Bei „Blutsauger“ von einem Geheimtipp zu sprechen, ist wohl nicht zu hoch gegriffen. Schließlich gab es für die satirische Genre-Melange von Regisseur Julian Radlmaier („Selbstkritik eines bürgerlichen Hundes“) gute 3,5 von 5 möglichen Sternen in der FILMSTARTS-Kritik. Ein Tipp? Definitiv! Dass dieser bis dato aber noch relativ geheim ist, lässt sich ebenfalls nicht von der Hand weisen. Der Film kam im Mai 2022 in die deutschen Kinos und konnte damals nicht mehr als 7.017 Menschen in die Filmtheater locken.
Schade, trotz seiner Qualitäten flog die deutsche Historien-Fantasy-Komödien-Romanze bis zuletzt unter dem Radar. Zum Vergleich: Um in die Top 100 der Kino-Jahrescharts zu kommen (Rang 100: „Peterchens Mondfahrt“ mit 102.313 Besucher*innen), hätte der Film gut 15 mal so viele Tickets verkaufen müssen. Gerade deswegen bietet sich heute Abend aber auch die Gelegenheit, den Geheimtipp nachzuholen: „Blutsauger“ feiert am 6. September 2023 seine TV-Premiere bei arte (ab 22.40 Uhr)!
Deutsches Kino ist [doch] geil! Darum vergeben wir eine neue Auszeichnung - und berichten ab sofort mehr über deutsche Filme!Alternativ könnt ihr den Film auch auf DVD* sowie im Streaming – etwa bei Amazon Prime Video* – nachholen. So oder so: Ihr solltet keinesfalls auf einen klassischen Vampir-Film einstellen. Denn blutiges Gemetzel etwa steht in dem von der FSK ab zwölf Jahren freigegebenen Film nicht unbedingt im Vordergrund…
Das erwartet euch in "Blutsauger"
Darum geht's: Wie aus dem Nichts wird der Fabrikarbeiter Ljowuschka (Alexandre Koberidze) in der Sowjetunion der 1920er für die Rolle von Leo Trotzki im neuen Film von Sergei Eisenstein (Anton Gonopolski) besetzt. Doch seine Träume von einer Karriere als Filmstar werden genauso schnell wieder zerstört, als Trotzki bei Stalin in Ungnade fällt und aus dem Film geschnitten wird. Nun will Ljowuschka über den großen Teich und dort in der Filmindustrie von Hollywood Fuß fassen. Blöd nur, dass er sich auf dem Weg in die USA in die vermögende Vampirin Octavia Flambow-Jansen (Lilith Stangenberg) verliebt!
„Blutsauger“ ist vor allem eines: ein buntes Potpourri an Einfällen. „Einige führen womöglich sogar wohin, andere sind mal clevere, mal alberne Unterhaltung“, heißt es dazu unter anderem in der FILMSTARTS-Kritik, in der Chefredakteur Christoph Petersen von einem äußerst gegenwärtigen Film spricht. Denn sein historisches Setting wird immer wieder durch Anachronismen aufgebrochen, sodass einst etablierte Klassengrenzen zunehmend zu einem chaotischen Wirrwarr verschwimmen, wie man es auch heute vorfindet.
Während vieles über Metaphern und Seitenhiebe funktioniert, nimmt „Blutsauger“ vor allem den marxistischen Ansatz, demzufolge Kapitalisten nun mal Blutsauger sind, mit einer Extraportion Witz und Köpfchen durch und durch wörtlich. Bei all dem Spaß kommen allerdings auch Fans klassischer Vampir-Unterhaltung auf ihre Kosten – etwa mit einem herrlichen Amateur-Dreh eines Ostsee-„Nosferatu“.
So ist „Blutsauger“ alles, nur kein Vampir-Film von der Stange. Wer also mal Lust auf etwas Anderes hat, dürfte hier mit einem kreativen Spaß auf seine Kosten kommen, der die Grenzen des Genres auf originelle Art und Weise auslotet. Klassisch-blutrünstigen Blutsauger-Horror bekommt ihr hier hingegen eher weniger…
Einer der schlimmsten Tyrannen der Weltgeschichte wird zum Vampir: Netflix-Trailer zur Horror-Satire "El Conde"*Bei den Links zum Angebot von Amazon handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links erhalten wir eine Provision.