Wir haben bereits darüber berichtet, dass Perfektionist Christopher Nolan wohl durchgerutscht ist, dass er in „Oppenheimer“ die falsche, weil eine zu diesem Zeitpunkt noch nicht existierende US-Flagge verwendet hat. Doch es gibt noch einen anderen Filmfehler – und über den rätselt man vor allem in Holland, während ihn viele deutsche „Oppenheimer“-Kinobesucher*innen gar nicht bemerken können. Denn in der deutschen Synchronfassung existiert er nicht.
Wer den Film kennt, ahnt vielleicht schon, dass es hier um den Vortrag geht, welchen J. Robert Oppenheimer (Cillian Murphy) zur Verblüffung nicht nur seines späteren Freundes Isidor Rabi (David Krumholtz) in astreinem Niederländisch hält. Das Problem dabei ist: So astrein ist das Niederländisch nicht – im Gegenteil.
Weder Niederländisch noch Deutsch – Oppenheimer spricht Kauderwelsch
Aus unserem westlichen Nachbarland ist zu hören, dass man überhaupt nicht versteht, was Oppenheimer redet. Im Internet kursiert mittlerweile sogar die Falschbehauptung, dass Nolan und sein Team die Sprachen verwechselt haben und Oppenheimer in dieser Szene auf Deutsch referiere. Doch wer die Originalfassung gesehen hat, kann natürlich bestätigen, dass die Worte aus dem Mund von „Peaky Blinders“-Star Murphy auch nicht viel mit unserer Muttersprache zu tun haben – mit Ausnahme von ein paar Fetzen.
Der „Oppenheimer“-Hauptdarsteller gibt hier einfach ein absurdes Kauderwelsch von sich, das ein paar Teile beinhaltet, die entfernt an die beiden germanischen Sprachen erinnert, aber weder Deutsch noch Niederländisch ist.
Nolan interessierte sich nicht, Murphy hatte keine Ahnung
Wie es zu dem Fehler kam, lässt sich aus Äußerungen von Cillian Murphy nachvollziehen. Der verriet in Interviews, dass er Regisseur Christopher Nolan fragte, wie er die Szene angehen soll. Und der Filmemacher zeigte wohl wenig Interesse, das Problem anzugehen, sondern machte seinem Hauptdarsteller klar, dass er dafür doch bitte selbst eine Lösung finden müsse.
Doch der wählte wohl nicht den besten Weg. Murphy bat laut eigener Erzählung den niederländischen Kameramann des Films, Hoyte van Hoytema, ihm den Text einmal einzusprechen. Die Aufnahme davon habe er sich dann über mehrere Wochen verlangsamt immer wieder angehört und versucht, dies nachzusprechen. Es ist ein Weg, der zum Scheitern verurteilt ist.
Selbst wenn wir mal davon ausgehen, dass die Kameralegende den Schauspieler hier nicht verarscht, sondern ihr bestes gegeben hat, konnte das nicht klappen: Eine (womöglich trotzdem noch recht unsauber aufgenommene) verlangsamte, mehrere Minuten dauernde Audioaufnahme ist ganz sicher kein gutes Lehrmittel. Wer das immer wieder nachspricht, ohne dass jemand ihn immer wieder unterbricht und korrigiert, wird schnell nur sich irgendwie selbst zusammengereimtes Kauderwelsch reden.
So verriet Murphy auch, dass er absolut keine Ahnung hatte, was er sagte. Er ging nur davon aus, dass seine Worte so klingen, wie das, was van Hoytema ihm aufgenommen hatte.
Warum der Kameramann beim Dreh nicht einschritt, als er merkte, dass Murphys Worte wenig mit seiner Muttersprache gemein haben? Wahrscheinlich war es den Beteiligten nicht wichtig genug. Schließlich bemerkt das kaum jemand auf der Welt. Die Szene entfaltet für 99% der Kinogänger*innen den vollen Effekt. Es ist ja auch bei Weitem nicht die erste Szene in einem Hollywood-Film, in welcher jemand angeblich perfekt eine Sprache spricht, doch seine Worte nur wenig mit dieser zu tun haben. Und was hätte van Hoytema tun können? Um Abbruch eines komplett vorbereiteten Drehs in einem extra gebauten Set voller Statist*innen zu bitten, damit Murphy noch mal ein paar Tage hat, um den Text zu lernen? Undenkbar!
Ausgebessert in der deutschen Synchro
In der deutschen Synchronisation ist der Fehler nicht zu finden. Cillian Murphys Synchronsprecher Norman Matt musste den Text natürlich ohnehin neu einsprechen, damit alles gleich klingt. Der auch als Synchronautor und vor allem -Regisseur tätige und erfolgreiche Matt scheint sich dabei den richtigen Text besorgt und dann darauf geachtet zu haben, dass das recht ordentlich klingt und verständlich ist.
So ähnlich wie er dürfte dann womöglich der echte J. Robert Oppenheimer geklungen haben. Denn auch wenn die Szene selbst mit dem Kauderwelsch einen fetten Fehler in der Originalfassung hat, basiert sie auf wahren Ereignissen. Oppenheimer lernte Niederländisch wirklich in nur wenigen Wochen, um einen Vortrag halten zu können.
„Oppenheimer“ läuft aktuell weiterhin erfolgreich in den deutschen Kinos.
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