Klar, „Captain Marvel“ sollte man schon gesehen haben, um mit „The Marvels“ Spaß zu haben und ein grundlegendes Verständnis für die Figuren und ihre bisherige Geschichte zu haben. Und um mit Carol Danvers’ (Brie Larson) neuen Mitstreiter*innen Monica Rambeau (Teyonah Parris) und Kamala Khan (Iman Vellani) noch etwas mehr anfangen zu können, kann auch die Kenntnis der MCU-Serien „WandaVision“ und „Ms. Marvel“ nicht schaden. Ansonsten funktioniert der 33. MCU-Film aber recht eigenständig, ohne wirklich auf das größere Marvel Cinematic Universe, geschweige denn die Multiversums-Thematik zu verweisen, die in der aktuellen Multiverse-Saga eigentlich im Zentrum steht.
Zumindest ist das bis kurz vor Schluss der Fall, wo dann mit gleich zwei Teasern inklusiver überraschender Gastauftritte doch noch mal ein gewaltiger MCU-Schlenker gemacht wird, der für die Zukunft des Comicfilm-Universums wichtig werden dürfte. Wir wollen das Ende von „The Marvels“ daher einmal genauer unter die Lupe nehmen...
Das passiert am Ende von "The Marvels"
Im (letztlich natürlich siegreichen) Finalkampf gegen Kree-Bösewichtin Dar-Benn (Zawe Ashton) reißt diese mit der vereinten Kraft der zwei Quantenbänder ein Loch ins Raum-Zeit-Gefüge und öffnet somit nicht mehr nur ein Portal zu einem anderen Ort in ihrem Universum, sondern gar in eine Parallelwelt. Geschlossen werden kann dieses Portal offenbar nur von der anderen Seite mittels eines gewaltigen Energieaufwandes.
Und so lässt sich Energie-Absorbiererin Monica Rambeau von den anderen zwei Marvels einmal ordentlich aufladen, um sich der Aufgabe anzunehmen – ist nach getaner Arbeit jedoch in dem alternativen Universum gestrandet. Was sie dort erwartet, erfahren wir dann etwas später in der Mid-Credit-Szene (dazu weiter unten mehr).
Kate Bishop und die Young Avengers
Bevor wir im „The Marvels“-Abspann zu Monica zurückkehren, endet erst einmal der Film selbst mit dem obligatorischen Nachklapp zum Showdown. Es wird kurz um Monica getrauert, doch als Kamalas Familie nach der Verwüstung ihrer Wohnung offenbar in das alte Haus der Rambeaus zieht, ist man schon wieder besserer Dinge.
Viel aufregender ist dann tatsächlich die letzte „reguläre“ Szene, die im Grunde typisches Material für eine klassische MCU-Post-Credit-Szene bietet, hier allerdings schon vor dem Abspann kommt. Wir springen in eine vertraute Wohnung in New York, wo es ein Wiedersehen mit der aus der Serie „Hawkeye“ bekannten Kate Bishop (Hailee Steinfeld) gibt. Die Profi-Bogenschützin (die sich offenbar immer noch um den einäugigen Pizza-Hund Lucky kümmert) trifft in ihren vier Wänden auf Kamala, die sich bedeutungsschwanger aus den Schatten herausschält und davon spricht, dass sie Teil einer größeren Welt sind – ganz so wie einst Nick Fury (Samuel L. Jackson) in der allerersten MCU-Post-Credit-Szene in „Iron Man“.
Und ganz wie Nick Fury will Kamala ein neues Team aus Superheldinnen und -helden, jedoch mit jüngeren Mitgliedern (also so etwas wie die nächste Avengers-Generation), zusammenstellen. Das dürfte bedeuten, dass Marvel nun tatsächlich die Einführung der aus den Comic-Vorlagen bekannten Young Avengers ins MCU vorantreiben will, nachdem man über die Jahre schon viele potentielle Nachwuchs-Held*innen dafür in Stellung gebracht hat.
Neben Kamala, Kate und Ant-Mans in der „The Marvels“-Szene erwähnte Tochter Cassie Lang (Kathryn Newton) wären hier unter anderem die aus „Doctor Strange In The Multiverse Of Madness“ bekannte Dimensionsreisende America Chavez (Xochitl Gomez), die erstmals in „Black Panther 2: Wakanda Forever“ aufgetretene Iron-Man-Nachfolgerin Riri Williams (Dominique Thorne), der in den Comics zu Patriot werdende Enkel (Elijah Richardson) des Captain-America-Vorgängers Isaiah Bradley aus „The Falcon And The Winter Soldier“ sowie der Scarlet-Witch/Vision-Nachwuchs Wiccan (Julian Hilliard) und Speed (Jett Klyne) mögliche Kandidat*innen für das Team. Und auch ein Spider-Man (Tom Holland) würde sich angesichts seiner jungen Jahre noch durchaus für die Young Avengers qualifizieren.
