Seit dem 20. Dezember ist „Maestro“ auf Netflix verfügbar – und man hätte meinen sollen, dass das von Bradley Cooper inszenierte Biopic mit ihm selbst als Komponisten-Legende Leonard Bernstein für Aufsehen sorgt. Schließlich ist „Maestro“ DER große Oscar-Kandidat des Streamingdienstes und soll bei der kommenden Verleihung im Frühjahr 2024 in zahlreichen Schlüsselkategorien ins Rennen gehen (und hat auch gute Chancen auf einige Nominierungen). Bei der Kritikensammelseite Metacritic ist es sogar der bestbesprochene Netflix-Film des Jahres 2023.
Doch heute hat Netflix seine offiziellen Statistiken für die Vorwoche veröffentlicht – und in diesen fehlt „Maestro“ völlig. Trotz eines fast weltweiten Neustarts hat es „Maestro“ damit nicht einmal in die Top-10 der meistgeschauten Filme des Streamingdienstes geschafft. Der in deutlich weniger Ländern verfügbare, über 15 Jahre alte Actionfilm „The Marine“ wurde beispielsweise häufiger geschaut. Denn er schließt mit fünf Millionen Views die offizielle Netflix-Top-10 der englischsprachigen Filme ab. Angeführt wird die Liste übrigens von „Rebel Moon – Teil 1: Kind des Feuers“. Eine Einordnung der Zahlen zu Zack Snyders Sci-Fi-Epos findet ihr hier:
Ist Zack Snyders "Rebel Moon" ein Publikums-Hit? So ist das Sci-Fi-Epos auf Netflix gestartetWir haben etwas tiefer gegraben und es scheint wirklich, als würde „Maestro“ weltweit größtenteils so ziemlich unter dem Radar fliegen. Laut der die Netflix-Charts jedes Landes überwachenden Webseite Flixpatrol war das Biopic so am gestrigen 26. Dezember, also gerade einmal eine Woche nach Veröffentlichung, nur noch in einem einzigen Land in den Top-10 (in Israel auf Rang 8).
„Maestro“ war zu keinem Zeitpunkt seit Start in nur einem einzelnen Land auf dem ersten Platz. Das höchste der Gefühle war ein 2. Platz in Kanada, wo es aber nach einem Tag schon runter auf den zehnten Rang ging und danach direkt raus aus der Top-10. In Deutschland hielt sich der Film gerade mal zwei Tage auf dem neunten Rang. Das ist eine absolute Seltenheit für einen so hochkarätigen Start.
Nun kann natürlich fleißig über die Gründe spekuliert werden. „Maestro“ lief vorab zwei Wochen im Kino. Natürlich haben auch einige Menschen, die neugierig auf das neue Werk von „A Star Is Born“-Regisseur Bradley Cooper waren, die Chance genutzt, das Bernstein-Biopic auf der großen Leinwand zu sehen. Wie viele ist nicht bekannt. Netflix veröffentlicht keine Kino-Zahlen, sodass nicht dokumentiert ist, wie viele Tickets verkauft und wie viele Dollar umgesetzt wurden. Die Kino-Auswertung erklärt aber definitiv nicht das bislang so geringe Interesse an der Streaming-Veröffentlichung. Dafür war diese viel zu klein.
Womöglich stand den Menschen rund um Weihnachten der Sinn nach leichterer Kost? So schafften es schließlich gleich zwei verschiedene Verfilmungen von „Der Grinch“ in die Top-10. Vielleicht wird „Maestro“ auch noch nach und nach entdeckt? Spätestens wenn die Oscar-Prognosen, die aktuell kursieren, sich erfüllen sollten, und es unter anderen Nominierungen für Hauptdarsteller Bradley Cooper und Hauptdarstellerin Carey Mulligan gibt, dürften ein paar mehr Leute den Film nachholen wollen.
Das ist "Maestro"
In „Maestro“ klappert Bradley Cooper verschiedene Wegpunkte in der eindrucksvollen Karriere von Leonard Bernstein und vor allem in der Beziehung zu seiner Frau Felicia (Carey Mulligan) ab. Aus dieser entstammen zwar mehrere Kinder, doch die glückliche Fassade bröckelt immer weiter, weil Leonard immer weniger versucht, seine diversen Affären mit jungen Männern zu verheimlichen...