Quentin Tarantino ist nicht nur berühmt für Kultfilme wie „Pulp Fiction“ oder „Kill Bill“, sondern auch berüchtigt dafür, sich mit seiner Meinung über die Filmgeschichte nicht zurückzuhalten. Regelmäßig lobt er die Werke anderer Filmemacher*innen in den Himmel oder stampft sie zu Boden – wobei seine Ansichten nicht unbedingt mit den Mehrheitsmeinungen übereinstimmen: So ist Tarantino zum Beispiel ein glühender Fan des John-Travolta-Sci-Fi-Flops „Battlefield Earth“, der als einer der schlechtesten Filme aller Zeiten gilt, während er mit Regie-Legenden wie Alfred Hitchcock oder Stanley Kubrick rein gar nichts anfangen kann.
Und auch ein anderer Kult-Filmemacher hat von Tarantino sein Fett wegbekommen: David Lynch! Genauer: „Twin Peaks – Der Film“, das Kino-Prequel zur berühmten Mystery-Serie, mit dem Lynch im Jahr 1992 zahlreiche Fans seines TV-Erfolges ziemlich vor den Kopf stieß – das heute aber nicht nur für den Autor dieser Zeilen zu den besten Filmen des „Blue Velvet“-Regisseurs gehört, gerade weil er so radikal mit den Erwartungen bricht: Statt an den mit skurrilem Humor unterfütterten Krimi-Plot der Serienvorlage anzuknüpfen, verstört die Leinwand-Vorgeschichte als höllenartige Missbrauchsstudie.
Damals fielen die Kritiken allerdings durchwachsen aus, und der Erfolg an den Kinokassen blieb „Twin Peaks – Der Film“ verwehrt. Und auch Quentin Tarantino reihte sich bei den Kritiker*innen des Films ein – mit gewohnt deutlichen Worten (via Far Out Magazine): „David Lynch ist so sehr in seinem eigenen Arsch verschwunden, dass ich keinen weiteren David-Lynch-Film sehen möchte, bis ich etwas anderes gehört habe.“
Ob er seine Ankündigung wahr gemacht hat, ist nicht überliefert – doch man kann nicht gerade behaupten, dass es Lynch seinem Publikum mit Filmen wie „Lost Highway“, „Mulholland Drive“ oder „Inland Empire“ im Folgenden leichter gemacht hätte. Auch seine brillante „Twin Peaks“-Neuauflage von 2017 ging bewusst völlig andere Wege als der 90er-Jahre-Fernseh-Hit.
David Lynch jedenfalls war offenbar nicht nachtragend – und fand für Tarantinos bis dato letzten Film „Once Upon A Time... In Hollywood“ lobende Worte: „Er zeigt, wie die Ereignisse im wirklichen Leben ganz anders hätten verlaufen können“, so der 77-Jährige im Interview mit dem französischen Cahiers du Cinéma. „Es ist ein sehr guter Rachefilm, der mit viel Stil gemacht ist.“
Ein ähnlicher Artikel ist zuvor bereits auf unserer spanischen Schwesternseite Sensacine.com erschienen.
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