Kamala hätte also viele Optionen, aus denen sie für die frische Truppe schöpfen könnte, obgleich noch unklar ist, ob sie die Rekrutierung auf eigene Faust durchführt oder von Fury (oder jemand anderem) tatsächlich dazu autorisiert wurde. In jedem Fall sind wir der Formierung der Young Avengers nun ein Stück nähergekommen, auch wenn die Marvel Studios Gerüchten zufolge gerade eher damit liebäugeln, noch mal die alte Avengers-Garde aufmarschieren zu lassen, um das Interesse am etwas strauchelnden MCU wieder stärker zu entfachen.
Mid-Credit-Szene: Neue Captain-Marvel-Variante?
So vielversprechend die Young-Avengers-Möglichkeiten mit Charme-Bolzen Ms. Marvel als Anführerin sind, dürfte dann aber doch die Mid-Credit-Szene von „The Marvels“ (also jene Szene, die nach dem animierten Abspann, aber vor den herkömmlich durchlaufenden Credits kommt) für noch mehr Aufregung sorgen. Wie oben erwähnt, bekommen wir hier nämlich einen kleinen Vorgeschmack auf die Welt, in der Monica Rambeau gelandet ist.
Als Monica in einem Krankenbett aufwacht, ist sie zunächst überglücklich, dass sie neben sich ihre Mutter Maria (Lashana Lynch) erblickt, die in ihrer Welt an Krebs gestorben ist. Jedoch handelt es sich hierbei lediglich um eine Variante ihrer Mutter, die in diesem Universum offenbar keine Tochter hat und darum Monica nicht erkennt.
Stattdessen scheint Maria die Captain Marvel dieser Welt zu sein (ähnlich wie schon in der Illuminati-Szene in „Doctor Strange In The Multiverse Of Madness“), worauf nicht zuletzt ihr Kostüm hindeutet, das am ehesten an Captain Marvels sogenanntes Binary-Outfit aus den Marvel-Comics erinnert. Womöglich war sie es auch, die Monica aus dem Weltall geborgen hat.
Mid-Credit-Szene: Beast und die X-Men
Die eigentliche Überraschung folgt jedoch erst, als noch eine Person den Raum betritt, die sich als Arzt um den Neuankömmling in seinem Universum kümmert. Denn hierbei handelt es sich um X-Men-Mitglied Beast alias Dr. Hank McCoy, der wie einst in „X-Men 3: Der letzte Widerstand“ und „X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“ von „Frasier“-Star Kelsey Grammer verkörpert wird.
Ob es sich dabei wirklich um genau jene Beast-Inkarnation oder eine andere Variante handelt, löst die Szene noch nicht auf. Vertraut sind neben seinem Auftritt aber auch die Umgebung mit einer altbekannten X-Men-Tür, die Erwähnung von X-Men-Anführer Charles Xavier und das Anklingen der Musikthemen aus „X-Men 2“ und „Zukunft ist Vergangenheit“.
In jedem Fall dürfte dieses unerwartete Marvel-Comeback ein weiteres Puzzleteil dafür liefern, wie man die beliebten Mutanten und Mutantinnen ins MCU einführen und damit eine ganz neue Dynamik ins Comic-Universum bringen wird. So wird man wohl nicht komplett bei Null mit gänzlich neuen X-Men-Inkarnationen anfangen, sondern über den Weg des Multiversums wohl eine Art Staffelstab-Übergabe der früheren Marvel-Held*innen anstreben.
Darauf deutete bereits der (tödlich endende) Gastauftritt einer Professor-X-Variante (Patrick Stewart) in „Doctor Strange In The Multiverse Of Madness“ hin. Noch ausgiebiger könnte das allerdings in „Deadpool 3“ ausgeführt werden, wo es bekanntlich nicht nur zu einer Rückkehr von Hugh Jackman als Wolverine kommt, sondern dieser gemeinsam mit dem Titel-Antihelden (Ryan Reynolds) angeblich auch das Multiversum bereisen und dabei auf viele alte X-Men-Bekannte treffen soll.
Gleichzeitig bahnt sich zudem aber schon eine neue Mutant*innen-Garde an, bei der erneut Kamala Khan zur Schlüsselfigur werden könnte. Zwar wird das trotz des X-Men-Teasers im Abspann in „The Marvels“ (noch) nicht wieder aufgegriffen, aber wie wir am Ende ihrer eigenen Serie „Ms. Marvel“ erfahren haben, ist auch Kamala offenbar eine Mutantin.
Gibt es eine Post-Credit-Szene bei "The Marvels"?
Nach dieser großen X-Men-Überraschung in der Mid-Credit-Szene kann eine etwaige Post-Credit-Szene wohl nur noch enttäuschen. Das dachten sich offenbar auch die Verantwortlichen hinter „The Marvels“ und haben das neue MCU-Spektakel zu einem der ganz wenigen Filme der Reihe gemacht, die ohne Post-Credit-Szene auskommen. Am Schluss hört man lediglich noch mal ein paar charakteristische Flerken-Geräusche, in deren Genuss man aber ja im Film selbst schon ausgiebig gekommen ist. Dafür lohnt sich das Sitzenbleiben also nicht wirklich.
„The Marvels“ läuft seit dem heutigen 8. November 2023 in den deutschen Kinos.
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