2021 kam endlich der langerwartete Solofilm um Natasha Romanoff (Scarlett Johansson) ins Kino – besser bekannt als Black Widow. Nachdem sie bereits 2010 in „Iron Man 2“ ihr MCU-Debüt gab, spielte Johansson die Superheldin unter anderem in allen vier „Avengers“-Filmen sowie zwei „Captain America“-Abenteuern – und es dauerte elf Jahre, bis sie schließlich ihren eigenen Kinofilm bekam.
Doch tatsächlich reichen die Überlegungen über einen „Black Widow“-Film noch viel weiter zurück: Bereits im Jahr 2004 (also vier Jahre vor „Iron Man“, mit dem das Marvel Cinematic Universe seinen Anfang nahm) dachten Marvel und das Filmstudio Lionsgate darüber nach, die Geschichte der ehemaligen KGB-Agentin, die über Umwege zum Avengers-Mitglied wird, auf die Leinwand zu bringen.
Als Hauptdarstellerin war damals noch nicht Scarlett Johansson vorgesehen, sondern „Mad Max: Fury Road“-Star Charlize Theron. Doch unter anderem diese Besetzungsentscheidung brachte das Projekt früh zum Scheitern: Theron hatte gerade die Hauptrolle im Science-Fiction-Film „Æon Flux“ gespielt, der an den Kinokassen schlimmen Schiffbruch erlitt. Gerade einmal 52,3 Millionen US-Dollar konnte die Adaption der gleichnamigen Zeichentrickserie am Box Office erwirtschaften – bei einem geschätzten Budget zwischen 55 und 62 Millionen.
Dass „Æon Flux“ gefloppt ist, lag natürlich nicht allein an der Hauptdarstellerin, sondern auch daran, dass die Vorlage schlicht nicht bekannt genug war und die Kritiken größtenteils vernichtend ausfielen. Auch Black Widow war (noch) keine Figur, die allein durch ihren Namen Millionen von Zuschauer*innen ins Kino locken würde – denn bevor sie in Gestalt eines Mega-Stars wie Scarlett Johansson zum Bestandteil der beispiellos erfolgreichen „Avengers“-Filme wurde, war die Superheldin eher eingefleischten Comic-Fans ein Begriff.
Und so wurde die Idee eines „Black Widow“-Kinofilms schnell wieder verworfen, wie im Buch „MCU: Reign Of Marvel Studios“ der Autor*innen Joanna Robinson, Dave Gonzales und Gavin Edwards nachzulesen ist (via FandomWire).
„Als ich mich an den letzten Entwurf machte, kam eine ganze Reihe von Filmen über weibliche Rächerinnen ins Kino“, erinnert sich Drehbuchautor David Hayter („X-Men“) in „MCU: Reign Of Marvel Studios“. „Wir hatten ,Tomb Raider' und ,Kill Bill', die am besten funktionierten, aber dann kamen ,BloodRayne', ,Ultraviolet' und ,Æon Flux'. Letzterer lief nicht gut an, und drei Tage nach seinem Start sagte das Studio: ,Wir glauben nicht, dass es an der Zeit ist, diesen Film zu machen.'“
Obwohl er schon einen Drehbuchentwurf ausgearbeitet hatte, blieb Hayter nichts anderes übrig, als die Entscheidung des Studios zähneknirschend hinzunehmen. „Ich akzeptierte ihre Bedenken im Hinblick auf die Sättigung des Marktes, aber es war ziemlich schmerzhaft“, so der Autor, der auch als Synchronsprecher aktiv ist (u. a. als englische Stimme von Solid Snake aus den „Metal Gear“-Videospielen). „Ich hatte nicht nur viel Zeit in den Film investiert, sondern deshalb sogar meine Tochter, die in dieser Zeit geboren wurde, Natasha genannt.“
Es wäre sicher interessant gewesen, wie eine eigenständige Version von „Black Widow“ ausgesehen hätte – im Vergleich zum 2021er-Blockbuster, der zwar Natasha Romanoffs Geschichte erzählt, gleichzeitig aber in ein komplexes Comic-Universum eingebettet ist. Leider werden wir Hayters Version wohl nie zu sehen bekommen.
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