Ihr Streit sorgte lange Zeit für Aufsehen: Wegen Drogenproblemen und seines zunehmend ausfallenden Verhaltens (vor allem gegenüber Serienschöpfer Chuck Lorre) wurde „Two And A Half Men“-Aushängeschild Charlie Sheen 2011 nach acht Staffeln an der Spitze des Casts von der Hit-Sitcom gefeuert (und später durch Ashton Kutcher ersetzt). Und selbst Jahre nach dieser Eskalation schien Sheen mit der Sache noch nicht abgeschlossen zu haben und bezeichnete Lorre 2017 in einem Interview etwa als „talentlosen Haufen Scheiße“.
Es war daher eine umso größere Überraschung, als in diesem Jahr bekannt wurde, dass sich die beiden Streithähne offenbar doch wieder vertragen haben und sogar an einem gemeinsamen neuen Projekt werkeln: Sheen bekleidet eine kleinere Nebenrolle als eine fiktionalisierte Version seiner selbst in Lorres Comedy-Serie „Bookie“. Anlässlich des jüngst erfolgten US-Starts beim Streamingdienst Max hat der auch noch für weitere Serien-Erfolge wie „The Big Bang Theory“ und „Mom“ verantwortliche Lorre jetzt etwas aus dem Nähkästchen geplaudert und verraten, wie er und Sheen wieder zusammengefunden haben...
Auf der Suche nach einem prominenten Gast-Star für "Bookie"
Im Mittelpunkt von „Bookie“ steht ein Buchmacher (gespielt von Sebastian Maniscalco), der im umkämpften Sportwetten-Geschäft in Los Angeles Schwierigkeiten hat, sich über Wasser zu halten. Und aufgrund des Schauplatzes in der Filmstadt L.A. haben Lorre und sein Co-Serien-Schöpfer Nick Bakay beim Schreiben der ersten Folge realisiert, dass die Hauptfigur einige hochkarätige Promi-Klienten haben sollte:
„Wir haben eine Szene mit einem damals noch unbenannten Prominenten geschrieben“, so Lorre gegenüber dem Hollywood Reporter. „Eines Nachts habe ich dann gedacht: ‚Ich weiß genau, wer diese Rolle spielen sollte.‘ Ich habe Nick angerufen und gesagt: ‚Es muss Charlie Sheen sein.‘ Von unserer achteinhalbjährigen Zusammenarbeit wusste ich, dass Charlie sich sehr mit Football-Wetten beschäftigt und alles über diese Welt weiß.“
"Schnee von gestern"
Klingt in der Tat nach einer geeigneten Wahl für den besagten Part. Doch natürlich musste sich Lorre erst einmal selbst darüber im Klaren werden, ob er nach den damaligen Streitigkeiten überhaupt dazu bereit wäre, erneut mit Sheen zusammenzuarbeiten. Doch seien diese für ihn mittlerweile „Schnee von gestern“, sodass er inzwischen auch wieder in der Lage war, sich „Two And A Half Men“ anzuschauen: „Ich habe mir die Wiederholungen angesehen und hatte großen Spaß damit und mit seiner Arbeit.“
Die Frage war demnach vielmehr, ob denn Charlie Sheen einen solchen Part in einer Lorre-Produktion in Erwägung ziehen würde. Und so hat Lorre ihn eines Tages angerufen – und damit scheinbar offene Türen eingerannt: „Er war freundlich und dankbar und erpicht darauf, all das hinter uns zu lassen. Er kam zur Drehbuchlesung und war einfach großartig“, kommt Lorre ins Schwärmen.
Es klingt ganz danach, als wäre für beide in den vergangenen Jahren doch bereits Gras über die Angelegenheit gewachsen, über die sie mit einigem Abstand nun sogar lachen konnten: „Er hat den Witz seiner Reise erkannt. Er konnte diese ganze Geschichte mit Distanz betrachten, die Verrücktheit daran sehen und sich darüber lustig machen“, berichtet Lorre.
Herzliches Wiedersehen zwischen Lorre und Sheen
Dementsprechend war das Wiedersehen zwischen ihnen, mit dem sie endgültig mit der Sache abschließen und das Kriegsbeil begraben konnten, besonders herzlich: „Das erste Mal, dass ich ihn – nach vielen, vielen Jahren – wiedergesehen habe, war bei der Drehbuchlesung für die erste Folge. Wir haben uns umarmt. Es war etwas, von dem ich nie geglaubt hatte, dass es passieren wird. Aber es ist passiert und ich bin dankbar dafür. Es war damals eine Zeit in meinem Leben, die düster, beängstigend und voller Wut war. Und es war plötzlich alles weggeblasen.“
Dazu beigetragen hat dann noch eine weitere überraschende „Two And A Half Men“-Reunion in der ersten „Bookie“-Folge: In Anspielung auf eine Poker-Szene in der Auftaktepisode von „Two And A Half Men“ kommt es in „Bookie“ fast 20 Jahre später zu einem Poker-Spiel mit exakt denselben Beteiligten von damals. Und mit dabei ist auch Angus T. Jones, der in „Two And A Half Men“ einst Charlies vorlauten Neffen Jake gespielt und die Schauspielerei inzwischen eigentlich an den Nagel gehängt hatte: „Es war wirklich wundervoll“, freut sich Lorre über diesen besonderen Auftritt. „Es war heilend, all diesen Quatsch hinter uns zu lassen.“
Das hört sich in der Tat nach einem schönen Happy End für einen der größten Streits der jüngeren TV-Geschichte an. Wann und wo wir das Ergebnis in Deutschland zu sehen bekommen können, steht allerdings noch nicht fest. Bislang liefen Max-Produktionen hierzulande vor allem bei Sky/WOW und RTL+. Ob das bei „Bookie“ ebenfalls der Fall sein wird, ist jedoch unklar.