Das Marvel Cinematic Universe wächst weiter und weiter – und das längst nicht mehr nur auf der großen Leinwand, sondern auch mit Serien auf dem kleinen Bildschirm. Letztere sind dabei inzwischen stärker mit den Kino-Abenteuern verzahnt, indem sie entweder bereits bekannte Figuren in neue Abenteuer schicken oder frische Figuren einführen, die dann später ihren Weg in die Filme finden, so wie nun etwa die beiden Mitstreiterinnen von Captain Marvel (Brie Larson) im neuesten MCU-Streich „The Marvels“.
Aber muss man wirklich mit allem vertraut sein, was auch nur im Entferntesten mit „The Marvels“ zu tun hat, um den Film zu verstehen und genießen zu können? Wir klären einmal auf.
Ein Muss: "Captain Marvel"
Obwohl der 33. MCU-Film auf den Titel „The Marvels“ hört und dementsprechend nicht nur Carol Danvers, sondern gleich ein ganzes Superheldinnen-Trio in den Mittelpunkt stellt, handelt es sich doch um eine direkte Fortsetzung von „Captain Marvel“ aus dem Jahr 2019. Und den sollte man zumindest gesehen haben, bevor man eine Vorstellung des Sequels besucht. Hier lernen wir nicht nur erstmals die Titelheldin und ihre Origin-Story kennen, sondern werden auch mit dem wendungsreichen Konflikt der Skrulls und Kree vertraut gemacht, der in „The Marvels“ wieder sehr wichtig wird und zu dem Carol eine ganz besondere Verbindung hat.
Außerdem nimmt hier nicht nur die Freundschaft zwischen Carol und Nick Fury (Samuel L. Jackson) ihren Anfang, auch wird die emotionale Grundlage für die Beziehung von Carol zu ihrer besten Freundin Maria Rambeau (Lashana Lynch) und deren Tochter Monica gelegt, die in „The Marvels“ nun erwachsen ist und nach vielen Jahren erneut auf ihre geliebte „Tante“ trifft.
Nach „Captain Marvel“ hatte Carol zwar noch weitere Auftritte im MCU (in „Avengers: Endgame“ und einer Abspannszene von „Shang-Chi And The Legend Of The Ten Rings“), doch die sind für ihre Rückkehr in „The Marvels“ nicht wirklich relevant. So würden wir sogar so weit gehen zu sagen, dass „Captain Marvel“ im Grunde das einzige der vielen MCU-Abenteuer ist, die man unbedingt vor „The Marvels“ gesehen haben sollte. Bereichert wird die Erfahrung aber durchaus noch durch zwei andere...
Netter Bonus: "WandaVision" & "Ms. Marvel"
Wie eingangs erwähnt, bekommt Captain Marvel in „The Marvels“ zwei weitere Heldinnen an die Seite gestellt: die besagte Monica Rambeau (Teyonah Parris) und die Teenagerin Kamala Khan alias Ms. Marvel (Iman Vellani). Die geben hier allerdings nicht ihr MCU-Debüt, sondern waren zuvor schon in zwei Serien aus dem Comic-Universum zu sehen.
Monica Rambeau gehörte zum Nebenfiguren-Ensemble der ersten richtigen (und sehr sehenswerten) MCU-Serie „WandaVision“, in der sie überhaupt erst ihre übernatürlichen Kräfte bekam, als sie die Sitcom-Traumwelt von Wanda Maximoff (Elizabeth OIsen) betrat, die nach dem Verlust ihrer großen Liebe Vision (Paul Bettany) mit einem schweren Trauma zu kämpfen hatte. Kamala Khan hingegen hat mit „Ms. Marvel“ 2022 sogar ihre ganz eigene Serie bekommen, in der wir sie und ihre Familie näher kennengelernt haben.
Die Kenntnis beider Serien kann demnach natürlich für das „The Marvels“-Erlebnis nicht schaden, um direkt eine stärkere Bindung zu diesen beiden Figuren zu haben, insbesondere im Fall von Kamala. Während Monica in „WandaVision“ nämlich nur eine Nebenrolle spielt (und abseits der Geschichte um den schmerzlichen Verlust ihrer krebskranken Mutter eher blass bleibt), dreht sich in „Ms. Marvel“ alles um Kamala.
Und auch wenn die Serie hinten raus nachlässt, ist es definitiv ein Vergnügen noch mehr Zeit mit dem quirligen Captain-Marvel-Fan zu verbringen, der in „The Marvels“ erneut ein absoluter Szenendieb ist (zumal wir am Ende der Serie noch erfahren, dass sie in Wahrheit eine Mutantin ist und deswegen ihre Kräfte ganz ohne magisches Armband wirken kann).
So wie die zwei Figuren nun aber in „The Marvels“ auftauchen, kann man auch ohne dieses Vorwissen Spaß mit ihnen haben. Gerade Kamala wird noch einmal elegant und ganz im Stil ihrer Serie vorgestellt und kann so selbst Zuschauer*innen mit ihrem Superhelden-Enthusiasmus anstecken, die die Disney+-Produktion nicht gesehen haben. Zum grundlegenden Verständnis von „The Marvels“ sind „WandaVision“ und „Ms. Marvel“ also nicht wirklich wichtig, sodass wir sie als netten, aber nicht zwingend notwendigen Zusatz einstufen würden.
Ganz weglassen: "Secret Invasion"
Und was ist eigentlich mit der MCU-Serie „Secret Invasion“, die auf dem Papier ja sehr stark mit den Ereignissen aus „Captain Marvel“ (und damit im Grunde auch „The Marvels“) verknüpft ist? Hier erleben wir, wie es Nick Fury Jahrzehnte nach seinem ersten Kontakt mit den Skrulls noch immer nicht geschafft hat, den Außerirdischen um seinen Freund Talos (Ben Mendelsohn) eine neue Heimat zu finden – während eine Splittergruppe der Gestaltwandler-Aliens längst die Menschheit unterwandert hat.
Um es kurz zu machen: „Secret Invasion“ könnt ihr getrost ignorieren. Nicht nur weil die Serie mit zunehmendem Verlauf immer mehr von ihrem Potential verschenkt, sondern auch weil deren Geschehnisse in „The Marvels“ trotz ihrer behaupteten Tragweite überhaupt keine Rolle spielen. Nick Furys überraschend enthüllte Skrull-Ehefrau, die er eigentlich am Ende der Serie mit auf die S.A.B.R.E.-Raumstation genommen hat, taucht sogar überhaupt nicht auf. Denkbar ist daher, dass „Secret Invasion“ erst nach „The Marvels“ spielt (offizielle Aussagen gibt es dazu noch nicht). Aber in dem Fall wäre es natürlich erst recht nicht nötig, die sechs Folgen noch schnell zu schauen, bevor man ein Ticket für „The Marvels“ löst.
Das Ende und die Abspannszene von "The Marvels" erklärt: Ein Marvel-Comeback, das alles verändern könnte