Ein neuer Film von Martin Scorsese ist von Natur aus ein Großereignis für Fans der großen Leinwand. Der oscarprämierte Regisseur hat das Kino schließlich seit den 1970er-Jahren mit Meilensteinen wie „Taxi Driver“, „Wie ein wilder Stier“, „GoodFellas“, „Departed“ oder „The Wolf Of Wall Street“ nachhaltig geprägt. Es ist daher wenig verwunderlich, dass Scorsese inzwischen vielerorts als wohl wichtigster amerikanischer Filmemacher gefeiert wird.
Auch sein neuer Film „Killers Of The Flower Moon“ unterstreicht den Legendenstatus von Martin Scorsese ein weiteres Mal. Das 206-minütige Epos mit Leonardo DiCaprio, Lily Gladstone und Robert De Niro hat seine Premiere beim Festival in Cannes gefeiert und ist ab Donnerstag auch hierzulande endlich auf der großen Leinwand zu sehen. Die Kritiker*innen sind sich dabei nahezu einig darüber, dass der bildgewaltige True-Crime-Western zu den größten und wichtigsten Filmen des Jahres gehört – aus zwei Gründen.
„Killers Of The Flower Moon“ ist zunächst einmal eine bahnbrechend ausgestattete Rückbesinnung auf das klassische Erzählkino. Scorsese nutzt die epische Lauflänge nicht nur, um grandiose Bilderwelten auf die Beine zu stellen, die man in dieser wahnsinnig detailversessenen Ausformung heutzutage kaum noch zu sehen bekommt. Er veranschlagt die Zeit auch, um tief in die Innenleben seiner bisweilen hochgradig ambivalenten Charaktere einzutauchen. „Killers Of The Flower Moon“ ist dahingehend ein ziemlich kompromissloser Film, weil er den unbedingten Willen an den Tag legt, auf Tuchfühlung mit jeder noch so abgründigen Emotion seiner Figuren zu gehen.
Dazu kommt, dass Martin Scorsese hier einen Film in Szene gesetzt hat, der sich als Mahnmal versteht. Basierend auf dem gleichnamigen Sachbuch von David Grann behandelt „Killers Of The Flower Moon“ mit den Osage-Morden ein ungemein düsteres Kapitel amerikanischer Zeitgeschichte. Anfang der 1920er-Jahre ist der indigene Volksstamm durch Ölvorkommen unter ihrem Land zu großem Reichtum gekommen. Allerdings kamen schon kurze Zeit später immer mehr Frauen und Männer der Osage unter nicht natürlichen Umständen ums Leben.
Paramount Pictures Germany
Martin Scorsese liefert mit „Killers Of The Flower Moon“ ein unter die Haut gehendes Epos ab, das sich gegen das Vergessen stemmt. Verpackt wird das in einer Mischung aus True-Crime-Thriller, Historien-Epos, Western sowie Liebes- und Mafiafilm. Selbst wenn man weiß, welches Ende diese schreckliche Geschichte letztendlich genommen hat, gelingt es dem Film trotz seiner dreieinhalbstündigen Laufzeit durchweg, das Publikum in einen permanenten Zustand der Anspannung und Erschütterung zu versetzen.
Dafür sind fraglos auch die hervorragenden Schauspielleistungen verantwortlich. Nicht nur Leonardo DiCaprio, Lily Gladstone und Robert De Niro präsentieren sich hier in absoluter Bestform und werden deshalb auch bei der nächsten Oscarverleihung ein gewichtiges Wörtchen mitzureden haben. Auch in den Nebenrollen kann „Killers Of The Flower Moon“ mit allerhand Qualität auffahren: Mit von der Partie sind schließlich auch noch „Breaking Bad“-Star Jesse Plemons, der frischgebackene Oscargewinner Brendan Fraser sowie „Dexter“-Ikone John Lithgow.
