Wenn Filme in Deutschland kein grünes Licht von der FSK bekommen, auf dem Index landen oder gar beschlagnahmt werden, kann man sich eigentlich recht sicher sein, dass die Ursache dafür Inhalte mit Verstörunspotenzial sind – etwa Bilder von besonders abscheulichen Gewalttaten, gerne in Kombination mit einem Selbstjustiz-Plot. Während Horror-Fans und Gorehounds von gewissen Filmen aber genau das erwarten, dürften einige dieser kompromisslosen Schlachtplatten klassische Kinogänger*innen ziemlich vor den Kopf stoßen. Andere Filme schaffen aber genau das, ohne dafür allzu ausufernde Gewaltspitzen aufzufahren. Filme wie „Raw“.
Der Film von Julia Ducournau sorgte 2016 für Furore, als Augenzeugen und Branchenblätter wie etwa Deadline berichteten, dass bei der Premiere des Films beim Toronto International Film Festival gleich mehrere Zuschauer*innen in Ohnmacht fielen. Viele Kinobetreiber trafen zum offiziellen Kinostart dann sogar noch ganz besondere Vorsichtsmaßnahmen und verteilten sogar eigens für den Film angefertigte Kotztüten an ihr Publikum. Aber ist das Kannibalen-Horror-Drama wirklich so krass?
Zu heftig: Kannibalen-Horror "Raw" schockiert Filmfestival-Besucher und sorgt für OhnmachtsanfälleTrotz seines Verstörungsfaktors erhielt „Raw“ in Deutschland ungekürzt eine Freigabe ab 16 Jahren. Der Film darf dementsprechend nicht nur in voller Länge im TV gezeigt werden (ab 22 Uhr), sondern kann auch ungekürzt gestreamt werden. „Raw“ ist aktuell leider in keinem Streaming-Abo enthalten, aber schon für einen schmalen Taler u.a. bei Amazon Prime Video verfügbar:
Auf die leichte Schulter solltet ihr den Film, den es alternativ natürlich auch als Stream sowie auf DVD und Blu-ray gib, aber trotz FSK-16-Freigabe nicht nehmen…
Das erwartet euch in "Raw" auf Tele5
Die 16-jährige Justine (Garance Marillier) gehört zu einer Familie von Tierärzten, die allesamt Vegetarier sind. Dementsprechend stellt sich für sie auch gar nicht erst die Frage, was sie später mit ihrem Leben anfangen will. Der einzig logische nächste Schritt für sie: ein Studium der Veterinärmedizin.
Doch kaum ist sie an der Hochschule, wird sie als Erstsemester auch schon zu allerhand merkwürdigen Ritualen genötigt. Aber sie will schließlich dazu gehören – und lässt sich schließlich sogar dazu hinreißen, Fleisch zu essen. Mit unerwarteten und vor allem verheerenden Konsequenzen: Denn Justine entwickelt nach und nach einen unkontrollierbaren Hunger nach Fleisch und Blut…
Nichts für Vegetarier!
Julia Ducournaus „Raw“ ist kein Hardcore-Horror-Schocker, der sein Publikum auf Biegen und Brechen vor den Kopf stoßen will, sondern im Grunde eine (verdammt finstere) Coming-of-Age-Geschichte um eine junge Frau, deren Fleischeslust sich eben auf andere Art und Weise äußert als bei ihren Altersgenossen. Für Justines Vegetarier-Familie wäre der Film jedenfalls wohl nichts. In unserer 4-Sterne-Kritik zu „Raw“, der nicht nur zu den verstörendsten, sondern auch zu den besten Horrorfilmen der letzten Jahre zählt, heißt es im Fazit:
„Schwarzhumorige Horror-Kost trifft auf atmosphärisches Coming-of-Age-Drama mit provokanten feministischen Untertönen – nur Vegetarier sollten vielleicht lieber draußen bleiben.“
Zu heftig: Kannibalen-Horror "Raw" schockiert Filmfestival-Besucher und sorgt für Ohnmachtsanfälle*Bei dem Link zum Angebot von Amazon handelt es sich um einen sogenannten Affiliate-Link. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision. Dies ist eine aktualisierte Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.