Jean-Claude Van Dammes Glanzzeiten liegen schon eine ganze Weile hinter ihm. Nachdem er durch Filme wie „Bloodsport“, „Street Fighter“ oder „Sudden Death“ zu einem der größten Actionstars wurde, schlug er Mitte der 90er Jahre ein äußerst lukratives Angebot aus (mehr dazu hier) und musste anschließend eine regelrechte Serie an Flops verkraften – wovon sich die Karriere des gebürtigen Belgiers nie ganz erholt hat.
Die wenigsten Filme, in denen er seit den frühen 2000ern zu sehen war, landeten überhaupt noch im Kino, und zwischen der Meta-Actionkomödie „JCVD“ (2008), zwei von John Hyams inszenierten „Universal Soldier“-Sequels (die mit ihrem ungewöhnlichen Ansatz bei Fans große Beliebtheit erlangten) und „The Expendables 2“ (in dem Van Damme den Bösewicht verkörperte) findet sich in seiner späten Filmografie vor allem jede Menge zweitklassige Direct-to-DVD-Ware. Oder habt ihr tatsächlich schon mal etwas von „Tötet sie!“, „Swelter“ oder „U.F.O. – Versuche ruhig zu bleiben“ gehört?
Ein besonderes Kuriosum in Van Dammes filmischer Vita könnt ihr allerdings entdecken, wenn ihr ins Jahr 2012 zurückgeht: Was zur Hölle verbirgt sich hinter dem Titel „Rzhevskiy protiv Napoleona“ (auf Deutsch: „Rzhevskiy gegen Napoleon“)? Schaut man einmal genauer auf den Film, wird es nicht weniger seltsam: Neben Van Damme steht auch ein gewisser Wolodymyr Selenskyj auf der Besetzungsliste, der amtierende Präsident der Ukraine – und zwar in der Rolle des französischen Kaisers und Feldherren, der jüngst auch von Joaquin Phoenix in Ridley Scotts monumentalem Biopic „Napoleon“ verkörpert wurde!
Hier seht ihr das Filmplakat zu „Rzhevskiy protiv Napoleona“:
Bei dem mit zahlreichen Parodien auf die Filmgeschichte gespickten Werk handelt es sich um eine lose Fortführung der Komödie „Hitler Goes Kaput!“, die ebenfalls von Regisseur Maryus Vaysberg inszeniert wurde. Im Mittelpunkt steht Napoleon Bonapartes Russland-Feldzug im Jahr 1812:
Um Zeit zu gewinnen, fasst General Kutosow (Wladimir Simonow) den Plan, Napoleon von einer Frau ablenken zu lassen – und engagiert dafür Leutnant Rzhevsky (Pavel Derevyanko), der als einer der größten Aufreißer Russlands gilt und gerade eine lebenslange Haftstrafe verbüßt, weil er die sexuelle Revolution vorangetrieben haben soll. Wenn es ihm – als Frau verkleidet – gelingt, seine Verführungskünste auf Napoleon anzuwenden, winkt eine Begnadigung.
Aus irgendeinem Grund willigte Van Damme ein, einen Gastauftritt in der historischen Travestie-Komödie zu absolvieren und dafür sogar auf eine Gage zu verzichten – nur die Unterkunftskosten ließ sich der „Knock Off“-Star erstatten. Trotzdem bekam der Film, der ausschließlich in Russland, der Ukraine und Kasachstan veröffentlicht wurde, kaum Aufmerksamkeit – und noch weniger Gegenliebe. Auf der Film-Datenbank IMDb kommt „Rzhevskiy protiv Napoleona“ nur auf eine klägliche Durchschnittswertung von 2,8 von 10 Sternen.
Bei letterboxd finden sich einige wenige Kommentare von Nutzer*innen, die den Film gesehen haben, und die meisten von ihnen lassen kaum ein gutes Haar an der russisch-ukrainischen Produktion. So schreibt etwa User TTBTrain: „Der größte Haufen Scheiße, den ich je gesehen habe. Ich weiß nicht einmal, wie ich es durch diesen erbärmlichen Müll geschafft habe. JCVD spielt kaum mit und ich bin einfach nur stinksauer. Guckt euch diesen Mist niemals an, niemals.“
Selenskyj hing seine Schauspiel-Karriere einige Jahre später an den Nagel, um für das höchste Amt der Ukraine zu kandidieren. Seit mittlerweile zwei Jahren verteidigt er das Land gegen Wladimir Putin und seinen Angriffskrieg auf die Ukraine. 2023 war Van Damme in einer Video-Message des ukrainischen Verteidigungsministeriums zu sehen, in der er seinem Heimatland Belgien für die Unterstützung im Ukraine-Russland-Konflikt dankte.
Jean-Claude Van Damme ist kein großer Schwarzenegger-Fan: "Arnold berührt mich nicht"Dieser Beitrag ist inspiriert von einem Artikel, der auf unserer französischen Schwesternseite AlloCiné erschienen ist.