Im Zeitalter von allseits bekannten Internet-Trends und gigantischen zusammenhängenden Film- und Serien-Universen wie dem Marvel Cinematic Universe etablierten sich Easter Eggs als fixer Bestandteil der Popkultur. Gemeint sind damit kleine Querverweise oder Anspielungen, die mit einer Geschichte per se nicht unbedingt eng verwoben sein müssen, Kenner*innen des Kosmos allerdings direkt vertraut vorkommen – und so regelmäßig für Begeisterung sorgen. Dabei gibt es Easter Eggs keineswegs erst seit wenigen Jahren:
Alfred Hitchcock etwa begann früh, in seinen Filmen kurze Gastauftritte zu absolvieren, auf die sein Publikum irgendwann immer gespannter wartete – und auch Steven Spielberg ist jenen Spielereien nicht abgeneigt: In „Indiana Jones und der Tempel des Todes“ etwa ist eine weltberühmte „Star Wars“-Anspielung versteckt – doch die ist nichts verglichen mit dem Running Gag, den die Indy-Reihe seit über 40 Jahren bringt: Denn wie schon Spielberg in den bisherigen „Indiana Jones“-Filmen setzt auch James Mangold in „Indiana Jones und das Rad des Schicksals“ auf den weltberühmten Wilhelm Scream.
Falls ihr noch vorhabt, den Film zum ersten oder wiederholten Mal zu sehen, achtet in der spektakulären Eröffnungssequenz (mit dem jungen Harrison Ford) auf die Szene, in der Indy einen Nazi vom fahren Zug wirft. Indy gelangt auf den Zug, aus dem er seinen alten Freund Basil Shaw (Toby Jones) befreien will – und wo sich ganz nebenbei auch die Heilige Lanze zu befinden scheint – und stößt dabei einen von Jürgen Vollers (Mads Mikkelsen) Schergen von dem Gefährt. Und der Schrei, den dieser dabei loslässt, ist nicht bloß irgendein Gebrüll das Darstellers, sondern tatsächlich ein Tonschnipsel, den jeder Filmfan wohl schon mal gehört hat.
Anschauen beziehungsweise anhören könnt ihr euch die Szene und natürlich den kompletten Film übrigens seit gestern auch ohne Zusatzkosten im Flatrate-Abo von Disney+. Ebenfalls brandneu im Programm des Streaming Service ist die 90-minütige Doku „Zeitlose Helden: Indiana Jones & Harrison Ford“.
Der Wilhelm Scream: Wer kennt ihn nicht?!
Über sieben Jahrzehnte (!) sind mittlerweile vergangen, seit der Wilhelm Scream (vermutlich) zum ersten Mal ertönte. In Raoul Walshs Western „Die Teufelsbrigade“ ließ ein Mann den Schrei los, als er von einem Alligator gefressen wird. Dass jene Szene später derartige filmgeschichtliche Relevanz erlangen würde, hätte damals allerdings wohl niemand geahnt.
Der Wilhelm Scream wurde in den 1950ern Teil einer öffentlichen Klangbibliothek und wurde schließlich nach einer Figur in „Der brennende Pfeil“ (1953) benannt – bevor er schließlich weltbekannt wurde.
Unter Filmemachern ist der Wilhelm Scream, bei dem übrigens die Stimme des 2003 verstorbenen Sängers, Schauspielers und Comedian Sheb Wooley zu hören sein soll, längst ein Gag, der einer Liebeserklärung an das Kino gleichkommt – und mit Vorliebe dann eingesetzt wird, wenn eine Nebenfigur ums Leben kommt (oder zumindest stürzt). Ihr könnt euch nicht erinnern, den Schrei jemals gehört zu haben? Ihr zweifelt an, dass er tatsächlich so verbreitet ist? Dann passt nun auf: Die folgende Liste beinhaltet lediglich einen Bruchteil jener Filme, in denen der Wilhelm Scream vorkommt:
- „Star Wars: Episode IV - Eine neue Hoffnung“ (und sämtliche Fortsetzungen)
- „Jäger des verlorenen Schatzes“ (und sämtliche Fortsetzungen)
- „Kill Bill Vol. 1“
- „Reservoir Dogs“
- „Transformers“
- „Der Herr der Ringe: Die zwei Türme“
- „Fluch der Karibik“
- „Poltergeist“
- „Aladdin“
- „Batmans Rückkehr“
- „Planet der Affen“
- „Toy Story“
- „Die Schöne und das Biest“
- „Die Unglaublichen“
Natürlich hat James Mangold in „Indiana Jones und das Rad des Schicksals“ auch noch einige weitere Easter Eggs und vor allem Anspielungen auf die bisherigen Teile der Abenteuer-Saga versteckt – die sich allerdings nie zum reinen Selbstzweck in den Vordergrund drängen. Mangold erwischt die Balance perfekt, um Fans zu bedienen, ohne dabei allen anderen das Gefühl zu geben, gerade etwas nicht verstanden oder verpasst zu haben. Und genau dann funktionieren Easter Eggs am besten.
"Sie waren tödlich": Steven Spielberg hat Harrison Ford beim "Indiana Jones"-Dreh in Lebensgefahr gebracht!*Bei diesem Link zu Disney+ handelt es sich um einen Affiliate-Link. Mit dem Abschluss eines Abos über diesen Link unterstützt ihr FILMSTARTS. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.
Dies ist eine aktualisierte Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.