach, die Nerven liegen blank – und somit kündigen sich mit leisen, aber dramatischen Schritten unnötige Fehler an.
Daher ist der englische Originaltitel von „Yes, Chef!“ perfekt gewählt: Im Original heißt der Thriller „Boiling Point“ – also Siedepunkt. Es brodelt und brodelt vor sich her, und die kleinen bis mittelgroßen Ärgernisse sowie Fehlerchen sind stets verständlich, sodass man nicht einmal guten Gewissens Dampf ablassen kann. Daher ist der Druck so groß, dass alsbald selbst ein scheppernder Topf einen Schockfaktor innehat wie eine blutige Messerattacke in einem Slasher.
Dass der im Mittelpunkt stehende, unter anderem aus „The Irishman“ und „Pirates Of The Caribbean: Fremde Gezeiten“ bekannte Stephen Graham eine unaufdringliche, eindringliche Leistung abliefert, ist dann der letzte Pfiff: „Yes, Chef!“ ist ein Muss für Fans von One-Take-Filmen wie „Victoria“ und auf begrenztem Raum spielenden Thrillern wie „No Turning Back“.
Zudem ist „Yes, Chef!“ ein bitter-scharfes Loblied auf alle, die in Restaurants arbeiten: Nach diesem packenden Geheimtipp wird man einerseits sämtliche Gastronomiebetriebe mit neuen, kritisch-besorgten Augen sehen. Aber andererseits wird man den dort tätigen Menschen mit (noch) größerem Respekt entgegnen, da der Film zeigt, von welchem hitzigem, zumeist verborgenem Stress ihre Tätigkeit geprägt ist.
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