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    Kult-Regisseur David Lynch war kurz davor, einen bizarren Körpertausch-Film mit zwei Comedy-Genies zu drehen!
    Oliver Kube
    Oliver Kube
    -Freier Autor und Kritiker
    Oliver Kubes bevorzugte Filmemacher sind David Fincher, David Lynch, Martin Scorsese, Paul Thomas Anderson, Christopher Nolan, Stanley Kubrick, Quentin Tarantino, Joachim Trier sowie Steve McQueen.

    David-Lynch-Fans wissen: Der Meister des surrealen Thriller-Kinos hat einen durchaus faszinierenden Humor, der bei vielen seiner Werke immer wieder durchschimmert. Schade, dass aus der von ihm angedachten Komödie „One Saliva Bubble“ nie etwas wurde.

    NFP

    David Lynch ist ein großer Könner im Bereich oft verstörend-exzentrisch und meist ziemlich düster daherkommender Psycho-Thriller – denken wir nur an Meisterwerke wie „Blue Velvet“, „Lost Highway“ oder „Mulholland Drive“. Dass es bei all der Intensität, Gewalt und den meist unaufgelöst bleibenden Mysterien zwischendurch aber gern auch mal augenzwinkernd amüsant zugehen darf, wissen wir spätestens seit seiner legendären Kult-Serie „Twin Peaks“.

    Wie jeder große, produktive Regisseur hat auch Lynch neben den Filmen, die er tatsächlich realisieren konnte, eine lange Liste von Projekten, in die er einiges an Arbeit gesteckt hat, die es aber aus den unterschiedlichsten Gründen nie auf die Leinwand schafften. Bei einigen davon ist es wirklich schade, dass wir sie nie zu sehen bekommen werden. Da wäre etwa die in unterschiedlichen Dimensionen spielende Detektivgeschichte „Ronnie Rocket“ oder ein Mitte der 1990er geplantes „Fantômas“-Reboot.

    Eine Adaption des erotischen, zum Teil in Gedichtform verfassten Briefromans „Das weiße Hotel“ von D.M. Thomas durch Lynch wäre für seine Fans sicher ebenfalls spannend geworden. Zumal der Regisseur bereits ein von Dennis Potter geschriebenes Drehbuch vorliegen und sich auch schon auf seine damalige Lebensgefährtin Isabella Rossellini als Hauptdarstellerin festgelegt hatte.

    Obwohl er sein größter Triumph war: Für diesen Film hat Nicolas Cage keinen (!) Cent bekommen

    In letzter Minute abgesagt

    Zu den bizarrsten und absurdesten Projekten, selbst in der Karriere des für seine eigenwilligen Streifen berühmt-berüchtigten Amerikaners, hätte jedoch sicher ein ganz anderes gezählt: „One Saliva Bubble“ (zu Deutsch: „Eine Speichelblase“) war ein Film, zu dem Lynch das Skript zusammen mit Mark Frost („Twin Peaks“) verfasst hatte und den er 1987 drehen wollte.

    Für zwei der Hauptrollen hatte er den zu dieser Zeit extrem populären Komiker Steve Martin („Tote tragen keine Karos“, „Vater der Braut“) und Broadway-Star Martin Short („Die Reise ins Ich“) bereits unter Vertrag genommen. Kurz bevor der Dreh zu „One Salive Bubble“ beginnen sollte, musste Dino De Laurentiis‘ Produktionsfirma allerdings Konkurs anmelden und das Ganze wurde fallen gelassen.

    Steve Martin (r.) und Martin Short in hulu
    Steve Martin (r.) und Martin Short in "Only Murders In The Building"

    Das wäre die Story von "One Saliva Bubble" gewesen

    Ort des Geschehens ist die Stadt Newtonville im US-Bundesstaat Kansas. Hier gehen unter anderem der Durchschnittsbürger Wally, der extrem einfältige Newt, der brillante, aus der Schweiz stammende Wissenschaftler Professor Hugo sowie ein sadistischer Serienkiller namens Horton ihren täglichen Pflichten und Besorgungen nach.

    Derweil stehen einige Wachleute vor einer streng geheimen Militärbasis außerhalb von Philadelphia herum und erzählen sich gegenseitig Witze. Einer von ihnen produziert mit seinem Lachen die titelgebende Speichelblase, die durch die Luft fliegt. Vom Wind in die bewachte Anlage getragen, schließt sie dort die Computeranlage kurz, mit der die hier arbeitenden Wissenschaftler experimentelle Forschungen betreiben.

    Ein geheimer Regierungs-Satellit, der mit dem nun defekten Computer verbunden ist, hat eine Fehlfunktion und sendet einen Gammastrahl auf die Erde, genauer gesagt auf Newtonville. Auf mysteriöse Weise tauschen in diesem Moment alle Bewohner der gesamten Stadt, einschließlich der vier eingangs genannten Männer, ihre fleischliche Hülle. Der tölpelhafte Newt landet im Körper des Professors und umgekehrt, während der harmlose Wally auf die gleiche Art und Weise mit Horton tauscht – ein riesiges Chaos bricht aus, in dem die Leben aller Beteiligten komplett aus ihren gewohnten Bahnen geraten …

    "One Saliva Bubble" trifft "Only Murders In The Building"?

    Das klingt, in Verbindung mit Lynchs typisch schräger Art, seine Filme auf die Leinwand zu bringen, ziemlich unterhaltsam, oder? Steve Martin hätte Wally und sein Freund Martin Short den Newt geben sollen. Wen der Regisseur für die anderen beiden Hauptrollen im Sinn hatte, ist nicht überliefert. Eventuell war es ja der eine oder andere seiner Dauerkollaborateure wie Harry Dean Stanton, Kyle MacLachlan, Jack Nance, Freddie Jones, Everett McGill, Miguel Ferrer oder Michael J. Anderson?

    Eine echte Zusammenarbeit Lynchs mit Martin und Short hat es bis heute leider nie gegeben. Vielleicht sollte das Comedy-Duo den Filmemacher bitten, ein paar Episoden seiner gemeinsamen, aktuell extrem erfolgreich auf Disney+ laufenden Kriminalkomödien-Serie „Only Murders In The Building“ zu schreiben und zu inszenieren. Das wäre sicher für alle drei Männer eine nette Art, ihr abgesagtes Projekt aus den 1980ern zu ehren – und für uns Zuschauer*innen obendrein ein Riesenspaß!

    Quentin Tarantino wollte nie wieder einen Film dieses Kult-Regisseurs sehen: "Er ist so tief in seinem eigenen Hintern verschwunden"
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