Massive Explosionen, Elend soweit das Auge reicht, den Verstand vernebelnde Belastung: Obwohl „Apocalypse Now“ vielfach kopiert wurde und sich erschreckend viele Imitationen bemühen, aus seiner Ästhetik unterhaltsame Coolness zu ziehen, ist dieser Kriegsfilm noch immer eine desolate, fiebrige Erfahrung. Genau das macht Francis Ford Coppolas Epos zu einem derart hoch angesehenen Klassiker.
Die FILMSTARTS-Community wählte das Mammutwerk sogar zum besten Kriegsfilm aller Zeiten – wobei eine Frage zu klären ist: Welche Schnittfassung genau ist denn die beste?! Schließlich brachte der „Der Pate“-Regisseur sogleich drei offizielle Versionen heraus. Nun, darüber lässt sich fürstlich streiten – doch wenigstens ist es denkbar einfach, sich ein Urteil zu bilden. Denn „Apocalypse Now“ gibt es im Heimkino als ultimative Collector's Edition in 4K. Ein Rundum-sorglos-Paket:
Das 4K-Set umfasst die eindringliche Schilderung des Vietnamkriegs im von Coppola bevorzugten „Final Cut“ (2019) mit 182 Minuten Laufzeit, in der sogenannten „Redux“-Fassung (2001) mit einer Dauer von stolzen 196 Minuten (!) sowie in der ursprünglichen Kinofassung (1979). Die erblickte einst mit einer Laufzeit von vergleichsweise mickrigen 147 Minuten das Licht der Filmwelt – was ihr kulturelles Echo jedoch keineswegs klein hielt:
Die Kinofassung erhielt die Goldene Palme in Cannes, gewann zwei Oscars und wurde 2000 von der US Library Of Congress zu einem „kulturell, historisch oder ästhetisch signifikanten“ Kunstwerk gewählt, das der Nachwelt erhalten bleiben muss.
Alle drei Versionen sind in der Collector's Edition auf 4K-Disc sowie auf Blu-ray-Disc enthalten, darüber hinaus sind auf den Scheiben massig Extras zu finden, darunter eine der am meisten gefeierten Making-of-Dokumentationen aller Zeiten: „Hearts Of Darkness: Reise ins Herz der Finsternis“, ein 96-minütiger, soghafter und im besten Sinne erschöpfender Einblick in die tumultartige Entstehung des Kriegsepos.
"Apocalypse Now": Worum geht’s?
Captain Willard (Martin Sheen) erhält den Auftrag, nach Kambodscha zu fahren. Dort führte Colonel Kurtz (Marlon Brando) einen brutalen Guerilla-Krieg – und hat sich dann zum absoluten Psychopathen entwickelt. Nunmehr wird er von seinen Leuten gottgleich verehrt und daher von der US-Militärführung als gewaltiges Hindernis angesehen, das die erwünschten Fortschritte im Vietnamkrieg ausbremst. Jetzt will sie ihn möglichst bald tot sehen.
Willard und seine kleine Crew treffen auf den ebenfalls irrsinnig gewordenen Colonel Kilgore (Robert Duvall), der ihnen aber unter die Arme greift – zunächst widerwillig, später umso enthusiastischer. Dennoch wird die Reise durch den Dschungel zum Trip durch die Hölle, bei dem man entweder sein Leben oder seinen Verstand verliert...
Zu den Nebendarstellern zählen unter anderem Harrison Ford als Colonel G. Lucas und Dennis Hopper, der zehn Jahre vor „Apocalypse Now“ mit dem Motorrad-Western „Easy Rider“ die New-Hollywood-Bewegung in neue Sphären katapultiert hat. Darüber hinaus feierte Laurence Fishburne mit dem Kriegsepos seinen Durchbruch – nachdem er sich die Rolle durch eine Lüge beim Casting erflunkert hat.
Wieso bevorzugt Coppola den Final Cut?
Um den Wahnsinn des Krieges auszudrücken, wollte Coppola einen Film erschaffen, der sich ständig bewegt – in jederlei Hinsicht. Visuell, akustisch, strukturell und tonal. Dann aber hatte er Sorge, dass er übers Ziel hinausgeschossen sein könnte, weshalb er den Film zunächst auf „nur“ 147 Minuten begrenzte. In der Nachbetrachtung war der Regisseur der Überzeugung, mit der Kinofassung ein unvollständiges Werk veröffentlicht zu haben.
Deshalb erschien 2001 die gewaltigere, gewollt-konfusere „Redux“-Version – mit der Coppola rückblickend ebenfalls unzufrieden war. Dem Spiegel erklärte Coppola, dass in der „Redux“-Fassung die eigentlichen Themen des Films untergehen, was er im „Final Cut“ rückgängig machen wollte. Der fühle sich für die Regiegröße vollständig an und bringe die Themen besser zum Vorschein als die „Redux“-Variante.
Während andere Filmschaffende, wie der mit Coppola eng befreundete George Lucas, nach ihrer Überarbeitung alter Werke die vorherigen Versionen am liebsten vergraben möchten, ist Coppola neugierig veranlagten Filmfans gegenüber jedoch fair:
Wer „Star Wars“ ohne die Jahrzehnte nach Kinostart erfolgten Änderungen sehen möchte, muss auf dem Gebrauchtmarkt Unsummen für alte Heimkinoauflagen in schlechter Bildqualität ausgeben. Coppola dagegen gestattet uns die Möglichkeit, in UHD selber einen Blick auf seine Vision(en) des Vietnamkriegs zu werfen. Und zu entscheiden, ob er bereits beim ersten Mal einen Volltreffer landete, „Mehr ist Mehr!“ die Lösung war oder wirklich sein jüngster Kompromiss das Wahre ist.
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