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    "Secret Invasion" ist die schlechteste MCU-Serie – aber nicht aus dem Grund, an den ihr alle denkt
    Björn Becher
    Björn Becher
    -Mitglied der Chefredaktion
    Björn Becher hat zwar nicht so viele Comics wie Gwenpool gelesen, kennt aber trotzdem auch obskure Marvel-Figuren und sowieso alles aus dem MCU. Zudem ist er für das berühmteste Kevin-Feige-Meme verantwortlich.

    „Secret Invasion“ hat viele Marvel-Fans und auch die Fachpresse enttäuscht. FILMSTARTS-Redakteur Björn Becher hält das Projekt sogar für die bislang schlechteste MCU-Serie. Doch das Problem liegt tiefer als ein langweiliges Skript und maue Action.

    Zu dem Zeitpunkt, an dem ich diesen Artikel schreibe, hat die finale Episode von „Secrect Invasion“ bei Rotten Tomatoes einen Wert von gerade einmal 10 Prozent positiven Rezensionen. Das ist ein Negativrekord: Keine MCU-Serienepisode, keine MCU-Serie und kein MCU-Film hat eine solch schlechte Wertung. Doch mein Problem an „Secret Invasion“ ist nicht nur die recht ideenlose finale Folge. Es ist die ganze Serie selbst – vor allem wie sich über weite Strecken präsentiert.

    Ja, ich stimme vielen Kritikpunkten zu, die im Netz kursieren. Der finale Kampf zwischen G'iah (Emilia Clarke) und Gravik (Kingsley Ben-Adir) ist schlecht in Szene gesetzt und beliebig choreographiert. Und wenn am Ende Gravik stirbt, ist das keine logische Konsequenz, die sich aus dem Geschehen ergibt, sondern wirkt wie: Sorry, wir müssen jetzt einen Abschluss finden!

    Doch das würde sie für mich noch nicht zum MCU-Tiefpunkt qualifizieren. Sind wir doch mal ehrlich: Finale Kämpfe waren selten das Prunkstück im MCU – und „Spider-Man: No Way Home“ feiert ihr doch auch alle, obwohl der gesamte finale Kampf meiner Meinung nach ganz grausig ist.

    Auch an den vielen Logikdebatten will ich mich nicht beteiligen. Natürlich ergibt es keinen Sinn, dass G'iah beim Nutzen der Kräfte von Drax nicht nur dessen Arm, sondern auch dessen Tattoos hat. Aber es ist ein visuelles Stilmittel, an dem man sich nicht zu sehr aufhängen sollte.

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    Ja, in „Secret Invasion“ stecken zudem zahlreiche interessantere Geschichten drin, als jene, die am Ende erzählt wird (allein die finalen Minuten mit den wahllos mordenden Anti-Skrull-Gruppen sind als Story so viel spannender als die Serie). Doch ich finde es meist müßig, über Dinge zu reden, die sein könnten statt über jene, die da sind...

    … und vorhanden ist eine Serie, die schon in den Details so leblos wirkt, dass es mir von Anfang an das Vergnügen verdorben hat.

    Nick Fury und die leeren Flure

    „Secret Invasion“ zeigt zu Beginn einen großen Terroranschlag in Russland, bei dem auch einige andere Menschen vorhanden sind. Doch sonst wirkt alles in der Serie oft seltsam entvölkert. Am besten zeigt sich dies in der vierten Episode: Der Überfall auf den Autokonvoi von US-Präsident Ritson (Dermot Mulroney) ist eine recht solide Actionszene, die mit dem Opfer von Talos (Ben Mendelsohn) auch einen emotionalen Moment hat, der funktioniert. Doch kaum dachte ich mir, dass die Serie vielleicht jetzt besser wird, kommt sofort wieder eine kleine Szene, die alles ruiniert.

    Nick Fury (Samuel L. Jackson) bringt den verletzten Präsidenten ins nächste Krankenhaus – und dieses besteht aus einem leeren Flur (den wir später noch mehrfach sehen werden), einem Arzt und einer Krankenschwester – also einem Personal von zwei (in Zahlen: 2 !!!) anwesenden Personen. Da kommt der um sein Leben kämpfende US-Präsident ins Krankenhaus und offenbar hat kein Mensch Zeit für ihn bzw. es ist schlimmer ausgestorben als Wochen nach einer Zombie-Apokalypse.

    Sorry, das wirkt einfach nur billig. Selbst eine verlachte Marvel-Serie wie „Inhumans“ sieht in solchen Momenten wertiger gemacht aus.

    Die teuerste MCU-Serie: Viel Einsatz, wenig Ertrag

    Dabei war „Secret Invasion“ ganz und gar nicht billig. Massive 212 Millionen Dollar sollen die sechs Episoden zusammen gekostet haben – trotz bereits abgezogener Steuervorteile aufgrund der Produktion in Großbritannien (die wahren Ausgaben waren also noch höher). Damit ist es wohl die bislang teuerste MCU-Serie. Nachdem „Loki“, „The Falcon And The Winter Soldier“ und Co. mit rund 25 Millionen Dollar pro Episode auskommen mussten, waren es hier ca. 35 Millionen Dollar pro Folge.

    Doch wo ging das Geld hin – abgesehen vom Salär des hochkarätigen Casts? Warum schafft man es nicht, dass die Schauplätze des Films belebt aussehen? Ja, herumwuselnde Statist*innen sind Hintergrundrauschen und viele nehmen es vielleicht nicht einmal bewusst wahr, doch unbewusst dürfte sich die neuste MCU-Serie für den einen oder die andere immer wieder „falsch“ angefühlt haben. Denn auch wenn die Krankenhausszenen (auch im Finale) das deutlichste Beispiel sind, ist es in „Secret Invasion“ unglaublich oft so, dass in den Szenen kein wirkliches Leben steckt.

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    Alles konzentriert sich auf die Hauptfiguren im Vordergrund. Dass hier noch andere Menschen (und Skrulls) existieren, ihr eigenes Ding machen, ist nicht zu spüren. Vielleicht haben Corona oder übertriebene Sicherheitsvorkehrungen aus Angst vor irgendwelchen Story-Leaks dazu geführt, dass man die Präsenz von Menschen am Set limitieren wollte – aber dann muss man halt einen anderen Weg finden.

    Mich hat diese Leere, diese Leblosigkeit so vieler Szenen von Anfang an so sehr aus „Secret Invasion“ herausgerissen, dass die Serie schwer zu ertragen wurde und ich irgendwann ernsthaft überlegt habe, abzubrechen. Es ist so meiner Ansicht nach mit deutlichem Abstand die schlechteste MCU-Serie und womöglich sogar die schlechteste Marvel-Serie („Inhumans“ war zumindest irgendwie gaga) – und das liegt in erster Linie nicht an den deutlich vorhandenen Schwächen bei Drehbuch oder Action-Choreografie.

    Was kommt nach "Secret Invasion"? So geht es jetzt im MCU weiter!

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